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Foto: Pit Müller (Abb. 1, 2, 4, 5); Gerd Lück (Abb. 3)
L 127 (Kirchzartener Straße)79252 Stegen
Im Osten von Freiburg befindet sich am westlichen Rand des Schwarzwalds die Dreisamtalgemeinde Stegen. Sie wird in augenfälliger Weise in Nord-Süd-Richtung von der L 127 durchquert, wichtige örtliche Infrastruktureinrichtungen liegen beidseits dieser Straße. Es sind dies auf der östlichen Seite das Rathaus, die Sparkasse, die "Schule am Dorfplatz" sowie Kageneckhalle und Ökumenisches Zentrum. Auf der westlichen Seite befinden sich ein Lebensmittelmarkt, der Friedhof und ein Schulzentrum der Katholischen Kirche mit Gymnasium und Realschule. Der dominierende verkehrstechnische Charakter dieser stark befahrenen Landesstraße wirkte dabei äußerst trennend, ein gestalterischer Zusammenhang zwischen den beiden Ortshälften fehlte, die Ortsmitte im Bereich des Rathauses war nicht erkennbar. Zudem waren die "Eingrünungen" aus den 1970er Jahren mittlerweile dermaßen dominant geworden, dass ein baulicher Zusammenhang der östlich und westlich der Straße angrenzenden Bauquartiere nicht mehr gegeben war, mitten im Ort befand sich die Straße quasi isoliert "im Grünen".
Im Jahr 2007 erklärte der Betreiber des Lebensmittelmarktes seinen Wunsch, die Verkaufsfläche des Marktes deutlich zu vergrößern, dies entfachte im Ort eine intensive Diskussion über den künftigen Standort. Die Verwaltung erkannte frühzeitig darin die Chance, mit einer überzeugenden Planung den Markt in der Mitte des Ortes zu halten und gleichzeitig die sonstigen Infrastruktureinrichtungen – auch über die Straße hinweg – miteinander zu vernetzen. Eine Mehrfachbeauftragung bildete die Grundlage für einen abschnittsweise zu realisierenden Maßnahmenplan, mit dem sich die Gemeinde erfolgreich für die Aufnahme in das Landessanierungsprogramm bewerben konnte. Aus dem ergänzenden Planungswettbewerb für den Lebensmittelmarkt ging das Freiburger Architekturbüro Melder und Binkert als 1. Preisträger hervor, das in diesem Zuge realisierte Wohn- und Geschäftshaus ging 2015 in Betrieb.
Planung und RealisierungWichtigste Planungsabsicht war eine transparente und barrierefreie Ortsmitte mit einem deutlich erkennbaren Zentrum im Bereich von Rathaus und Lebensmittelmarkt. Die trennende Wirkung der Straße sollte zurückgedrängt und damit die bestehenden Infrastrukureinrichtungen auch in Ost-West-Richtung miteinander vernetzt werden. Dies alles vor dem Hintergrund des demographischen Wandels, der einen weitgehenden Verzicht auf Hindernisse in den vielfältigen Wegebeziehungen auch über die Landesstraße hinweg erforderlich machte. So wurde auf jegliche Randeinfassungen entlang der Landesstraße vollständig und konsequent verzichtet, in den Einmündungsbereichen der Seitenstraßen wurde der Vorrang für Fußgänger und Radfahrer gestalterisch deutlich hervorgehoben. Auch der Tatsache, dass einige blinde und sehbehinderte Mitbürger noch selbständig und aktiv am Gemeindeleben teilnehmen wurde breite Beachtung geschenkt. Gemeinsam mit dem Blinden- und Sehbehindertenverein Südbaden e.V. wurde ein entsprechendes Orientierungssystem entwickelt.
Die Übergänge zu den angrenzenden Privatgrundstücken konnten in Absprache mit den Eigentümern weitgehend in einem einheitlichen Gestaltungsduktus erstellt werden. Es sind dies entweder geschnittene Hecken aus Hainbuche oder aber an besonderen Stellen – z.B. den Bushaltepunkten – Mauern aus Gabionenelementen, die mit einem grauem Schwarzwald-Granitschotter befüllt sind. Ebenfalls aus einem Guss präsentiert sich die Beleuchtung, eine modern-technisch gestaltete LED-Leuchte sorgt für eine ausreichende und wirtschaftliche Beleuchtung auch in den Nachtstunden. So präsentiert sich das Zentrum von Stegen aktuell als ein Ort, der Fußgängern und Radfahrern breiten Raum gibt, dies auch im wörtlichen Sinn. In diesem Zuge erhielt der ÖPNV im Ortszentrum einen großzügig gestalteten Haltepunkt, der mittlerweile stark frequentiert wird. Zusätzlich wurden PKW-Stellplätze geschaffen, auch der Friedhof erhielt einen angemessenen Vorplatz. Dies alles unter Berücksichtigung der verkehrlichen Erfordernisse der L 127, die im Bedarfsfall nach wie vor eine Umleitungsstrecke für den Verkehr der B 31 darstellt. Das Ziel, eine erkennbare Ortsmitte zu schaffen, wurde klar erreicht, die erzielte Transparenz und Barrierefreiheit kommt vor allem den älteren Bürgerinnen und Bürgern zugute. Mit den ergänzenden Sanierungsvorhaben in den westlich und östlich angrenzenden Wohnquartieren, die noch bis zum Jahr 2020 realisiert werden sollen, sieht sich Stegen für die Herausforderungen der kommenden Jahre gut gewappnet.
Aktuelle Ergebnisse, die Prämierungen aus den letzten beiden Jahren sowie die ausgelobten Verfahren in diesem Jahr inklusive Tipps zur Teilnahme finden Sie hier.