Veranstaltungsort für Tagungen, Seminare, Produktpräsentationen oder Pressekonferenzen.
Informationen für private und gewerbliche Bauherrinnen und Bauherren, Städte und Kommunen.
Foto: Roland Halbe
Eisenbahnstraße 5973207 Plochingen
Das Grundstück zwischen Industriegebiet und einem Bündel von Gleisanlagen nahe dem Plochinger Bahnhof bot eine kontrastreiche Aufgabenstellung: hinten Lärm, vorne Musik. Der Ort verträgt ein Gebäude mit hoher städtebaulicher Prägnanz. Dies leisten zwei hohe, in sich differenzierte aber sehr klare Baukörper. Sie sind im Erdgeschoss durch eine den gesamten Komplex zusammenfassende Mauer verbunden.
Zur Straße hin öffnet sich diese mit einem Torbogen und großer Geste zu einem geschützten Innenhof, der zu beiden Seiten die Hauptzugänge erschließt. Im linken Gebäudeteil, dem Akademiegebäude, befinden sich neben den Verwaltungsbüros die akustisch variabel ausgestalteten Probensäle, Musizierräume, Tagungs- und Seminarräume für Workshops, Tagungen und Kurse. Im rechten Gebäudeteil liegen die Zimmer mit WC und Bad zum Übernachten, die von den Musikern für ein Probenwochenende angemietet werden können, sowie der Gastronomiebereich. Klare Strukturen sorgen für Übersichtlichkeit, Innenhöfe und eine Dachterrasse schaffen Offenheit. Die beiden Großräume, die um einen weiteren Innenhof entwickelte Mensa und der Orchestersaal, bilden die Enden des Gesamtvolumens, wobei der große Saal mit einem hoch aufragenden Oberlicht den südlichen Abschluss des Baukörpers betont. Die Loggien der Wohnräume öffnen sich zu den Höfen hin.
Alle Gebäudeteile sind in Massivbauweise in Ortbeton mit Wärmeschutz und einer Vorsatzschale aus ortstypischen Ziegeln ausgeführt. Das gesamte Volumen ist mit hellen Ziegelsteinen verkleidet, um den monolithischen Charakter des Hauses zu unterstreichen. Das Material zeichnet sich durch eine lange Lebensdauer und enormen Beständigkeit aus. Es entspricht allen Anforderungen der modernen Bauphysik und sichert bleibende Schönheit der Oberflächen. Gegenüber den Verschmutzungen aus dem industriell geprägten Umfeld ist der glatte, durchgebrannte Klinker wenig empfindlich. Viele der unterschiedlich getönten Ziegel sind mit der Rückseite samt schadhafter Stellen nach vorne eingebaut. Sie zeigen die handwerkliche Herstellung des Naturprodukts und machen die dreidimensionale Tiefe spürbar.
Die wenigen Räume direkt an den Bahngleisen dienen der Verwaltung oder als Überäume und sind mit Schallschutzfenstern ausgerüstet. Fensterrahmen und Fensterflügel bestehen aus Eichenholz. Für den Innenausbau wurden robuste und reparaturfähige natürliche Materialien von hoher Dauerhaftigkeit verwendet: Steinbeläge, strapazierfähiges Eichenparkett, Linoleumbodenbeläge, warmtonige Ziegelwände und Türen, Theken und andere Einbaumöbel aus Holz bestimmen die Atmosphäre im Innern.
Der wesentliche Aspekt in der Lebenszyklusbetrachtung liegt im Begriff der „Dauerhaftigkeit“. Dies betrifft sowohl die Wahl der Materialien als auch die Flexibilität der Gebäudestruktur sowie eine für lange Zeit positiv empfundene Architekturqualität. Durch den Einsatz von schweren Materialien und gleichzeitiger Reduzierung der Fensterflächen auf das notwendige Maß wird zu allen Jahreszeiten ein angenehmes Raumklima erreicht. Die Nutzung der Gebäudemasse als thermische Speicher durch Verzicht von Verkleidungen der schweren Tragkonstruktion reduziert die Anforderung an die technischen Anlagen. Auf dem Flachdach des Hauptbaukörpers wurden Photovoltaik-Elemente installiert. Die Wärmeversorgung erfolgt über einen Fernwärmeanschluss.
Aktuelle Ergebnisse, die Prämierungen aus den letzten beiden Jahren sowie die ausgelobten Verfahren in diesem Jahr inklusive Tipps zur Teilnahme finden Sie hier.