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Reg.-Nr.: 2006-2-04Aufgabe: Lösungen sowohl für die langfristige Nutzung/Gestaltung des Gebiets, als auch seine Vernetzung mit den angrenzenden Stadtquartieren
Auslober:
Auslober: Große Kreisstadt Reutlingen
Wettbewerbsart: offener städtebaulicher Ideenwettbewerb
Zulassungsbereich: EWR
Teilnahmeberechtigung: Architekten, Stadtplaner, Garten- und Landschaftsarchitekten, Garten- und Landschaftsarchitekten nur in Arbeitsgemeinschaft mit Architekten und/oder Stadtplanern
Teilnehmer: 111
Fachpreisrichter: Prof. Karin Helms, Stuttgart; Ulrike Hotz, Reutlingen; Arno Lederer, Stuttgart (V); Mainrad Morger, Basel; Dr. Eckart Rosenberger, Gerlingen; Volker Staab, Berlin; Norbert Diezinger, Aichstätt; Prof. Jo Frowein, Stuttgart; Hans-Jürgen Failenschmid, Reutlingen; Stefan Fromm, Dettenhausen; Brigitte Klink, Reutlingen; Stefan Dvorak, Reutlingen
Wettbewerbssumme: 100.000 Euro (zzgl. MwSt.)
Preisrichtersitzung: 12./13.01.2007
Die städtebauliche Leitidee des Entwurfes ist die der Erweiterung des grünen Rings an der südwestlichen Kante der Altstadt. Diese Erweiterung wird durch einen in einem Raster angeordneten Baumhain gebildet. In diesen Hain werden präzise Freiräume eingeschnitten. Zwei Räume werden mit Stadthalle und Hotel belegt, der dritte Freiraum erhält mit dem "Krankenhäusle" eine Einstellung. Dieser dritte Raum ist die gewünschte Fläche für Außenveranstaltungen. Das Krankenhäusle dient dabei als Veranstaltungszentrum. Durch die diagonale, randliche Stellung auf einem Freiplatz, der aus dem System der "Baumhalle" längsrechteckig ausgespart ist, wird das Krankenhäusle angemessen inszeniert (eingebunden und hervorgehoben). Das Versammeln der zwei Varianten A und des Freiraums in der Mitte des Bruderhausgeländes lässt keine Rückseiten zur umfahrenden Hauptstrasse entstehen. Dies ist eine besondere Qualität des Entwurfs. Die Allseits offene begehbare Fläche ermöglicht alle gewünschten neue Beziehungen. Die Abgänge der Stege sind in den Hain integriert. Ihre Dominanz im Raum wird dadurch zurückgenommen. Durch den Baumhain erhält die Hauptstrasse die nötige Fassung ohne das Areal visuell abzuschließen. Die open-air-Fläche ist leicht abgrenzbar ohne Beeinträchtigung der Wegebeziehungen. Selbst Schall- und Sichtschutzelemente stören nicht. Die angebotene Fläche ist ausreichend, könnte sogar erweitert werden. Die Flächen für Stadthalle und Hotel in direkter Zuordnung sind gut dimensioniert. Wünschenswert wäre die Erweiterung des dritten Saals im Bereich der Stadthalle, nicht im Hotelbereich. Die klar umschriebenen Volumina lassen eine kostengünstige Erstellung beider Bereiche erwarten. Die Tiefgarage kann von der Adenauerstrasse leicht erreicht werden, die Ausfahrt ist etwas erschwert. Die Erweiterung der Tiefgarage kann in westlicher Richtung unmittelbar angeschlossen werden. Eine Zufahrt für Baufahrzeug/Feuerwehr/ LKW-Andienung im Baumhain ist möglich. Eine zweite Ausfahrt/Einfahrt im westlichen Bereich wird dann nötig. Die Konkretisierung des Strassenraums an der Konrad-Adenauer-Strasse/Eberhardstrasse (Erweiterung um die innere Fahrspur) muss noch erfolgen. Stadthalle und Hotel sind als Solitäre typologisch richtig entwickelt. Das Atrium im Hotelbereich vielleicht etwas eng. Für den folgenden Realisierungswettbewerb würde diese Arbeit eine einfach zu handhabende Grundlage darstellen. Insgesamt handelt es sich um einen hervorragenden Beitrag zu dieser schwierigen städtebaulichen Situation. Dem klaren städtebaulichen Konzept wünscht man sich eine ebenso klare Umsetzung in der Architektur.
Der Vorschlag das Bruderhausgelände als Grünraum zu begreifen, in dem locker eingestellt die Baukörper von Stadthalle, 3. Saal und Hotel untergebracht sind, löst auf einer verblüffend einfachen Weise viele Ebenen dieser städtebaulichen Aufgabe. Das Gelände wird zu einem wirklichen Bindeglied zwischen den angrenzenden Stadtquartieren, in welchem die historische Stadtgrenze im Stadtgrundriss erlebbar bleibt. Darüber hinaus werden die Grünräume von Volkspark und Pomologie sinnfällig bis an das Ufer der Echaz herangeführt. Auch das Problem von Adressbildung von Stadthalle und Hotel wird durch die Einführung des Baumdaches als Vorraum gelöst, ohne der Stadt irgendwo eine Rückseite zuzumuten, wodurch auch die angrenzenden Straßenräume profitieren. Durch die ausgewogene Komposition der drei Bausteine wird eine sinnvolle Beziehung zwischen der historischen Stadt und der neuen Stadthalle entwickelt und die geforderten Wegeverbindungen über die beiden Fußgängerbrücken im Süden selbstverständlich eingebunden. Der Entwurf präsentiert das Krankenhäusle auf angemessene Weise, weil es weder Anlass für unangemessene Inszenierung bietet noch in seiner Wirkung als Solitär beeinträchtigt wirkt. Leichte Verschwenkung, gemessener Umraum sind dem bescheidenen Bauwerk angemessen und binden es in neue städtebauliche Zusammenhänge ein. Kritisch erscheint die Lage und Größe der open-air-Fläche, die vor allem in der letzten Baustufe im Vorbereich der Stadthalle unglücklich positioniert ist. nsgesamt gibt die Arbeit eine überzeugende Antwort und ein robustes städtebauliches und auch wirtschaftlich realisierbares Gerüst vor, welches leicht in den vorgesehenen Bauabschnitten realisierbar ist. Da Gebäude und Freiflächen als ein sich gegenseitig bedingendes Konzept zu sehen sind, ist bei der Realisierung auf die Planung der Freiflächen besondere Sorgfalt zu legen.
Kern des Entwurfs ist die Entwicklung von drei Bausteinen, Stadthalle, Hotel und Haus der Kinderkultur um einen zentralen Platz der sich zu Echaz und Altstadt hin öffnet. Dieser konzeptionelle Ansatz wird als bemerkenswerte Möglichkeit zur Gliederung des Quartiers anerkannt, erreicht Stadt- und Freiraumqualitäten, wobei die Positionierung der Stadthalle im Knie und leicht abgerückt von den beiden Hauptverkehrsstraßen ebenso positiv gewertet wird wie ihre signifikante Ausformung. Eine Duplizierung bei den weiteren Bausteinen, die mit der Typologie der Halle weitgehend übereinstimmen, überzeugt dagegen nicht. Auch würde aus stadträumlicher Sicht auf das dritte Bauwerk im Norden besser verzichtet. Die Platzierung des Krankenhäusle auf einer amöbenförmigen Pflanzinsel um der "organischen" Vereinheitlichung willen kann nicht überzeugen, die übrigen Gebäude respektieren aber seine Autonomie. Der Vorschlag, über hochgelegte Felder in Form grüner Inseln die geplante bauliche Entwicklung zu zeigen, wirkt gesucht. Alle Wegeverbindungen führen über den zentralen Platz und verknüpfen so die anschließenden Quartiere. Die gilt nur eingeschränkt für den Weg über den westlichen Steg an der Konrad-Adenauer-Strasse in Verlängerung der Frauenstrasse, der unmittelbar auf die Stadthalle zuläuft. Lage und Ausgestaltung des zentralen Platzbereichs mit Öffnung zur Echaz erlauben vielfältige Freiraumaktivitäten, die thematisch mit dem Stadthallenprogramm korrespondieren. Die Arbeit leistet in ihrem konzeptionellen Ansatz einen bemerkenswerten Beitrag zur Neuordnung des Gebiets wobei bei der Ausbildung der einzelnen Bereiche nicht die gleichen Qualitäten erreicht wurden.
Der relativ massive, jedoch stark gegliederte Baukörper wird konsequent auf der südwestlichen Hälfte des Grundstücks situiert. Positiv bewertet wird der Gewinn eines großen Freiraums zur Altstadt mit der optischen Verbindung der angrenzenden Grünräume in die südwestlichen und nördlichen Stadtquartiere. Negativ bewertet wird die relativ große Distanz zur Altstadt mit der Folge weiter Wege. Schlecht gelöst ist die Zuordnung des Stadtplatzes, da die open-air-Veranstaltungen die freie Zugänglichkeit zur Stadthalle blockieren. Die verbleibende Grundstücksfläche ist leider nur "Restfläche" ohne sinnvolle Nutzung. Zu den Stadträndern entlang K.-Adenauer-Straße und Eberhardtstraße werden keine Aussagen gemacht. Die differenzierte Gliederung des Baukörpers zum Straßenraum wird begrüßt, da sie den Kubus maßstäblich proportioniert. Allerdings wird bemängelt, dass die entstehenden Freiflächen lediglich für Andienungszwecke vorgesehen sind. Die Ausbildung der einschneidenden Gebäudefugen wird leider nicht zur fußläufigen Durchdringung der Stadthalle genutzt. Die Raumhöhe der Konzerthalle ist zu niedrig. Die Erschließung funktioniert, die Parkplätze sind nur für den 1. BA ausgelegt. Eine Aussage über den 2. BA fehlt. Der vorgeschlagene Entwurf lässt eine modulare Bauweise zwar funktional zu, jedoch überzeugt der verbleibende Torso in seiner baukörperlichen Ausbildung nicht mehr und ist deutlich schlechter.Als Stadthallentypus ist der Baukörper geeignet und besticht vor allem durch sein räumlich interessant angelegtes Foyer. Trotz liederungsversuche gelingt es dem Verfasser nicht, das Problem "schöne" Vorder- und "hässliche" Rückseite überzeugend zu lösen. Das Krankenhäusle wird von der Ostseite der Stadthalle bedrängt und steht beziehungslos in der Landschaft.
Städtebaulich erstreckt sich die Stadthalle entlang einer bereits existierenden Achse (Echaz). Durch diese klare Ausrichtung wird die Identität der Altstadt aufgegriffen und gestärkt. Der Entwurf funktioniert sowohl verkehrstechnisch als auch städtebaulich nur, wenn bereits im 1. BA der vorhandene Busbahnhof verlegt wird. Andernfalls ist der beabsichtigte neue Stadtraum zwischen Altstadt und der Halle nicht erlebbar. Die Halle und das Hotel öffnen sich zur Innenstadt hin und geben sehr schön den Blick auf die Altstadt frei. Die Wegebeziehung zwischen dem Steg über der Konrad-Adenauer-Straße und der Innenstadt funktioniert nicht mehr, da der neue Baukörper im 2. Bauabschnitt die Altstadt komplett vom restlichen Gelände abschneidet. Der Freiraum verstärkt den Grüngürtel zwischen Listhalle/ Pomologie und dem Gelände der Gustav-Werner-Stiftung. Allerdings setzt sich der Straßenbelag optisch im Gelände durch die vielen Flächen mit Mineralbelag fort und die befestigten Flächen stehen in einem Missverhältnis zu den Grünflächen. Über die Freiflächengestaltung im Bereich des später zu bebauenden Punkthauses wird keine Aussage getroffen. Die verkehrstechnische Anbindung der Tiefgarage über die Eberhardstraße und über die Konrad-Adenauer-Straße ist gut gelöst. Problematisch erscheint lediglich die parallele Rampenausfahrt in die Konrad-Adenauer-Straße. Die Reduktion des Stegabganges beim Oskar-Kalbfell-Platz auf Treppe/ Fahrstuhl wird der hohen Fußgängerfrequenz nur teilweise gerecht. Der Hochbau der Stadthalle ordnet sich städtebaulich den Hochpunkten von Hotel und Punkthaus unter und wird damit seiner städtebaulichen Rolle nicht gerecht. Gut gelöst ist die Erweiterung des 3. Saals in Verbindung mit dem Hotelneubau. Durch die Umbauung des Krankenhäusle von drei Seiten einschließlich beider Fassaden wird das Krankenhäusle empfindlich in seinem Erscheinungsbild beeinträchtigt. Das Krankenhäusle ist ein Solitär, der ein Minimum an Wirkungsmöglichkeit beansprucht.