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Foto: Roland Halbe
Schafhauser Straße 7271106 Magstadt
GrundstückDas zur Verfügung stehende Baufeld ist eingerahmt von der nordsüdverlaufenden Bundesstraße 464 und der Landstraße 1189, welche mit einem Brückenbauwerk an der südöstlichen Grundstücksgrenze über die Bundesstraße geführt wird. Das Gelände fällt von Süden nach Norden in unterschiedlicher Intensität. In unmittelbarer Umgebung gibt es keine weiteren baulichen Strukturen, welche zu berücksichtigen wären. Die weiter östlich gelegenen landwirtschaftlichen Aussiedlungen sind in die Feldstruktur eingestreut und können auch aufgrund der Entfernung keine räumliche Beziehung zum Neubau der Straßenmeisterei entwickeln.
Die Ausrichtung des großvolumigen Hauptbaukörpers der Straßenmeisterei erfolgt daher parallel zur richtungsgebenden Struktur der Bundesstraße. Insgesamt wurden die sich aus der jeweiligen Nutzung ergebenden Volumina so platziert, dass ein baulicher Zusammenhang erkennbar ist bzw. dass ein spannendes bauliches Ensemble aus Straßenmeisterei, Salzhalle und Rettungswache entsteht. Die gesamte bauliche Anlage wird wie vorgeschrieben über die Landesstraße an der südwestlichen Grundstücksecke erschlossen. Der vorhandene Feldweg wird in seinem Verlauf aufgenommen. Das steile Teilstück an der Landesstraße wird mit einem sehr moderaten Gefälle verzogen. Die Zufahrten zu Straßenmeisterei und Rettungswache können der vorhandenen Topografie problemlos angepasst werden.
Den Auftakt im Süden bildet das kleine Volumen der Rettungswache, welche inhaltlich und funktional nichts mit der Straßenmeisterei zu tun hat und somit eigenständig von der Straßenmeisterei erschlossen und organisiert wird. Die Platzierung der Rettungswache in unmittelbarer Nähe zur Zufahrt kommt der besonderen Funktion einer Rettungswache entgegen. Die Rettungswache kann unabhängig von der Straßenmeisterei in einer späteren Bauphase realisiert werden. Sollte die Rettungswache nicht umgesetzt werden, entsteht dennoch keine Torsosituation, da sich die beiden großen Volumen auch ohne Rettungswache behaupten können. Das große Volumen von Straßenmeisterei und Salzhalle umschließen den westlichen Werk- und Lagerhof. Die große Halle schiebt sich im Süden moderat in das Gelände. Der entstehende Höhensprung von durchschnittlich ca. 2,50 m arrondiert den Werkhof an der Südseite und schafft den Höhensprung zur Rettungswache. Die Salzlagerhalle ist freigestellt und damit unfahrbar. Die vorhandene Topographie ermöglicht die Ausbildung einer Rampe an der westlichen Ladezone.
FunktionalitätDie Straßenmeisterei wird in einem hoch flexiblen Ein-Raum-Konzept (ERK) umgesetzt. Das vorgegebene Raum- und Funktionsprogramm wurde ohne Einschränkungen umgesetzt und entsprechend den vorgegebenen Bezügen umgesetzt. ERK bedeutet, dass sich sämtliche Funktionsbereiche wie Verwaltung, Abstellzonen für große und kleine Fahrzeuge, Carports, Werkstätten, Verwaltungs- Sozial- und Aufenthaltsräume, sowie Technikräume unter einem Dach befinden. Damit lassen sich die alltäglichen Arbeitsabläufe auch aufgrund der kurzen Wegeführungen optimieren. Geschützt vor Witterungseinflüssen sind Routineabläufe wie das Anhängen von Anbau- und Pflegegeräten, das Vorbereiten, das Warten und Reparieren sowie das Be- und Entladen der Fahrzeuge sicher und komfortabel durchführen.
Dieses Konzept kann nur dann reibungslos funktionieren, wenn die Verkehrs- und Aufstellflächen, insbesondere für die großen Fahrzeuge, so bemessen sind, dass ein behinderungsfreies und leichtes Ein- und Ausfahren sowie Abstellen jederzeit und ohne Rangieraufwand möglich ist. Zur Absicherung haben wir für die großen Fahrzeuge an den entscheidenden Stellen Schleppkurven simuliert, welche belegen, dass dieser Anspruch erfüllt ist. Der aufgeführte 18 m Zug kann ebenfalls in der Halle komplett abgestellt werden. Die in der Mitte der Halle schräg aufgestellten Großfahrzeuge erhalten auf beiden Seiten eine Erschließungsstraße. Damit wird gewährleistet, dass die Zu- und Ausfahrt aller Fahrzeuge jederzeit und insbesondere schnell erfolgen kann.
Die beiden genannten Erschließungsstraßen erschließen darüber hinaus die an den beiden Außenseiten angeordneten Lager-, Geräte- und Abstellboxen. Waschhalle, Werkstätten und die in Teilen zweigeschossigen Lagerbereiche bilden den nördlichen Kopf der großen Halle. Werkstatt und Waschhalle können wie gefordert auch von großen Fahrzeugen durchfahren werden. Die Werkstatt ist ebenfalls direkt in eine breite Fahrgasse angeschlossen, so dass eine optimale Anbindung an die Fahrzeughalle jederzeit gegeben ist. Die Nebenräume der Werkstatt - Schweißraum, Werkstattbüro, WC, Kleinteilelager - sind links und rechts der Werkstatt angeordnet. Über den Nebenräumen befinden sich die vorgesehenen Lagerbereiche, welche über die vorhandene Kranbahn komfortabel angedient werden können.
Gleiches gilt für die Schilderwerkstatt sowie das große Kleinteilelager mit den darüber liegenden Lagerbereichen, welche ebenfalls mit einer Kranbahn angedient werden können. Die Kranbahn deckt zudem den Bereich der Durchfahrt ab, wodurch die Be- und Entladevorgänge in der Halle optimiert werden. Verwaltung und Sozialräume sind als zweigeschossiger Baukörper in die Halle eingestellt und haben unmittelbaren Bezug zu den personalintensiven Werkstattbereichen. Die Verwaltung befindet sich im Erdgeschoss, wodurch der Dienststellenleiter den Werkhof und die Werkstätten stets im Blick hat. Im Obergeschoss sind die notwendigen Sozial- und Aufenthaltsräume vorgesehen. Der Aufenthaltsraum mit Küche wird großzügig befenstert und erhält eine Loggia. Das Salzlager besteht aus einem reinen Salzlagerbereich und einer Rangierfläche für den Radlader. Angeschlossen sind die Bereiche für Soletank und Solebereitung. Die vorgesehene Zisterne für die Solezubereitung haben wir im UG unter Waschhalle und Werkstatt vorgesehen. Vorteilhaft ist der kurze Weg zur Soleaufbereitung. Die Salzhalle erhält eine Rampe. Damit steht das zu beladende Fahrzeug ca. 1,00 - 1,20 m tiefer. Dies hat den Vorteil, dass sich der Befüllvorgang für den Radladerfahrer übersichtlicher gestaltet.
Architektur und MaterialitätWenige Materialien und knappe Details bestimmen das Erscheinungsbild der Anlage. Im Sockelbereich der großen Halle werden Stahlbetonfertigteile als Sandwichelemente vorgesehen. Die großen eingespannten Stützen der Halle werden ebenfalls als Fertigteile in Stahlbeton ausgeführt. Hier verbindet sich Ästhetik mit Robustheit. In den oberen mechanisch unbelasteten oberen Bereichen besteht die Fassade aus einer transluzenten Mehrkammer Polycarbonatplatte. Damit wird die Halle ringsum optimal mit Tageslicht versorgt bei gleichzeitiger bester Dämmeigenschaft des Materials. Hauptträger, Nebenträger und Deckenschalung der großen Halle sind aus Nadelholz vorgesehen. Die besondere Anmutung dieses Werkstoffes bewirkt durch den großen Flächenanteil mit wenig Mehraufwand eine warme Atmosphäre in der gesamten Halle. Die eingestellte Verwaltung soll konstruktiv mittels Brettsperrholz realisiert werden, wobei die Holzoberflächen sich ausschließlich in den Innenräumen abbilden. Die notwendigen Tore der Halle sind gestaltbestimmend. Vorgesehen sind ausschließlich robuste und manuell bedienbare vollständig verglaste Schiebefalttore, welche ein elegantes stehendes Format erhalten und mit ihrer Transparenz wesentlich zur Belichtung und Orientierung in der Halle beitragen.
Im Raumprogramm sind 2 große Wohnungen mit 4 und 5 Zimmern nebst Abstellräumen vorgesehen. Die Platzierung der Wohnungen erfolgt auf Basis eines iterativ strukturierten Prozesses: - Separater Zugang außerhalb des Werksgeländes der Straßenmeisterei.- Innere Anbindung an die Straßenmeisterei (Hausmeisterfunktion)- Orientierung aller Gemeinschaftsräume zur Sonne- Abwendung vom Lärm (Straße und Werkhof)- Kein weiterer separater BaukörperAls Reaktion werden die Wohnungen an der südöstlichen Gebäudeecke der großen Halle aufgesetzt. Die Erschließung erfolgt über ein Treppenhaus, durch das bei Bedarf von den Wohnungen der Hallenbereich der Straßenmeisterei direkt erreicht werden kann. Die Wohnungen erhalten ein intensiv begrüntes Vorfeld mit Terrasse auf der Westseite, um die Dachfläche aus dem direkten Sichtfeld abzuschirmen.
Konstruktion HauptgebäudeEin großer Teil des Betriebsgeländes soll durch eine flache Scheibe überdacht werden. Um möglichst große Flexibilität zu gewährleisten, ist die Dachkonstruktion auf nur wenigen robusten Stahlbetonstützen aufgeständert. Die Nebenträger der Dachkonstruktion sind im Holzbauraster von 1 ,25 m verlegt und bilden gemeinsam mit der Holzschalung eine Scheibe. Sie haben eine Spannweite von 7 m und einen Querschnitt von 12/28 cm. Die Hauptträger aus Brettschichtholz werden als Zangenkonstruktion ausgebildet und überspannen drei Felder von ca. 9, 34 und 9 m. Der erforderliche Querschnitt ergibt sich zu zweimal 16/160 cm. Um die Transportlängen erträglich zu halten, können zwei Gerberstöße ausgebildet werden. Das Spannweitenverhältnis ist so gewählt, dass die beiden Außenstützen für alle auftretenden Lastfälle nur Zugkräfte erhalten und somit sehr schlank ausgeführt werden können.
Horizontale Holzriegel bilden die Unterkonstruktion für die Polycarbonatfassade. Das Raster der Riegel liegt mit 1,25 m im Raster der Dachnebenträger, so dass sich das Dach um die Dachkante in die Fassade abwickelt. Um störende Aussteifungsverbände oder Wandscheiben zu vermeiden, sind die Stützen als Kragstützen aus Stahlbeton vorgesehen. Sie sind in Einzelfundamentplatten eingespannt. Der Fahrbahnbelag in der Halle soll, wie im Außenbereich als Straßenaufbau gestaltet sein. Eine durch Chlorideintrag beanspruchte Stahlbetonbodenplatte kann also entfallen.
Konstruktion SalzlagerhalleDie separat stehende Salzlagerhalle wird in einer Mischkonstruktion errichtet. Aus der vorgegebenen Anschütthöhe von 6 m ergeben sich erhebliche Lasten auf die Außenwände. Diese werden durch eingespannte FT-Stahlbetonstützen ca. 100 x 35 cm mit einem Achsabstand von ca. 2,50 m abgetragen. Vor die Stahlbetonstützen wird eine ca. 16 cm dicke Brettsperrholzwand gestellt. Auf einen Anlauf der Bohlenwand wird verzichtet, da eine trichterförmige Ausbildung die Gefahr birgt, dass sich die Schaufel des Radladers im unteren Bereich verhakt.
Die obere Hälfte der Halle wird in einer Chlorid resistenten Rahmenkonstruktion aus Holz erstellt. Hauptträger und Stützen bestehen aus Brettschichtholz ca. 100 x 25. Die Dachscheibe besteht aus einer Brettsperrholzplatte mit d = 6 cm. Horizontale Holzriegel im Abstand von ca. 1,25 m bilden die UK für die vorgehängte Fassade aus sägerauer Schalung aus Nadelholz. Die gute Durchlüftung der Halle ist durch die versetzte Wandkonstruktion jederzeit gegeben.
Konstruktion Verwaltung und WohnungenDie zweigeschossige Verwaltung wird aus vorgefertigten Brettsperrholzelementen hergestellt. Dies gilt für die Innen- und Außenwände wie auch für die Geschossdecken. Die Außenwände erhalten eine vorgehängte und hinterlüftete Fassade. Die auf dem Hauptdach vorgesehenen Wohnungen werden ebenfalls in der vorgenannten Konstruktion gefertigt. Die Last der Leichtkonstruktion wirkt nicht auf die Hauptträger, sondern wird über eine separate Trägerlage direkt in die Stützen und Außenwände eingeleitet.
Technische GebäudeausrüstungDie Ausführung der Technik erfolgt nach den Angaben der Bau- und Ausstattungsbeschreibung. Sämtliche beheizten Räume werden effizient gedämmt. Dies gilt auch für die große Halle, welche im Grunde nur frostfrei gehalten werden soll. Die Wärmeübergabe erfolgt für die Hallen- und Werkstattbereiche über Deckenstrahlplatten bzw. Umluftheizer. Die Verwaltungsbereiche werden mit Heizkörpern, die Sanitär- und Aufenthaltsräume sowie die beiden Wohnungen werden mit einer Fußbodenheizung ausgestattet.
Die Wärmeerzeugung erfolgt wie ausgelobt über eine Pelletheizung mit entsprechender Lager- und Tagesbevorratung. Die Brennstoffversorgung erfolgt über automatische Fördereinrichtungen. Die im Raumprogramm unter - G-2 Pufferspeicher - ausgewiesenen Räume verstehen wir als Aufstellfläche für Batteriespeicher, da bei Betrieb einer Pelletheizung ein Pufferspeicher nicht sinnvoll erscheint. Die Aufbereitung des Frischwassers für die Hochdruckreinigungsanlage erfolgt durch eine separate Frischwasserstation, welche dezentral im Bereich der Werkstatt nahe dem Hochdruckreiniger platziert wird. Dadurch wird die aufgrund der Hygienevorschriften benötigte Zirkulation des Frischwassers deutlich minimiert, was sich positiv auf den diesbezüglich benötigten Energieaufwand auswirkt.
Ebenso erfolgt die Trinkwarmwasserbereitung für die Wohnungen dezentral über in die Fußbodenheizungsverteiler integrierte Frischwasserstationen. Alle zu belüftenden Bereiche erhalten Zentrallüftungsgeräte mit Wärmerückgewinnung. Ausnahme bildet das Gefahrstofflager, dieses erhält eine dezentrale Abluftanlage. Die Wohnungen werden nach DIN 1946-T6 über dezentrale Wohnraumlüfter belüftet. Die Dachflächenanordnung ermöglicht optional die großflächige Installation von Photovoltaikanlagen inklusive Batteriespeichern.
Aktuelle Ergebnisse, die Prämierungen aus den letzten beiden Jahren sowie die ausgelobten Verfahren in diesem Jahr inklusive Tipps zur Teilnahme finden Sie hier.