Veranstaltungsort für Tagungen, Seminare, Produktpräsentationen oder Pressekonferenzen.
Informationen für private und gewerbliche Bauherrinnen und Bauherren, Städte und Kommunen.
Foto: David Franck
Kirchstraße 273066 Uhingen
Mitarbeit: Matthias Lindenthal, Bettina Paucke, Rainer Goutrie
Wettbewerb Oktober 2001Baubeginn Februar 2003Fertigstellung Oktober 2004
Bruttogeschoßfläche BGF 5.399 qmBruttorauminhalt BRI 20.395 cbmAußenanlagen 4.805qmBaukosten 8.000.000 EUR brutto
StädtebauDie Planung des Gebäudes wurde maßgeblich durch die städtebauliche Idee geprägt, ein Kulturzentrum - nicht wie üblich in der Fläche - sondern als Geschossbau zu entwickeln. Dadurch verblieben im städtebaulichen Kontext der Stadtmitte von Uhingen wertvolle Flächen unbebaut, können als Freibereiche genutzt, oder zu einem späteren Zeitpunkt überplant werden.
Die kubische Form des Gebäudes soll der besonderen Nutzung des Bauwerks Rechnung tragen und ihm einen zeichenhaften, prägnanten Charakter verleihen. Durch seine geringe Grundfläche und die Lage an der nördlichen Grundstücksgrenze entsteht ein attraktiver, südlich vorgelagerter Kulturplatz, der sich für Veranstaltungen im Freien anbietet. Der große Saal im Erdgeschoss kann unter Einbeziehung sämtlicher Außenbereiche bespielt werden. Die oberirdischen Stellplätze dienen einem benachbarten Supermarkt und dem Kulturzentrum gleichermaßen.
EntwurfDie Umsetzung der Idee gestapelter Versammlungsräume, die durch ein vertikales Foyer erschlossen werden, wirkte sich neben einer Nutzungsverteilung auf vier Ebenen zwangsläufig auch konstruktiv aus.So wurde der große Saal im Erdgeschoss durch eine weit gespannte Deckenkonstruktion mit zwei Unterzügen überbrückt, auf deren Fläche weitere kleinteiligere Säle und Konferenzräume angeordnet sind.
Das innenräumliche Konzept basiert auf der Interaktion zwischen eingestellten Volumen und äußerer Hüllfläche:Innerhalb eines durch die Gebäudefassade formulierten Raumes werden massive Bauteile und Kuben frei angeordnet und teilweise vertikal gestapelt.Die Kuben selbst beinhalten Nutzflächen wie Säle, Konferenzräume, Sanitär- und Lagerbereiche, die verbleibenden Raumfolgen zwischen Fassade und den eingestellten Körpern dienen der Erschließung und Kommunikation.
NutzungDas Kulturzentrum wird durch ein zum Kulturplatz hin, südlich vorgestelltes Foyer mit vielfältigen Lufträumen, Ausblicken und Möglichkeiten des Wandelns und der Begegnung erschlossen.Eine Stahltreppe aus verschweißten Stahlblechen und ein Aufzug verbinden die sich über 12 Meter Höhe entwickelnden Foyerflächen.Die frei tragende Stahltreppe wurde bewusst mit glatter Untersicht und geschlossenen Wangen massiv ausgeführt, da sie als plastisches Element wirksam sein soll.
Durch die auf vier Ebenen angeordneten Foyerflächen können in den Sälen im Erdgeschoss und im Obergeschoss zeitgleich Veranstaltungen mit unterschiedlicher Pausendauer und –zeit, ohne gegenseitige Beeinträchtigung durch sich kreuzende Besucherströme abgehalten werden.Dezentrale, über den Aufzug andienbare mobile Bar- und Garderobenelemente versorgen die Foyerflächen. Eine Lounge ist auf dem Zwischengeschoss angeordnet. Hier befindet sich auch das Lager für Kulissen und Möbel.Vom kleinen Saal und den Musikzimmern im Obergeschoss besteht die Möglichkeit, im Sommer die Pausen auf der Loggia im Freien mit Blick über die Stadt zu verbringen.
Künstler und Aufführende erreichen die beiden Säle von den Garderoben über eine rückwärtige interne Treppe.Die Umkleiden für Solisten und das Personal befinden sich ebenfalls im Obergeschoss.Die Küche im Erdgeschoss wird durch den Aufzug mit den Lagerflächen im Untergeschoss verbunden. Technikbereiche und eine Tiefgarage mit 73 Stellplätzen im Untergeschoss versorgen das Kulturzentrum.
Konstruktion, FassadeDas Gebäude gliedert sich in ein Grundrissraster von 127,5 cm in Quer-, und 113cm in Längsrichtung, das Höhenraster beträgt 300 cm. Sämtliche Ausfachungen übernehmen diese Ordnung und bilden sie nach außen ab. Die vertikale Fassadenkonstruktion bilden T-förmig zusammengesetzten Pfosten aus zunderfreiem Blankstahl. Um Schweißnähte zu vermeiden, wurden Flansch und Steg von vorne miteinander verschraubt. Die Riegel wurden aus horizontal liegenden U-Profilen 100 x 50 hergestellt. Die oben offenen Profile wurden mit einer Abdeckung versehen und werden als Medienkanal genutzt. Sie führen den innenliegenden Jalousien und den Fenstermotoren elektrische Energie zu.Durch den biegesteifen Anschluss zwischen Pfosten und Riegeln konnte die gesamte Fassade als ebenes, zweiachsig lastabtragendes Rostsystem optimiert und bemessen werden. Deshalb konnten die T–förmigen Fassadenpfosten trotz ihrer Spannweite von 9 Metern Höhe mit einer Bautiefe von 20 cm und einer raumseitigen Ansichtsbreite von nur 15 mm verhältnismäßig schlank ausgebildet werden.
Die natürliche Belüftung und die Entrauchung wird durch nach außen öffnende Drehflügel sichergestellt. Der Antrieb erfolgt über Kettenmotoren. Sämtliche Verglasungen verfügen über einen g-Wert von 34 %, eine Lichttransmission von 65 % und einen UV-Wert von 1,1 W/qmK. Die Verglasungen des großen Saales im Erdgeschoss sind als Schallschutzverglasung mit Rw,p 47dB ausgeführt.
Bis auf die nach Südwesten orientierte Foyerfassade konnte auf außenliegende Sonnenschutzanlagen verzichtet werden.An den übrigen Fassaden befinden sich zur Lichtsteuerung und zur Verhinderung von Blendung innenliegende, drahtseilgeführte Jalousien zwischen den Stegen der Fassadenpfosten.
Die geschlossenen Fassaden bestehen aus vorgehängten, hinterlüfteten Harzkompositplatten im Format 298 cm x 111 cm, bzw. 298 cm x 125,5 cm. Die Befestigung erfolgte unsichtbar mittels Agraffe und Dübel, im Attikabereich durch Verklebung auf der Baustelle. Die Fugen zwischen den vorgehängten Tafeln wurden offen ausgebildet.
HaustechnikDas Kulturzentrum bezieht seine Energie durch zwei gasbetriebene BHKW–Module. Die Aggregate verfügen über eine Heizleistung von jeweils 56 kW und erzeugen zusammen 60 kW elektrische Leistung. Mit der erzeugten elektrischen Energie können ca. 50 % des Gesamtbedarfs des Gebäudes gedeckt werden.Neben dem Gebäude selbst werden zwei elektrisch angetriebene Solewärmepumpen mit 160 m tiefen Erdsonden und zusammen 73,3 kW Heizleistung betrieben.
Während der kalten Jahreszeit deckt eine Fußbodenheizung den Grundwärmebedarf des Gebäudes ab. Für einen kurzzeitig auftretenden, zusätzlichen Wärmebedarf während der Veranstaltungen werden die Säle und das Foyer zusätzlich über eine Luftheizung erwärmt. Zur Wärmeerzeugung werden die BHKW und die Wärmepumpen, die über ihre Sonden dem Erdreich Wärme entziehen, herangezogen.In den Sommermonaten wird die Fußbodenheizung mit kaltem Wasser durchströmt, um die massiven Bauteile zu kühlen. Sollte eine ergänzende Kühlung benötigt werden, so wird das Gebäude über die Lüftungsanlage zusätzlich gekühlt, wobei die Temperatur der zugeführten Luft durch Wärmetauscher über einen 100 cbm Wasser fassenden Pufferspeicher und den Solekreislauf reduziert wird. Zur Nachtauskühlung können sämtliche Fensterflügel durch die Gebäudeleittechnik zentral gesteuert geöffnet werden.Auf eine energetisch aufwändige Kühlung der Zuluft durch Kältekompressoren wurde bewusst verzichtet.
Durch den Einsatz von Blockheizkraftwerken in Verbindung mit Solewärmepumpen ergibt sich ein Brennstoffnutzungsgrad von 190%. Die Nutzung erneuerbarer Ressourcen in Form von Erdwärme und die damit verbundene Energieeinsparung sorgt für eine CO2-Reduzierung. Die haustechnische Anlage wurde als Demonstrationsprojekt durch das Land Baden-Württemberg gefördert.
Christof Simon
FachplanerTragwerksplanung RohbauBöck-Haßmann–Schmid, Schorndorf
Tragwerksplanung FassadeLudwig & Weiler, Augsburg
Tragwerksplanung Stahltreppe FoyerRFR, Stuttgart
FassadenplanungFFT Bohner, Fichtenberg
HaustechnikPlanungsgruppe U. Schmid, Göppingen
ElektroplanungElektroplan GmbH, Göppingen
AußenanlagenBüro Dupper, Bad Friedrichshall
BauphysikDr. Schäcke & Bayer, Waiblingen
GeologeWehrstein Geotechnik, Kernen
FarbkonzeptJörg Zimmermann, Uhingen
Fassade:
HerstellungERMA Metallbau, Ehingen
GlasbeschichtungArcon, Feuchtwangen
ProfilsystemeSchüco, BielefeldWicona, Ulm
Aktuelle Ergebnisse, die Prämierungen aus den letzten beiden Jahren sowie die ausgelobten Verfahren in diesem Jahr inklusive Tipps zur Teilnahme finden Sie hier.