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Reg.-Nr.: 2005-1-09Aufgabe: Ausarbeitung von Planungsvorschlägen für den "Gesundheits- und Wohnpark Zipfelbachtal" in Winnenden
Auslober: Große Kreisstadt Winnenden
Wettbewerbsart: offener städtebaulicher Realisierungswettbewerb
Zulassungsbereich: EWR, WTO
Teilnahmeberechtigung: Arbeitsgemeinschaften von Stadtplaner, Garten- und Landschaftsarchitekten und Architeken, Bildung einer AG aller drei Fachrichtungen ist verbindlich
Teilnehmer: 41
Fachpreisrichter: Bernd Fahle, Freiburg (V); Daniel Güthler, Winnenden; Kai Haag, Stuttgart; Leonhard Schenk, Stuttgart; Elke Ukas, Karlsruhe; Odile Laufner, Stuttgart; Prof. Jörg Stötzer, Waldkirch
Wettbewerbssumme: 72.000,00 Euro (zzgl. Mwst.)
Preisgerichtssitzung: 28.10.2005
Durch die städtebauliche Leitidee, die Bebauung am Zipfelbach in drei eigenständige Wohnquartiere einzuteilen, entstehen in sich kompakte und schlüssige Wohnformen. Die Ausrichtung ist jeweils der westlich estehenden und angrenzenden Wohnbebauung entlehnt und dadurch sehr gut integriert. Der Bebauungsriegel entlang der Waiblinger Straße ist als Auftakt ins Baugebiet als langfristiges Entwicklungsziel zu verstehen. Die Torsituation und zwei Tiefgaragenabfahrten scheinen jedoch an dieser Stelle dem gesamten Charakter des Gebietes nicht angemessen und sind daher auch nicht gewünscht. Kleine Plätze im Inneren der Wohnquartiere und von der Bachaue überschwappende Grünkeile verzahnen intelligent die Bebauung mit dem Landschaftsraum und versprechen ein hohe Wohnqualität. Öffentlicher und privater Grünraum werden klar voneinander - aber sehr gut – abgegrenzt. Dadurch ist ein hohes Maß an Realisierbarkeit gegeben. Die Hauszeilen sind flexibel in Einzel- und Reihenhaustypen aufteilbar. Die Blickbeziehung eines jeden Gartens zum Bachgrün ist sehr gut gelöst. Eine gemeinsame Erschließungsstraße biete innerhalb der einzelnen Cluster zusätzliche Aufweitungen zu kleinen Plätzen und dadurch zu sozial richtig geschaffenen Treffpunkten. Konsequent schließt sich das Krankenhaus als kompaktes Cluster im Süden an. Die Erschließung von Süden verspricht eine große Orientierungsfreudigkeit. Der Auftakt über einen großen Platz, an dem Ärztehaus und Patientenhotel partizipieren, ist gleichzeitig der bergang mit markanten Baum- und Blickachsen in die freie Landschaft. Eine zweite Notzufahrt über die Lindenstraße führt ebenso auf kurzem Weg zum Eingangsbereich. Der Gebäudegrundriss verspricht kurze Weg und dadurch wirtschaftliches Arbeiten. Kritisch wird angemerkt, dass Wirtschafthof und Werkstätten im UG liegen und keinen Außenraumbezug/Werkhof haben. Die Pflegestation mit ihrer eigenen Innenhöfen nehmen die Struktur und die Maßstäblichkeit der bestehenden Gebäude des Zentrums für Psychiatrie Auf. Insgesamt liegen Wohnbebauung und Krankenhaus schlüssig in der Talaue, so dass dieser grünen Dimensionierung die richtige Werthaltigkeit zukommt. Der Einstieg in die Talaue an der Waiblinger Straße ist über ein Café mit kleinem Platz publikumsanziehend und unspektakulär, aber gut, gelungen. Ein bachbegleitender Fußweg verbindet unspektakulär alle Teile westlich und östlich der Aue. Der Zipfelbach selbst sollte im Sinne einer Nachhaltigkeit stärker renaturiert werden. Eine Erweiterung des Krankenhauses würde zu Lasten von zwei Wohnzeilen im Norden gehen. Die Nachverdichtung des Wohnens nördlich des Holunderweges ist gut möglich, bei entsprechender Grundstückseinigung im Bestand.
Die Arbeit gliedert das Plangebiet hierarchisch in mehrere Abschnitte, die jeweils einen differenzierten Bezug zum Zipfelbach aufbauen: Im Norden zeigt sich der Zipfelbach als innerstädtischer, geöffneter Bachlauf, im mittleren Baufeld öffnet sich baufeldbegleitend die Auenlandschaft, die im Süden in den Gesundheitspark mit Krankenhaus übergeht. Das Krankenhaus wird als gebaute Parklandschaft interpretiert: Auf einem begrünten Sockelgeschoß resultierend aus dem natürlichen Höhenversatz zur Auenlandschaft erheben sich scheinbar locker, harmonisch in die Landschaft eingestreute solitäre Behandlungs- und Pflegebereiche. Das Mischgebiet an der Waiblinger Straße wird durch Positionierung eines ersten Baukörpers, der als Zeichen auch die Zufahrt zum neuen Wohnpark markiert, behutsam entwickelt. Der Wohnpark nimmt die städtebauliche Körnung der anschließenden Wohnquartiere auf und führt - wo immer möglich – die vorhandenen Wegeverbindungen an den Zipfelbach heran. Gleichwohl wird die Eigenständigkeit des Wohnparks hervorgehoben, indem er durch drei Zäsuren in zwei größere Quartiere gegliedert wird. Zwischen Mischgebiet und nördlichem Wohnpark schlagen die Verfasser eine gut proportionierte städtische Platzsituation vor. Die beiden weiteren Zäsuren werden durch die Öffnung zur Auenlandschaft und das Einfügen von Sonderbausteinen erzeugt. Diese Strategie ist besonders im Übergang von Wohnpark zu Gesundheitspark gelungen. Hier befinden sich das Patientenhotel und das Ärztehaus als vermittelndes Element zwischen beiden Nutzungsbereichen. Die vorgeschlagene Positionierung des Krankenhauses überzeugt einerseits durch die Einbindung in die Parklandschaft, andererseits aber auch durch die einfache von Süden kommende Erschließung und der einladenden, großzügig geführten Eingangssituation. Das Preisgericht würdigt die hohen Wohn-, Nutzungs- und Freiflächenqualitäten des mittleren und südlichen Baufelds, kritisiert jedoch im nördlichen Bereich (nördlicher Wohnpark) die zu enge düsenförmige Führung des Zipfelbachs.
Die Wettbewerbsarbeit setzt die Thematik Gesundheits- und Wohnpark im Zipfelbachtal sehr konsequent um. Sowohl die Wohnbebauung mit differenzierten Gebäudetypen als auch das Krankenhaus sind überzeugend innerhalb eines weiträumigen Grüngürtels unter Freihaltung der Bachaue angeordnet. Die Erschließung des Wohnquartiers von Norden mit vorgeschalteter Blockrandbebauung ist städtebaulich richtig gesetzt. Das eigenwillige Entreé mit seiner freien Form an der Waiblinger Straße gibt einen ersten Hinweis auf eine nicht konventionelle Art der Wohnbebauung im weiteren Verlauf der Bachaue. Eigenständige Punkthäuser liegen in lockerer Abfolge zwischen Haupterschließungsstraße und Bachaue. Ein gut proportionierter Anger gliedert an richtiger Stelle die perlenschnurartige Wohnbebauung. Die Nutzung dieses Ortes als Kindertagesstätte wird zusätzlich als Verbindungsglied zwischen Bestand, Neubebauung und Bachaue klug umgesetzt. Ein einfaches, kostensparendes Erschließungskonzept leitet mäandrierend entsprechend den Charakter der Aue zum Krankenhausbereich über. In konsequenter Weiterführung der Punkthäuser stehen Ärztehaus und Patientenhotel am zentralen Zugangsbereich und vermitteln geschickt zwischen der bestehenden Wohnbebauung und dem neuem Krankenhaustrakt. Die Überleitung in die Landschaft ist auch hier nach Süden durch die Gestaltungselemente See und Baumstrukturen gegeben. Das Krankenhaus gruppiert die Pflegeabteilungen in pavillonartiger Struktur sehr gut um einen zentralen Funktions- und Erschließungsbereich. Erweiterungsmöglichkeiten in der vertikalen sind dargestellt. Der Abstand sämtlicher Gebäude zur Bachaue ist gut dimensioniert und dadurch als starker Grüngürtel herausgearbeitet. Der Umgang mit der Bachaue selbst, sprich die Renaturierung des Gewässers, ist leider unberücksichtigt geblieben. Die Übergänge allerdings in den Teil östlich der Aue verzahnen jedoch beide Grüngürtel gut, Die Umsetzung der Punkthausbebauung im Park ist hinsichtlich der Grünstrukturen bei Aufteilung in privat und öffentlich konsequent zugunsten der Öffentlichkeit zu entwicklen. Die Arbeit überzeugt insgesamt durch eine sehr harmonische und homogenen Anordnung der einzelnen Bauköper und Funktionsbereiche unter größtmöglicher Einbeziehung des Naturraumes entlang des Zipfelbaches.
Die Unterscheidung die renaturierte Zipfelbachaue je nach Nutzungszuordnung als Stadtaue im nördlichen Bereich, als Parkaue im Verflechtungsbereich von ZfP und neuem Krankenhaus und südlich davon als Landschaftsaue zu bezeichnen, drückt die Ernsthaftigkeit der Auseinandersetzung des städtebaulichen Konzepts mit dem aufgewerteten Landschaftsraum aus. Den Auftakt im Norden übernimmt das Mischgebiet an der Waiblinger Straße. Hier liegt zwar der Zufahrtsbereich der Silberpappelstraße an der richtigen Stelle, allerdings wird bei dieser strengen Straßenrandbebauung eine räumliche Aufwertung sowohl der Zipfelbachaue als auch des Straßenraums vermißt. Das südlich angrenzende Wohngebiet ist sehr angenehm in drei leicht gegeneinander versetzte Quartiere gegliedert. Die neue Nord-Süd verlaufende Erschließungsstraße bildet durch die Versätze kleine Gemeinschaftsplätze mit Übergängen zum Park und zur Kernstadt, dies wird sehr positiv gesehen. Gleichermaßen überzeugt das Wohnangebot aus Reihenhäusern, Doppelhäusern und Einfamilienhäusern, die gut erschlossen und alle nach Süden orientiert sind. Sinnvollerweise wird diese zeilenartige Struktur nach Osten gegen den Zipfelbach durch höhere Punkt- und Mehrfamilienhäuser abgeschlossen. Im Bereich der bestehenden Hauszeile an der Lindenstraße werden zum Teil auf Grundstücken ausserhalb des Wettbewerbsgebiets Bebauungsvorschläge gemacht, was zwar wünschenswert wäre, aber nur bedingt umsetzbar. Der südlich des Holunderwegs vorgeschlagene Krankenhausbau nimmt mit seinen Pflegepavillons die vorherrschende Bebauungsart des ZfP nachvollziehbar auf, so daß im Auenbereich auch eine gute Einbindung dieser Häuser in den Grünzug entsteht. In krassem Gegensatz dazu stellt sich leider die schematisch entwickelte Baumasse des Pflege- und Behandlungsbereichs dar. Er ist überdies durch zu lange Wege mit den Pflegehäusern verbunden. Auch in der Fahrerschließung liegen erhebliche Mängel: so führt zwar die Hauptzufahrt von Süden direkt zur nördlich gelegenen Liegendvorfahrt und könnte deshalb mit dem Vorfahrtsbereich verwechselt werden, während diese zusammen mit dem Haupteingang nur nach Überqueren der gesamten vorgelagerten Parkierung auffindbar ist. Zusätzlich wird die Einsicht auf diesen Zugangsbereich noch vom vorgelagerten Ärztehaus verstellt. Dieses ist zwar richtigerweise auch als freistehender weiterer Pavillion ausgebildet, wegen der ochspannungsleitung jedoch recht weit vom Haupteingang entfernt. Desgleichen sollte das Verwaltungs- und Kasinogebäude näher an das Krankenhaus rücken. Die Unterbringung des Werkstattbereichs und des Fuhrparks in einem Geländesprung an der westlichen Grundstücksgrenze ist ein interessanter Beitrag. Zusammenfassend kann gesagt werden, daß Struktur und Maßstäblichkeit sowohl der Wohnbebauung als auch der Pflegepavillions gut gewählt sind und sich mit Bestand und Bachaue gut verzahnen. Schwächen liegen im Übergang des Mischgebiets zum Wohngebiet und in der Erschließung und Ausformung der Untersuchungs- und Behandlungsbereiche.