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Foto: Johannes Meger Photography
Kartäusertraße 11779104 Freiburg-Oberau
Neue GemeinschaftUm den ehemaligen Hof in die heutige Zeit zu geleiten, wurde eine Wohnnutzung angestrebt, die dennoch weiterhin in das gesamte Areal des ehemaligen Kartäuserklosters integriert bleiben sollte.
Nach rund 18 Monaten Bauzeit konnten zwölf sanierte und neu geschaffene Wohnungen zwischen 60 und 125 m² von der Meierhof GbR an die neuen Nutzer übergeben werden. Einige der Bewohner kennen den Meierhof noch in der alten Nutzung als Bauernhof oder auch von der langen Leerstandzeit danach. Sie alle können kaum glauben, was aus den dunklen, feuchten und vermeintlich baufälligen Räumen geworden ist. Ein Gutachten hatte damals sogar bestätigt, dass der Meierhof baulich so stark beschädigt ist, dass seine Erhaltungsfähigkeit als Kulturdenkmal in Frage stand. Es wollte einfach nicht gelingen, dass die Belange der geplanten neuen Nutzung, mit Baurecht und Denkmalschutz, Bauphysik und Baukonstruktion sowie der notwendigen Wirtschaftlichkeit auf einen Nenner gebracht werden konnte. Der Abriss schien unumgänglich und war bereits genehmigt.
Zufrieden war niemand mit einer solchen Lösung. Im Freiburger Stadtgebiet ist der Meierhof das letzte Beispiel eines klösterlichen Wirtschaftshofs. Er ist ein prägendes Element innerhalb des Kartaus-Areals und man mag sich gar nicht vorstellen, dass an dieser Stelle nun auch ein moderner Wohnblock stehen könnte.
So war auch den Beteiligten – der gemeinnützigen Robert Bosch Stiftung, der Stadt Freiburg, der Heiliggeistspitalstiftung und dem Denkmalamt – daran gelegen, alle Möglichkeiten zu prüfen, das Gebäude zu erhalten. Die Robert-Bosch-Stiftung reagierte deshalb auf einen Vorschlag des Altbausanierers Willi Sutter, der im Dezember 2016 ein detailliertes Konzept zur Sanierung und Erhaltung des Baudenkmals vorlegte. Im weiteren Verlauf konnten die zum Teil sehr komplexen bau- und grundstücksrechtlichen Fragen mit allen Beteiligten zufriedenstellend geklärt werden. Der Eigentümer des Geländes, die Freiburger Heiliggeistspitalstiftung, hat dafür ein Erbbaurecht für die eigens dafür gegründete Meierhof GbR begründet, das ihr ermöglichte, das Gebäude zu wirtschaftlichen Konditionen zu sanieren und zu Wohnraum, im Wesentlichen für Lehrer des United World College umzugestalten
Gelingen konnte die Sanierung also letztendlich, weil alle Beteiligten an einem Strang gezogen haben. Das bauliche und wirtschaftliche Risiko hat Willi Sutter und sein Team direkt selbst übernommen. Gemeinsam mit den Geschäftsführern der sutter³ GmbH & Co. KG Axel Bürk, Oliver Hug und Daniel Steiger hat er zur baulichen Umsetzung und anschließenden Vermietung die Meierhof GbR gegründet.
Die Ausführung erfolgte unter Beteiligung zahlreicher regionaler Handwerksfirmen mit großer Erfahrung in der Sanierung denkmalgeschützter Gebäude. Im Vordergrund stand dabei immer die Entwicklung eines machbaren Weges aus technischen und baurechtlichen Notwendigkeiten, Nutzungsanforderungen und gestalterischen Ansprüchen, wirtschaftlichen Belangen, den Anforderungen des Denkmalschutzes und der Verträglichkeit im Umgang mit der historischen Substanz. Sobald sich in diesem Zusammenspiel der Fokus zu sehr auf einen Aspekt richtet, gerät das Sanierungssystem aus dem Gleichgewicht. Der Erhalt wäre dann nicht möglich.
Weder die Gewinnmaximierung noch die Nutzungsanforderung oder die restauratorisch museale Sanierung, darf im Vordergrund stehen, sondern einzig und allein das gesamthaft tragfähige Konzept zum Erhalt des Gebäudes.
Nun aber ist die Sanierung abgeschlossen. Der Meierhof blickt auf eine gesicherte Zukunft und die Bewohner freuen sich auf die neuen Räumlichkeiten. Die Wohnungen sind nun lichtdurchflutet und erfüllen die Anforderungen an ein zeitgemäßes Wohnen. Das Gebäude erreicht den energetischen Standard „KfW-Effizienzhaus Denkmal“. Dazu kommt der einmalige Charakter der Räume, wie man ihn nur im historischen Bestand erzielen kann. Die Bewohner können beinahe an jeder Ecke die ursprüngliche Nutzung und Baugeschichte des Meierhofes ablesen.
Der Meierhof sendet damit ein deutliches Signal, dass alte Gebäude auch unter schwierigsten Bedingungen als Denkmal erhalten werden können, sofern alle Beteiligten an einem Strang ziehen und wollen.
GeschichtlichesErste Teile des Meierhofes wurden 1745 als Teil der Klosteranlage der Kartäuser errichtet. Nach diversen Umbauphasen erhielt er um 1900 sein heutiges Erscheinungsbild. Der Hof wurde bis in die Anfänge der 2000er Jahre bewirtschaftet.
Im Juni 2015 wurde auf Grundlage eines Sanierungsgutachtens und dem damaligen Konzept, dem Abriss des Meierhofes zugestimmt. Werdegang ProjektDer Bürgerverein Oberwiehre unter Führung von Hans Lehmann, private Befürworter und die Arge Stadtbild, nahmen im Sommer 2015 Kontakt zu Willi Sutter auf, um Möglichkeiten des Erhalts zu diskutieren. Es folgten faire und erfolgreiche Verhandlungen mit den Grundstückseigentümern, der Erbpachtberechtigten Robert-Bosch-Stiftung und der Stadt Freiburg. Daraus resultierte die Gründung der Meierhof GbR. Projektdaten:Bauherr: Meierhof GbR Wohnfläche: Gesamt 1.135m², zwölf Wohnungen zwischen 60 und 125m², drei davon barrierefrei Energiestandard: KfW-Effizienzhaus-Denkmal mit Fußbodenheizungen und Pelletkessel Ausstattung: gehoben, hochwertig, Parkettböden, mit Garten und Nebengebäuden, Stellplätze im Hof Denkmal: - Wiedereindeckung des gesamten Daches mit historischem Ziegel. Die Ziegel mussten teilweise von anderen örtlichen Projekten und Baustoffhändlern eingekauft werden. - Sichtbarer Erhalt der Kappendecke im ehemaligen Stall - Erhalt der originalen historischen Putze im Stall und Erhalt des ursprünglich angetroffenen Erscheinungsbildes in den Räumen mit Gewölben - Sichtbarer Erhalt der gesamten Tragstruktur des Daches, sandstrahlen der gut erhaltenen Hölzer, Reparaturen waren nur in geringem Umfang notwendig - Insgesamt Erhalt und Sanierung von 90 Prozent der originalen vorgefundenen historischen Bauteile
Aktuelle Ergebnisse, die Prämierungen aus den letzten beiden Jahren sowie die ausgelobten Verfahren in diesem Jahr inklusive Tipps zur Teilnahme finden Sie hier.