Veranstaltungsort für Tagungen, Seminare, Produktpräsentationen oder Pressekonferenzen.
Informationen für private und gewerbliche Bauherrinnen und Bauherren, Städte und Kommunen.
Foto: Brigida Gonzalez
76133 Karlsruhe-Oststadt
Mit der Realisierung des Stadtbahntunnels Karlsruhe befinden sich nun sieben Haltestellen der Straßenbahn im Untergrund. Die äußeren Bedingungen ihrer jeweiligen Lage im Stadtgefüge spiegeln sich in den unterschiedlichen Geometrien wider. Eine einheitliche und zurückhaltende Gestaltung der Innenräume verbindet die unterirdischen Bauwerke zu einer in sich abgeschlossenen Raumfolge, die einen Kontrast zur optischen und akustischen Reizdichte in den darüber liegenden Plätzen und Straßenzügen bildet.
Die Haltestellen bestehen im Regelfall aus zwei Raumkategorien, die jeweils einem eigenen Gestaltungsprinzip folgen. Der Transferraum umfasst den Bereich vom Zugang an der Oberfläche, über das Zwischengeschoss, bis hin zum Fußpunkt der Treppen auf Bahnsteigebene. Die Konfiguration des Ingenieurbauwerkes ist direkt ablesbar. Mit den gestockten Wandoberflächen und einer nicht gerichteten Lichtführung nimmt sich der Transferraum in seiner Wirkung spürbar zurück – als Übergang zum eigentlichen Haltestellenbereich auf Bahnsteigebene. Hier bekleidet, wie ein Futteral, eine weiße Raumschale allseitig das Ingenieurbauwerk. Die abgerundeten Übergänge von Boden, Wand und Decke, und die farbliche Homogenität der Oberflächen erzeugen eine beinahe meditative Raumwirkung, in der sich die vielfältigen Eindrücke aus dem Stadtgeschehen neutralisieren.
Die Raumschale ist zweigeteilt ausgeführt: Am Boden und bis zur halben Wandhöhe werden großformatige Betonwerksteine eingesetzt. Eine Trockenbaukonstruktion mit akustisch wirksamen Oberflächen formt die oberen Wandflächen und die Decke. Das Materialkonzept setzt auf Langlebigkeit der Baustoffe, sowie auf eine starke Reduktion von zusätzlichen Verkleidungen wie in der gesamten Verteilerebene und in den Zugangsbauwerken.
Ein wesentliches Gestaltungselement ist das von Ingo Maurer entworfene Lichtkonzept. In Anlehnung an die notwendigen Abhängungen der elektrischen Oberleitungen, durchzieht eine Stahlseilkonstruktion frei den Raum. In einer Anordnung von drei nebeneinander und zwei übereinander liegenden Seilen wirkt die Lichtkonstruktion – je nach Blickachse der Fahrgäste – wie feinsinnig arrangierte Noten einer Symphonie. Darin integriert sind LED-Leuchten, die über Form und Verteilung den Haltestellenraum beleben und Elektrizität spürbar werden lassen. Einzelne Leuchten erzeugen als Effektbeleuchtung einen farbigen Schattenwurf. Fahrgäste und Straßenbahnen werden als Akteure auf dem hellen Untergrund freigestellt und über das Licht atmosphärisch inszeniert. Das prägende Material in der Bahnsteigebene ist der weiße als Plattenmaterial eingebaute Betonwerkstein. Dieser wird am Boden verlegt und über die Hohlkehle auch an den Stahlbetonwänden angebracht. Er bildet den unteren Teil der weißen Raumschale. Das Fugenbild der Betonwerksteinelemente bildet sich durchlaufend von den Bodenbelagsplatten über eine Hohlkehle bis in die Wandbekleidung ab. Die Fugen der Wandbekleidung werden nicht verfugt, sondern bleiben aus bauphysikalischen Gründen offen.
Die Betonwerksteinvorsatzschale endet unterhalb des Lichtgespinstes und des Fahrdrahtes. Der Übergang zwischen der Betonwerksteinbekleidung im unteren Wandbereich und der oberen Trockenbauwandbekleidung wird durch eine Schattenfuge ausgebildet. Die Elemente an den Wänden, wie z. B. Bänke, Vitrinen, Linienschilder etc. beziehen sich in ihrer Lage auf das Plattenformat und unterstützen in der eindeutigen Positionierung den ruhigen, aufgeräumten Charakter der Haltestelle. Die Betonwerksteinplatten, sowie alle anderen Oberflächen im Publikumsbereich haben einen Anti-Graffiti-Schutz erhalten.
TerrazzoDer Bodenbelag in den Verteilerebenen besteht aus Ortsterrazzo und verstärkt den Raumcharakter mit den rohen Sichtbetonwänden. Die Materialität des Terrazzos wird auch beim Treppenbelag in Form von Fertigteilen aufgenommen und bildet ein einheitliches Bild in den Verteilerebenen vom Zu- gang bis zum unteren Ende der Bahnsteigtreppen.
Stocken von BetonwändenDie Wände der Zugänge, der Zwischenebene und der Bahnsteigtreppen verbleiben in Sichtbeton. Mittels einer traditionellen handwerklichen Bearbeitung in Form des Stockens wird dem Sichtbeton die technische Rohheit genommen und eine samtene, hochwertige Oberfläche geschaffen. Dabei wird das oberflächige Betongefüge abgetragen, die Zuschläge werden gebrochen. Arbeitsfugen, Fehlstellen und nachträglich eingeklebte Betonstopfen (Befüllstutzen/ Ankerstellen), die bei der Erstellung der Wände entstanden, werden egalisiert und es entsteht eine homogene Struktur. Mit den gestockten Wänden werden Oberflächen erzeugt, die über die gesamte Nutzungsdauer der Bauwerke von mehreren Jahrzehnten und über mehrere Generationen erhalten bleiben. Wettbewerb 2004: 1. Preis
Bauherr: KASIG-Karlsruher Schieneninfrastruktur-Gesellschaft mbH 2004 – 12/2021
Leistungsphase: Lph 1 – 7 Manfred Sauer
Teamleitung, Projektleitungen: Vasko Petkov, Christian v. Arenstorff,Team: Julia Behm, Katrin Bell, Christian Boland, Frank Karlheim Marion Arnemann, Helge Birke, Tobias Bösl, Ivonne Eitel,Dimitra Giannikopoulou, Nicole Hansmeier, Xaver Heltai, Leila Hussein, Henrike Jahns, Sebastian Kordowich, Bertram Landwerlin,Kerstin Liese-Schaich, Maria Mesa Izquierde, Muslima Rafikova, Adrian Stadler, Jakob Wolfrum, Rouven Würfel
Lichtplanung: Ingo Maurer GmbH, MünchenTragwerksplanung: Obermeyer Planen und Beraten, MünchenTechnische Gebäudeausrüstung, Schallschutz, Brandschutz: Spiekermann GmbH, München, ZPP-Ingenieure, München Obermeyer Planen und Beraten, München, Obermeyer Planen und Beraten, München Stuvatec, Köln
Fotos: Brigida González, Josse FreundPressekontakt: pr@allmannwappner.com; 089 139 925 17
Aktuelle Ergebnisse, die Prämierungen aus den letzten beiden Jahren sowie die ausgelobten Verfahren in diesem Jahr inklusive Tipps zur Teilnahme finden Sie hier.