Veranstaltungsort für Tagungen, Seminare, Produktpräsentationen oder Pressekonferenzen.
Informationen für private und gewerbliche Bauherrinnen und Bauherren, Städte und Kommunen.
Foto: zooey braun FOTOGRAFIE
Hasso-Plattner-Ring 7a69190 Walldorf
Team: Oliver Kettenhofen, Mike Herud, Andreas Witte, Sophia Zouros, Jerzy Wianecki, Malgorzata Polakowksa Planungszeit: März 2017 bis Februar 2019Fläche: 10.000 m²Baukosten: 28.000.000 EuroBildanfragen über pr@scopeoffice.de
Individualität in SerieMit dem neuen Bürogebäude WDF 53 für den Softwarehersteller SAP in Walldorf konnten wir versinnbildlichen, was modular-serielles Bauen von Morgen bedeutet: eine Symbiose von Werk- und Maßanfertigung in konkurrenzlos schneller Planungs- und Bauzeit. Beim Begriff Modulbau ergeben sich oft Assoziationen von temporärer Nutzung und industrieller Massenanfertigung. Schnell, billig und endlos reproduzierbar. Dass sich serielles Bauen und individuelle Gestaltung nicht grundsätzlich ausschließen, kann man nun am Hasso-Plattner-Ring eindrucksvoll erkennen. Gemeinsam mit dem Bauherrn haben wir bisherige Standards hinterfragt und ein Konzept entwickelt, das auf die Unternehmenskultur der international agierenden SAP reagiert.
Städtebaulicher KontextDie heterogene Bestandsituation auf dem Firmengelände in Walldorf haben wir genutzt, um in Sichtnähe zur A5 auf einer Fläche von 11.000 Quadratmeter einen Solitär zu errichten. Minimalistisch und doch markant setzt er seine Wesensart in Szene, anstatt sie zu verschleiern. Damit reagiert der Entwurf auf die Anforderungen unserer Zeit, einem starken Unternehmenswachstum mit ebenso qualitätsvoller wie unkonventioneller Architekturlösung zu begegnen: Die Architektur greift die modulare Idee in der Kubatur auf und entsteht vor dem Hintergrund eines agilen und kollaborativen Arbeitsplatzkonzeptes.
Gebäudestruktur mit CharakterDas Stahlskelett des viergeschossigen Baukörpers wurde in der Werkshalle angefertigt und vor Ort errichtet, wodurch die Rohbauphase lediglich acht Wochen in Anspruch genommen hat. Die einzelnen Module gruppieren sich auf allen Geschossen zu zwei unterschiedlich tiefen und sich gegenüberliegenden Gebäudespangen, die an eine verbindende Mittelzone angegliedert sind. Dadurch entstehen zwei mit Glas überdachte Innenhöfe, die als vertikale Lufträume mit Aufenthaltsqualität dienen. Zusätzlich sind die gruppierten Module stellenweise zueinander verschoben, wodurch Balkonrückspringe entstehen und die Modularität des Gebäudes in seiner charakteristischen Architektur ablesbar bleibt. Im obersten Geschoss sind Module der Struktur entnommen und machen einer großzügigen Dachterrasse mit Blick auf das Firmengelände Platz.
Dekonstruktion des SeriellenAuch die seriell gefertigte Lochblechfassade, mit welcher der Rohbau umschlossen wurde, unterstützt die Performanz des Industriellen. Als architektonisches Highlight passt sie sich dem Gebäude an und erzeugt durch den fließenden Übergang von Wandflächen zu Fensterelementen ein homogenes Bild. Die unterschiedliche – und anhand eines Sonnenstandmodells errechnete – Lochmusteranordnung verleiht den horizontal verschiebbaren Fassadenelementen nicht nur eine individuelle Gestaltung und hochwertige Optik, sondern dient gleichzeitig der Verschattung und ermöglicht dadurch den Verzicht eines Raffstores. Eine gestalterische Hybridität ist dem Gebäude allerdings nicht nur von außen abzulesen, sondern zieht sich auch nach innen und wird zur formalen Visitenkarte der Architektur.
Der Mensch im Zentrum des DesignsDas Raumangebot leitet sich aus der programmatischen Vielfalt der Arbeitsprozesse im Unternehmen ab und berücksichtigt dabei die unterschiedlichen Bedürfnisse der Mitarbeiter - die noch vor dem Entwurf durch nutzerzentrierte Ansätze analysiert wurden. Open Space Bereiche, Collaboration Spaces, Think Tanks und zahlreiche Sonderräume erlauben eine agile und flexible Nutzung der Fläche und unterstützen die Kreativität und Kommunikation der Mitarbeiter. Neben der Dachterrasse und dem Work-Café im Erdgeschoss ist die, sich auf jeder Etage befindende, Mittelzone das Herzstück des Gebäudes. Als Haupterschließung und "Social Hub", werden hier zufällige Begegnungen und Ad-hoc-Besprechungen durch diese einladende Gestaltung forciert.
Die Arbeitswelt der SAP ist so agil und digital vernetzt, dass selbst entschieden werden kann, wie gearbeitet wird: Ob konzentrierte Schreibtisch-Arbeit, fokussierte Besprechung, kreativer Austausch oder Homeoffice – dank der durchdachten Gestaltung des Innenraums kann sich die Umgebung den entsprechenden Arbeitsanforderungen anpassen. Ausgelegt ist die Fläche für rund 550 Arbeitsplätze, die sich auf Gruppenbüros und Multi Space verteilen. Im Multi Space sind die einzelnen Arbeitsbereiche durch ein mobiles Wandsystem gegliedert. Ein weiteres Mal kommt hier das von Scope in Kooperation mit wd3 und Westermann entwickelte Whiteboard "flomo" zum Einsatz. Es garantiert höchste Raumflexibilität und akustischen Schutz und ist somit Werkzeug und Arbeitsumgebung zugleich. Auch die überdachten Innenhöfe verfügen über multifunktionale Nutzungsmöglichkeiten. Als "Marketplace" und "Urban Jungle" deklariert, lädt das Raumangebot zum Lunch, Ad-hoc Meeting oder einfach zum Verweilen und Entspannen ein. Durch aufwändig installierte Hängegärten und Feigenbäume, die dank Aussparungen in der Bodenplatte natürlich gepflanzt werden konnten, tritt die Natur in den Innenraum ein und trägt zum Wohlbefinden der Mitarbeiter bei.
Durch die Materialwahl schlägt die "serielle Individualität" des Innenraums eine Brücke zur modularen Bauweise. Warme Materialien und dezent gehaltene Farben kontrastieren die kühlen, industriellen Elemente und spielen auch hier wieder mit der Kombination von Werk- und Maßanfertigung. Im Hub wurde ein Multiplexdielenboden ausgelegt, der ebenfalls auf den industriellen Charakter referiert, gleichzeitig aber auch einen farblichen und materiellen Kontrast zur Lochblechdecke herstellt, welche den Installationsstrang, der sich durch das Gebäude zieht, verkleidet. Der große Anteil von Glastrennwänden und Ganzglasfassaden zum Innenhof unterstützt den Charakter einer offenen und transparenten Unternehmenskultur und ermöglicht etagenübergreifend Blickbeziehungen die die visuelle Kommunikation fördern. Die, aus der modularen Anordnung, entstandenen Innen- und Außenloggien sind prägender Bestandteil des Konzepts; sie wirken Gestaltprägend und stellen kommunikative Beziehungen nach Außen und Innen her. Im Zusammenspiel gelang uns mit dem WDF 53 eine zukunftsorientierte Gestaltung, welche nicht nur die bestehende Unternehmenskultur widerspiegelt, sondern ebenso an ihrer Konstitution beteiligt ist.
Aktuelle Ergebnisse, die Prämierungen aus den letzten beiden Jahren sowie die ausgelobten Verfahren in diesem Jahr inklusive Tipps zur Teilnahme finden Sie hier.