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Foto: Brigida González
Nordbahnhofstraße 35-53 / Eckartstraße 4a70191 Stuttgart-Nord
„Vorn die Nordbahnhofstraße, hinten der Park“ - Das Konzept für das ehemalige Gewerbegrundstück am östlichen Rand des Parkfriedhofs in Stuttgart in der Nähe des Nordbahnhofs ist das Ergebnis unseres 1. Preises bei dem offenen Planungswettbewerb 2012. Die außergewöhnlich homogene Blockrandbebauung des Quartiers wird als städtebauliches Thema in Bezug auf Maßstäblichkeit und Körnung der benachbarten Gründerzeithäuser weitergeführt. Sie bietet eine hohe Durchlässigkeit von der Straße zum Grünraum. Die grüne Mitte schafft einen qualitätsvollen Freibereich für die Bewohnerinnen und Bewohner des sozial gemischten Wohngefüges aus Eigentums- und Mietwohnungen. Im Kontrast zur Blockrandbebauung sind am Grünzug Stadtvillen eingestreut, die einen attraktiven Bezug zu den angrenzenden Grünanlagen im Westen zulassen.
Ziel war es, das inmitten eines gewachsenen Stadtquartiers liegende Grundstück mit städtebaulichem Bezug zur Umgebung, verschiedenen Wohntypologien, qualitätsvollen Freibereichen sowie hoher Materialqualität und relativ geringem finanziellen Aufwand in ein sozial gemischtes Wohngefüge mit innovativen Mobilitäts- und Energiekonzepten zu verwandeln. Als erstes größeres SIM-Projekt (Stuttgarter Innenentwicklungsmodell) stehen die soziale Mischung und deren typologische Unterschiede aus Eigentums-, Miet- und geförderten Wohnungen im Vordergrund. Ziel war es auch, bautypologische Besonderheiten in der benachbarten Gründerzeit neu zu interpretieren, wie z. B. den „Stuttgarter Bauwich“ oder das Klinkerthema. Beide Themen spiegeln sich in der Fassade wider.
Für das Baugelände existieren mehrere Verzeichnungen im Altlastenkataster der Stadt Stuttgart. Es befanden sich zahlreiche Produktions- und Lagergebäude sowie Maschinenhäuser auf dem Gelände. Sämtliche Gebäude wurden in mehreren Schritten hinsichtlich möglicher Schadstoffbelastungen und belasteter Bauteile detailliert untersucht. Die ermittelten Ergebnisse flossen in die Abbruch- und Neubauausschreibungen ein. Unsere Lösung für die belasteten Flächen und die Neubebauung des Quartiers wurde 2019 mit dem Flächenrecyclingpreis ausgezeichnet. Eine besondere Herausforderung war auch die „geologische Steillage“. Durch das scheinbar ebene Grundstück führt eine tiefergelegte Bahntrasse der ehemaligen Staatsbahn, aufgefüllt mit Kiesschutt. Hier waren bis zu 17 m lange Bohrpfähle notwendig.
Die Vorgaben, in Bezug auf Bebauungsdichte und aus der Bauleitplanung konnten mit einer großen gestalterischen Konsequenz umgesetzt werden. Die 14 Mietwohnungen mit sozialer Bindung in Kooperation mit dem Körperbehinderten-Verein Stuttgart e. V. wurden im Rahmen des Landeswohnraumförderprogramms erstellt. Das innovative Energiekonzept wurde im Energie-Contracting mit der ImmoTherm GmbH geplant, errichtet und bewirtschaftet und vom Umweltministerium des Landes Baden-Württemberg bezuschusst. Im Rahmen des Förderprogramms „Schaufenster Elektromobilität“ wurde in Zusammenarbeit mit der Bauherrschaft Siedlungswerk GmbH Wohnungs- und Städtebau ein beispielhaftes Mobilitätskonzept, das Energiesystem, Fahrzeug und Verkehrssystem verbindet, für das neue Wohnquartier entwickelt und realisiert.
Die Grundrisse im Quartier sind auf die Wünsche und Bedürfnisse der Bewohner angepasst. Miet- und Eigentumswohnungen wechseln sich ab, geförderte Wohnungen sind in alle Häuser der Neubebauung eingestreut und gemeinsam mit dem Körperbehinderten-Verein Stuttgart e. V. und dem Einzelhandel entsteht eine vielfältige Wohnstruktur. Umgekehrt öffnet sich das neue Quartier zum Grünen und lädt gleichzeitig ein, auf dem neuen Quartiersplatz zu verweilen: Der neue Kirchplatz bildet einen wichtigen städtebaulichen Akzent für das Umfeld und den Auftakt in den Grünraum. Durch das Zurücksetzen der Wohnbebauung wird auch die Kirche besser von der Nordbahnhofstraße wahrgenommen. Weitere Angebote von Car-Sharing bis Einzelhandel beleben nicht nur das Quartier sondern die gesamte Umgebung.
Das intelligente Energiesystem kombiniert Blockheizkraftwerk, Wärmepumpe, Eisspeicher, Solarabsorber und Photovoltaik. Ein erdgasbetriebener Motor erzeugt Wärme und Strom und treibt damit die Wärmepumpe an. Als Energiereservoir dient der innovative Eisspeicher, der gleichzeitig einer der größten Eisspeicher Deutschlands ist. Er wird von den Solarabsorbern auf den Gebäuden mit Wärme gespeist und hält diese vor allem für die Beheizung vor. Der Strom zur Deckung des Allgemeinbedarfs und des E-Car-Sharing-Angebotes wurde in Bezug auf das „livinglab BWe mobil“-Konzept geplant und wird aus der Photovoltaikanlage und dem Blockheizkraftwerk gewonnen und größtenteils auf dem eigenen Gelände produziert. Hierfür wurde auch der „Umweltpreis 2016“ der Landeshauptstadt Stuttgart vergeben.
Ausführung: 2015-2018
Aktuelle Ergebnisse, die Prämierungen aus den letzten beiden Jahren sowie die ausgelobten Verfahren in diesem Jahr inklusive Tipps zur Teilnahme finden Sie hier.