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Foto: Rolf Schwarz
Rosensteinstraße 55-61, Rümelinstraße 78 + 8070191 Stuttgart
Bauzeit: Januar 2006 bis Mai 2007
Grundstück 7.392 qmGrundfläche Kindertageseinrichtung 4.200 qmAußenanlagen Kindertageseinrichtung 4.610 qmNutzfläche Kindertageseinrichtung 3.460 qmUmbauter Raum der Kindertagseinrichtung 16.262 cbmNutzfläche Lidlmarkt inklusive Nebenräume 1.796 cbmStellplatzanzahl überdachter Parkplatz 152
Vorgeschichte
Das Planungsgebiet ist Teil des ehemaligen Postareals in Stuttgart Nord. Das Grundstück wird im Osten von der Rosensteinstraße, im Süden von dem Grundstück der Firma Arnholdt und im Norden von der verlängerten Steinbeisstraße begrenzt. Das Grundstück war mit Lager - und Betriebsgebäuden bebaut. Auf dem westlichen Grundstücksteil betrieb die Stadt Stuttgart eine Kindertagesstätte die in provisorischen Postbaracken untergebracht war. Das außergewöhnliche Projekt entstand aus einer Kombination zweier Interessen:Die Kindertageseinrichtung sollte angemessene Räumlichkeiten erhalten.Der Lebensmittel- Einzelhändler LIDL wollte an der Rosensteinstraße einen Lebensmittelmarkt errichten.
Die Stadt Stuttgart und die Firma LIDL GmbH schrieben auf Grundlage einer Planungsstudie, der Firma LIDL GmbH und Schwarz Architekten ein Architekten- Gutachterverfahren aus, bei dem, unter Berücksichtigung der vom Gemeinderat beschlossenen Zielsetzungen, die Studie überprüft und weiterentwickelt werden sollte. Geplant werden sollte ein Lebensmittelmarkt mit einer Nettoverkaufsfläche von 1350 qm und 150 Stellplätzen mit darüberliegender Kindertagesstätte mit 15 Gruppen (ca. 300 Kinder). ARP- die Architektenpartnerschaft Stuttgart erhielt 2005 den Zuschlag.
Im August 2005 erteilte die LIDL Dienstleistungs GmbH + Co.KG den Auftrag an die Architektengemeinschaft Rosensteinstraße, - ARP Architektenpartnerschaft Stuttgart und Architekten Schwarz Partner, Stuttgart. Das Projekt wurde ‘horizontal’ geteilt: Die Architekten Schwarz Partner planten den Lebensmittelmarkt auf der Höhe der Rosensteinstraße, ARP die Tageseinrichtung für Kinder an der Rümelinstraße. Das Bauvorhaben wurde in einem Bauabschnitt gebaut. Die Eröffnung des Lebensmittelmarktes erfolgte im März 2007. Anfang Juni 2007 wurde die Kita in Betrieb genommen.
StädtebauDer Wunsch die Gruppen- und Aufenthaltsräume nach Süden auszurichten bestimmen im Wesentlichen den Baukörper der Kindertageseinrichtung. Durch die Teilung der Kita in einen 6-gruppigen und einen 9-gruppigen Bereich entsteht eine zur Rosensteinstraße offene, kammartige Bebauung, welche die entstehenden Freibereiche umschließt. Die 15 Gruppen sind in fünf 3er-Einheiten aufgeteilt, die z.T. 2-geschossig angeordnet sind.
Ferner ist eine Verteilküche mit ihrer Anlieferungslogistik in den eingeschossigen Gebäudeteil integriert.
Der notwendige Schallschutz zur Rosensteinstraße und zur Bahnlinie wird durch eine teilweise verglaste, optisch strukturierte, Schallschutzwand gebildet. Die dahinter liegende Stahlkonstruktion ist mit integrierten Spielmöglichkeiten und Rettungswegen Bestandteil des Gesamtkonzeptes. Treppen führen vom Obergeschoss in den begrünten Freibereich, die Verglasungen ermöglichen Ein- und Ausblicke.
ArchitekturEin wichtiger planerischer Aspekt bei einer Einrichtung dieser Größe ist der Eingangsbereich mit seinen Anforderungen an Aufenthaltsqualität und Funktionalität. Durch das Abrücken des Baukörpers von der Rümelinstraße entsteht ein großzügiger, höhenmäßig differenzierter Platzbereich vor der Kita. Die Gruppen- und Nebenräume sind großflächig nach Süden verglast. Die Baukörper korrespondieren mit Ihren Ziegel- und Putzfassaden mit der umgebenden Blockrandbebauung.
Der Lebensmittelmarkt orientiert sich mit seiner großzügig verglasten Eingangsseite zur Rosensteinstraße. Durch geschicktes Ausnützen der Topographie und Anordnung eines ‘Lichtgrabens’ entlang der Rümelinstraße entstehen ein natürlich belüfteter und belichteter Parkplatz. Ferner wurde der komplette Anlieferverkehr in der Parkierungsebene integriert. Eine Störung der Nachbarschaft wird vermieden. Das komplette Anforderungsprofil eines modernen Lebensmittelmarktes konnte so effizient realisiert werden.
Ökologisches KonzeptDas Gebäude wurde über eine Pfahlgründung und ohne Untergeschoss gebaut. So wurde das wertvolle Stuttgarter Mineralwasseraufkommen geschützt. Die mehrgeschossige Überbauung des Markts minimiert die Flächenversiegelung. Die Begrünung auf der Kita- Ebene sorgt für ein positives Mikroklima. Für die Bewohner des Stuttgarter Nordens und des Rosensteinviertels ist eine zeitgemäße Einkaufsstätte entstanden, die über kurze Wege auch zu Fuß und mit dem Fahrrad erreichbar ist.
Ökonomisches KonzeptDie Investition für das Gebäude übersteigt die üblichen Dimensionen für einen Lebensmittelmarkt bei weitem. Zusätzliche Nutzungsebenen und eine überbaute Parkierungsebene gehören nicht zum Standard eines auf Effizienz ausgelegten Unternehmens. Die Landeshauptstadt sicherte durch einen langfristigen Mietvertrag die enorme Zusatz-Investition. LIDL stellte außerdem neben dem Gebäude die Verbindungsstraße zwischen Rümelinstraße und Rosensteinstraße her und verbesserte damit die Infrastruktur erheblich. Der Standort bedeutet ein langfristiges Engagement im Stuttgarter Norden. Die Nahversorgungssituation im Rosensteinviertel wird - auch mit Blick auf Stuttgart 21 - durch den neuen Lebensmittelmarkt nachhaltig gewährleistet.
Diese erste Kooperation zwischen dem Lebensmittelhändler Lidl mit der Landeshauptstadt Stuttgart als PPP- Projekt (public private partnership) verbindet die unterschiedlichen Interessen von Stadt und Investor, sowohl in architektonischer Ausprägung als auch im wirtschaftlichen Zusammenspiel.
Aktuelle Ergebnisse, die Prämierungen aus den letzten beiden Jahren sowie die ausgelobten Verfahren in diesem Jahr inklusive Tipps zur Teilnahme finden Sie hier.