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Reg.-Nr. 2006-3-04Aufgabe: Städtebaulicher Vorentwurf für den Bereich Kirchgasse/Rathausstraße in zwei Bauabschnitten in Wimsheim
Auslober: Gemeinde Wimsheim
Wettbewerbsart: begrenzt offener städtebaulicher Ideenwettbewerb
Zulassungsbereich: Land Baden-Württemberg, Die Teilnahme ist Interessierten von außerhalb des Zulassungsbereichs mit Bezug auf Artikel 49 des EWG-Vertrages möglich
Teilnahmeberechtigung: Architekten, Stadtplaner, Garten- und Landschaftsarchitekten, Garten- und Landschaftsarchitekten nur in Arbeitsgemeinschaft mit Architekten oder Stadtplanern
Teilnehmer: 22
Fachpreisrichter: Prof. Jo Freiwein, Stuttgart; Heinz Lermann, Stuttgart; Folker Trostdorf, Stuttgart; Elke Ukas, Karlsruhe; Prof. Rainer Zinsmeister, Stuttgart (V)
Wettbewerbssumme: 20.000 Euro (zzgl. MwSt.)
Preisgericht: 01.12.2006
Der Verfasser konzentriert seine Neuordnungsvorschläge auf zwei Teilbereiche. Dies führt zu einem einfachen und klaren städtebaulichen Konzept. Dreh- und Angelpunkt des Quartiers wird der neue Rathausplatz mit großem Solitärbaum und höhenmäßig differenzierter Platzgestaltung. Die neue Wohngruppe an der Rathausstraße wird sehr eigenständig angeordnet und von der Straße zurückgesetzt. Die mauerbegrenzten vorgelagerten Wohnhöfe nehmen vorhandene Elemente auf und gewährleisten einen guten Wohnwert an diesem für diese Nutzung schwierigen Standort. Die Gebäude binden sich in Körnung und Maßstab gut in die Umgebungsbebauung ein. Baukörpergliederung und Fassadengestaltung sind schlüssig aus dem gewählten Entwurfsansatz entwickelt. Die klare architektonische Haltung spricht für sich. Der öffentliche Raum wird als zusammenhängendes Kontinuum verstanden. Straßen und Plätze sind ohne Begrenzung konzipiert, dies wird anerkannt und führt zu einer ganzheitlichen Gestaltung. Die sehr weitgehende Aufgliederung des Rathausplatzes in einzelne Teilflächen wird kritisch gesehen, da sie die Nutzung für größere Veranstaltungen einschränkt. Der Entwurf stellt einen sehr guten Beitrag für die Neuformulierung und Neugestaltung des Rathausplatzes dar und kam zu einer lebendigen Mitte im Ortszentrum werden.
Die Verfasser bieten durch ihre eigenständige Eindrehung des neuen Dorfplatzes in Ost-West-Richtung hinter eine straßenbegleitende Bebauung der Rathausstraße eine verkehrsfreie und reizvolle Ortsmitte, die zudem von Verkehrslärm weitgehend verschont wird. Durch die Gebäudestellung entsteht ein städtebauliches Gesamtkonzept, dass sich richtigerweise stark an der Topographie orientiert und dadurch die Kirche mit ihren vielen Blickbeziehungen in ihrem Mittelpunkt freistellt. Die Arbeit hebt sich durch ein ausgewogenes, freiräumliches Konzept ab, das vom Rathaus bis zur Bücherei sowie von der Kirche bis zur Bebauung an der Mörikestraße und der Rathausstraße alle angrenzenden Gebäude sehr gut einbindet. Die richtungsweisende Brunnenanlage an der Kirche, die Platzabtreppungen und das Baumquartier lassen eine lebhafte Aufenthaltsqualität erwarten. Auf Grund des guten Angebotes für den ruhenden Verkehr mit Tiefgarage und oberirdischen Stellplätzen von der Mörikestraße aus anfahrbar, könnten die vorgeschlagenen Nutzungen für Läden / Dienstleistungen auch angenommen werden. Das Preisgericht merkt jedoch noch kritisch an, dass das Funktionieren des zurückversetzten Platzes stark abhängig ist von der Nutzung zentraler und wichtiger Einrichtungen für eine zukünftige Gesellschaft. Eine fußläufige Anbindung nach Osten auf die Mörikestraße wird jedoch vermisst. Die Gebäudekubatur passt sich dem umliegenden Ortscharakter an. Die für das bestehende Ortsbild untypisch gewählten Dachformen könnten jedoch ruhiger ausformuliert werden. Die Realisierbarkeit in Teilabschnitten ist gegeben – bei abschnittsweiser Bebauung ist bei Erhalt der beiden Bestandsgebäude der gewünschte Charakter bereits ablesbar. Insgesamt stellt dieser außergewöhnliche Entwurf einen sehr guten Beitrag zur Stärkung des Ortsmittelpunktes dar.
Der Entwurf fügt sich mit seiner Platzgröße und Baustruktur maßstäblich und mit angenehmen Raumproportionen in das Ortsgefüge von Wimsheim ein. Die schwierige Topographie wird durch eine klare Platzgestaltung bewältigt, durch eine breite Treppenanlage wird die obere Platzebene zur Rathausstraße angebunden. Eine Platzneigung von weniger als 6% wäre wünschenswert. Der gut proportionierte Platz wird durch ein Winkelgebäude auf der Ostseite mit klaren Kanten gefasst. Durch die Winkelausbildung und Fußwegführung entsteht eine gute aber auch praktikable Ordnung für die Entwicklung des östlichen Wohnquartiers zwischen Rathausstraße, Pfarrgarten und Mörikestraße. Hier wird unter Einbindung der beiden Bestandshäuser eine auch im Detail praktikable innerörtliche Wohnsituation entwickelt. Die typischen Hofgruppierungen bleiben erhalten, die erforderliche Parkierung kommt hier ohne Tiefgarage aus. Unter dem Winkelgebäude und Rathausplatz ist eine Tiefgarage angelegt, wobei die straßenseitige Zufahrt wohl so akzeptiert werden muss. Die vorgeschlagenen Nutzungen für das Platzgebäude erscheinen realisierbar, Bürgercafe, Veranstaltungsraum im Rahmen des Seniorenwohnens ist so denkbar und dienen der Belebung des Platzes auch ohne Handel und Dienstleistungen. Die kleineren öffentlichen Parkplätze sind situationsbedingt verteilt und werden sicher gut angenommen ohne massiv zu stören. Die Einbindung der Kirchgasse und des Pfarrhofs in die Freiraumgestaltung wird begrüßt, da die Ortsmitte auch sichtbar stabilisiert wird. Eine wichtiger Beitrag ist die Raum- und Fußwegverbindung von der Mörikestraße zum zentralen Rathausplatz. Der Entwurf leistet durch seine Einfachheit und Klarheit einen guten Beitrag zur Lösung der schwierigen Aufgabenstellung, die dargestellte architektonische Gestaltung entspricht jedoch nicht dieser Bewertung.
Die Idee des Verfassers, die Gebäudeflucht entlang der Rathausstraße deutlich zurückzunehmen, führt zu einem städtebaulich überzeugenden Konzept. Der neue Rathausplatz wird weniger tief und damit räumlich gut proportioniert. Die neue Wohnbebauung rückt von der Straße zurück und gewinnt an Wohnwert. Gleichzeitig erhält die Rathausstraße zusätzliche Flächen für immerhin 9 offene Parkplätze und eine großzügige angerartige Begrünung mit Solitärbäumen. Dieses städtebauliche Konzept aus einem Guss findet sich sowohl in der Gebäudeform, Nutzung und Fassadengestaltung als auch in der Qualität der öffentlichen Freiräume wieder. Gut ist die Zufahrt zur Tiefgarage auf der Giebelseite des Platzgebäudes, denn dadurch kann die Höhenlage des neuen Kirchplatzes unabhängig von der Zufahrtshöhe, d.h. soweit gesenkt werden, dass die Blickbeziehung zwischen Straße und Platz gewährt bleibt. Kritisiert wird lediglich der 2-geschossige Gelenkbau zwischen den Wohnhäusern, dessen Sinnhaftigkeit sich nicht erschließt sowie das Verstellen des Kirchenchors und die Beeinträchtigung des Freiraums durch das nördliche Wohnhaus. Der Entwurf nimmt wichtige Bezüge des Ortes auf und entwickelt daraus wie selbstverständlich das neue Quartier um Rathaus und Kirche.