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Foto: Yohan Zerdoun
Belchenstraße 8-10, 12-3479115 Freiburg-Haslach
MoRe Architekten PartGmbB, Fee Möhrle & Tobias Martin Reinhardt, Freiburg im Breisgau (Neubau) | Werkgruppe Freiburg Miller & Glos PartmbB Freie Architekten, Freiburg im Breisgau (Modernisierung und Aufstockung) | AG FREIRAUM Jochen Dittus + Andreas Böhringer Landschaftsarchitekten PartGmbB, Freiburg im Breisgau
Das Quartier Belchenstraße im Stadtteil Haslach wurde im Rahmen des Förderprogramms „Soziale Stadt“ sukzessive erneuert. Als Ersatzmaßnahme für die Bewohner:innen des rückgebauten Hochhauses entstanden in zwei Bauabschnitten fünf Einzelbaukörper mit 8.800 m² modernem Wohnraum. Vier angrenzende Bestandgebäude wurden aufgestockt und modernisiert. Die Maßnahmen wurden durch einzelne Quartiersplätze und die Wiederherstellung der Durchwegung zur südlichen Joseph-Brandel-Anlage miteinander verzahnt.
NeubauDen ersten Bauabschnitt der Neubauten bildet ein sechsgeschossiges Wohngebäude, das die östliche, markante Ecke des Grundstücks besetzt. Das 12-geschossige Bestands-Hochhaus wurde nach der Erstellung des ersten Bauabschnittes abgerissen. Mit dem Neubau wird der städtebauliche Auftakt für das Gebiet formuliert und gleichzeitig die Voraussetzung für den Umzug der Mieter:innen des abgängigen Hochhauses auf dem Grundstück geschaffen. Auf die Bewohner:innenstruktur abgestimmt, wurden 30 Wohneinheiten mit eineinhalb- bis drei Zimmern erstellt.
Der zweite Bauabschnitt aus vier Gebäuden folgte nach Abriss des Hochhauses. So entstanden fünf zueinander versetzte Neubauten, die sich um einen neuen Quartiersplatz für die Bewohner:innen gruppieren. Die zwischen fünf und sechs Geschossen variierenden Baukörper beinhalten insgesamt 113 Wohneinheiten und bilden ein zusammenhängendes Quartier mit einer eigenen Identität.
Die Setzung der individuellen Gebäude zueinander, in Verbindung mit unterschiedlichen Kubatur-Einschnitten ab dem dritten Obergeschoss, ermöglicht vielfältige Blickbeziehungen aus den Wohnungen in den Außenbereich und die Parkanlage. Auf den entstandenen Dachflächen wurden großzügige Dachterrassen angeordnet. Durch die Einschnitte werden die massiven Volumina der Punkthäuser aufgelöst und ein interessantes sowie aufgelockertes Spiel mit der Geschossigkeit entsteht.
Es entstanden individuelle Gebäude, die durch ein gemeinsames Farbkonzept und hausübergreifende Gestaltungselemente wieder als Quartier zusammengefasst werden. Die Hauseingangsbereiche wurden ebenfalls durch Rückschnitte und die Plattenverkleidung herausgearbeitet und tragen so zur Adressbildung und Orientierung bei.
Der Wohnungsmix reicht von einer kleinen Quartierswohnung bis hin zu großzügigen familienfreundlichen Fünf-Zimmer-Einheiten. Alle Wohnungen der neuen Punkthäuser sind barrierefrei erreichbar, sieben Einheiten sind rollstuhlgerecht ausgeführt.
Als energetischer Standard wurde für die Neubauten das Freiburger Effizienzhaus 55 festgelegt. Zudem wurden alle Gebäude an die Fernwärmeinsel Haslach, einem gemeinsamen Projekt mit der BIMA, angeschlossen.
Modernisierung und AufstockungDie vier Bestandsgebäude aus den 1950er-Jahren prägen das Quartier maßgeblich. Im Zuge der Quartiersneugestaltung sollten die in die Jahre gekommenen, baugleichen Mehrfamilienwohnhäuser energetisch saniert, modernisiert und nachverdichtet werden. Die energetischen Sanierungs- und Modernisierungskonzepte wurden miteinander kombiniert und dabei Synergien herausgearbeitet.
Die Kubatur des Gebäudes wurde vereinfacht, indem die Flächen der Loggien den vorhanden kleinen Bädern zugschlagen wurden. Die Dämmung der Gebäudehülle wurde maßgeblich vereinfacht, gleichzeitig entstanden großzügige Bäder.
Für zusätzliche Nutzfläche und eine Aufwertung der Grundrisse sorgen die großzügigen, freistehenden Balkonanlagen. Im Bereich der Treppenhäuser wurden sämtliche Wohnungseingangstüren ersetzt und die, zuvor beengte Eingangssituation im Bereich der Hauseingänge durch die Erweiterung um einen Windfang entzerrt. Die komplette Elektro-, Sanitär-, und Heizungsinstallation wurde erneuert und die Gebäude an das Fernwärmenetz angeschlossen.
Eine besondere Herausforderung war es, die gesamten Maßnahmen im bewohnten Zustand durchzuführen. Durch eine genaue Taktung der Maßnahmen und eine gute Zusammenarbeit aller Beteiligten funktionierte dies reibungslos. Ziel war eine energetische Sanierung mit KfW-Effizienzhaus-Standard 55. Dies wurde erreicht, indem Kellerdecke und Fassade gedämmt und Fenster sowie Rollläden durch dreifach verglaste Fenster mit Außenrollläden ausgetauscht wurden. Mit der energetischen Sanierung ging die Nachverdichtung einher: Alle vier Gebäude wurden um ein Geschoss erweitert.
Aus statischen Gründen bot sich eine Realisierung in Holzbauweise an. Diese Maßnahme zur Nachverdichtung des Quartiers schafft 24 neue Drei-Zimmer-Wohnungen, mit einer Gesamtwohnfläche von etwa 1.880 m². Die Aufstockung ist durch einen Materialwechsel von Putz, im Bereich der Bestandsgeschosse, zu einer vorgehängten Plattenfassade im Bereich der Erweiterung gut ablesbar. Das neue Farbkonzept unterstreicht die Zusammengehörigkeit der vier Gebäuderiegel.
Auf der gesamten Dachfläche wurde eine Photovoltaikanlage mit 300 kWp als Mieter:innenstrommodell umgesetzt. Sie bietet vor allem den 96 Haushalten die Chance, an der Energiewende zu partizipieren und direkt von Energiekosten-Vorteilen zu profitieren.
Quartier und AußenanlagenDie Neuordnung hat den Anspruch das soziale Gefüge des Gebietes trotz der Neugestaltung zu erhalten bzw. zu verbessern. Um die Außenanlagen freizuhalten, wurden die Fahrradabstellplätze in den Neubauten weitestgehend in das Untergeschoss und Erdgeschoss integriert und für die Abfallentsorgung ein Unterflur-System gewählt.
Hainbuchenhecken und freiwachsende Sträucher grenzen privat nutzbare Gartenräume ab. Die so entstehenden großzügigen Grünflächen dienen als Gemeinschafts- und Begegnungsflächen für die Bewohner:innen. Vor den Eingängen der Wohngebäude vermitteln kleine Platzsituationen mit Sitzmöglichkeiten eine Adresse und Aufenthaltsqualität.
Für die Bewohner:innen entstehen ‚Grüne Wohnhöfe‘ mit großzügigen Aufenthaltsbereichen im Schatten größerer Bäume sowie qualitätvolle Spielflächen. Weitere Spielmöglichkeiten finden sich unter dem vorhandenen Baumbestand.
Ein halböffentlicher Quartiersweg führt durch die Anlage. Dieser fungiert als Quartierseingang und verbindet die Stadträume Brandelanlage und Althaslach im Norden miteinander. Die Bauminsel am Entrée der Belchenstraße ermöglicht einen wohltuenden Abstand des Hauszugangs zum Straßenraum und bildet mit ihren Sitzmöglichkeiten gleichzeitig eine einladende quartiersübergreifende Geste aus.
Weitere Beteiligte
Neubau:Statik: Fritsch und Partner, Beratende Ingenieure PartGmbB, Freiburg im BreisgauHeizung/Lüftung/Sanitär: Geiser TGA- Planung und Energieberatung GmbH, EttenheimElektro: Planungsbüro für Elektrotechnik Greiner, BreisachBauphysik: GK bauphysik, Freiburg im Breisgau
Modernisierung + Aufstockung:Statik: Ingenieurbüro Jung & Reh, Freiburg im BreisgauHeizung/Lüftung/Sanitär: Lenz Ingenieurbüro VDI, UmkirchElektro: Planungsbüro STRITT, Freiburg im BreisgauBauphysik: Stahl + Weiß PartGmbB, Freiburg im Breisgau
Aktuelle Ergebnisse, die Prämierungen aus den letzten beiden Jahren sowie die ausgelobten Verfahren in diesem Jahr inklusive Tipps zur Teilnahme finden Sie hier.