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Reg.Nr.: 2006-1-19Aufgabe: Neubau einer Altenpflegeeinrichtung für Wohngemeinschaften des Hauses Veronika in Stuttgart
Auslober: Genossenschaft der Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul in Untermarchtal e.V.
Wettbewerbsart: begrenzt offener Realisierungswettbewerb als vereinfachtes Verfahren
Zulassungsbereich: Land Baden-Württemberg
Teilnahmeberechtigung: Architekten
Teilnehmer: 16
Fachpreisrichter: Prof. Jörg Aldinger, Stuttgart (V); Prof. Gerhard Bosch, Stuttgart; Gisela Crusius, Köln; Heiner Giese, Rottenburg; Detlef Kron, Stuttgart; Odile Laufner, Stuttgart; Hermann Pölkow, Untermarchtal; Dr. Eckardt Rosenberger, Stuttgart; Gabriele D´Inka, Fellbach
Wettbewerbssumme: 44.000 Euro (inkl. MwSt.)
Preisgericht: 02.03.2007
Die Altenpflegeeinrichtung für Wohngemeinschaften Haus Veronika stellt sich als eleganter kompakter Baukörper in einer anspruchsvollen städtebaulichen Situation vor. Mit ausgewogenen Proportionen und präzise definierten Abständen fügt sich das geplante Bauwerk rücksichtsvoll in die Straßensilhouette und in die vorhandenen Freiräume ein. Der mit seiner Längsseite nach Süden orientierte Baukörper ist geschickt zwischen die bestehende Bebauung an der Gänsheide platziert. Dadurch wird mit der schmalen Kopfseite der Maßstab und die notwendige Einfügung in die Umgebung erreicht. Die Südorientierung bietet für die neue Altenwohnung eine optimale Belichtung und Besonnung. Der relativ große Abstand zur südlich angrenzenden Wohnbebauung ist wegen des Maßstabsprunges angenehm. Der Wegfall der Tiefgarage zu Gunsten von offenen Parkplätzen schadet dem Konzept nicht. Die Abwägung zwischen offenen Stellplätzen und der Anlage einer Tiefgarage kann später näher untersucht werden. Die Erschließung ist einladend und plausibel zwischen Haus Nr. 49 und dem Neubau angelegt. Der Treffpunkt im Foyer dient der Orientierung wie auch dem Aufenthalt bei Veranstaltungen. Diese werden durch die unmittelbare Erreichbarkeit von Saal, Hof und Garten vorteilhaft bereichert. Die Anordnung von dienenden Räumen im Erdgeschoss sammeln diese Funktionen an der richtigen Stelle. Die Verbindung zum Haus 49 bleibt eine offene Frage. Die drei Wohngeschosse beherbergen 12 gleichwertig gute Zimmer mit unmittelbar angeschlossenen Bädern. Die Durchgangsfunktion mancher Bäder wird allerdings kritisch gesehen. Die großzügig bemessenen Wohnflächen betonen die Bedeutung des Gemeinschaftsgedanken ohne jedoch auf eine Ausdifferenzierung von spezifischen Aufenthaltszonen zu verzichten. Diese Flächen erlauben Abläufe wie in einer großzügigen familiären Atmosphäre indem sie verschiedenen Wohnbedürfnisse wie Essen, Wohnen, Spielen, Lesen und Besucher empfangen in eigenen Bereichen zulassen. Die Positionierung des Pflegebades wie die Größe von Vorratsräumen wird kontrovers diskutiert. Das Obergeschoss nimmt die Verwaltungsfunktionen unter einem mehrfach geneigten Dach auf und begünstigt die Einbindung in den Bestand. Das Fehlen eines zweiten Fluchttreppenhauses wird kritisiert. Die Freibereiche, die das neu entstehende Bauwerk umgeben, werten nicht nur dasselbe auf, sondern evozieren den Eindruck eines Wohnens im Garten. Die vorgesehenen Materialien folgen dem dezenten und feinsinnigen Duktus des gesamten Eindrucks, in dem die Außenhaut von grobkörnigen Putz, und die Innenflächen von Birkenholz dominiert werden. Die kompakte Kubatur und konventionelle Konstruktion lassen eine wirtschaftliche Erstellung und Bewirtschaftung erwarten. Insgesamt gelingt es dem vorgelegten Entwurf durch die kompakte Bauweise, elegante Proportion und feinsinnige Architektur den Wohngemeinschaften des Hauses Veronika ein Gemeinschafts betontes wie auch individuelles Lebensumfeld anzubieten, das sowohl den umgebenden Anwohnern als auch den zukünftigen Bewohnern gerecht wird.
Der Entwurf ist zunächst gekennzeichnet durch eine klare Grundkonzeption mit Einbindung des Neubaus als ruhigen Einzelbaukörper, in einer von ebensolchen geprägten Umgebung. Wenn auch die Gebäudelänge das dort übliche Maß überschreitet, so gelingt es dem Verfasser doch, durch die geschickte Gliederung der Fassade an der Gänsheidestraße mit zurückversetztem Eingangselement und vorspringender vertikaler Erschließung, diese auf ein verträgliches Maß zu bringen. Begrüßt wird auch der leichte Versatz aus der Bauflucht der Gänsheidestraße mit deutlicher Zonenbildung für die unterschiedlichen Nutzungen wie Vorfahrt, Grünbereich, Behindertenparken, Bestand und Neubau. Fußläufige Anbindung, Parken und Anlieferung von Norden über den Hof sind schlüssig. Die Verbindung zwischen Neubau und Gebäude 49 ist zu prüfen. Die Funktionsbereiche sind grundsätzlich gut zu- und angeordnet. Besondere Qualitäten werden im großzügigen Eingangsfoyer mit Blickbeziehung zum Garten sowie in der Organisation der Wohngruppen in den Obergeschossen mit Ost – West Orientierung der Zimmer und dem Atrium als zentrales und zugleich verbindendes und belebendes Raumelement "über den Flur hinweg" und mit unterschiedlichen Blickbeziehungen auch in die Umgebung gesehen. Bemängelt wird dagegen die Ausrichtung der Wohn- und Essbereiche auf die unattraktivste Zone des Grundstücks und der Umgebung. Leider ist der Garten von der Hausgruppe der demenziell Erkrankten nur versteckt und über eine lange Treppe zu erreichen, womit ein wichtiger Punkt der Auslobung nicht gelöst ist. Als wesentlicher Nachteil wird erkannt, dass der Verfasser die vorgegebene Programmfläche um ein erhebliches Maß überschreitet, was in diesem Umfang schon aus wirtschaftlichen Gründen nicht akzeptabel ist. Mit einem klaren, großzügigen Entwurf wird eine Bauanlage hoher Qualität ohne schwerwiegende funktionale Mängel erreicht. Leider überschreitet das Flächenangebot den Bedarf erheblich.
Der Baukörper wird als Solitär entwickelt, der sich im Sockelbereich mit dem Gebäude 49 verbindet. Er präsentiert sich an der Gänsheidestraße als großflächiges Volumen und überschreitet die Traufhöhe des Nachbarn deutlich. Der Eingang liegt wenig akzentuiert und wird erst im Inneren mit dem Durchblick zum Außenbereich verständlich. Die Erschließung der Tiefgarage nutzt die Topografie sinnvoll aus. Das großflächig angelegte Erdgeschoss nimmt alle Verwaltungsräume auf und ermöglicht separate Zugänge zur Vinzenz von Paul GmbH und zum Gebäude 49. Das Heraustreten der südlichen Verwaltungsspange aus dem Baukörper wird negativ bewertet und führt zu Schwierigkeiten mit dem ansteigenden Gelände und der Nachbarbebauung. Die Übergänge zum Außenbereich sind auf 2 Ebenen hergestellt, sowohl auf der Eingangsebene mit vorgelagerter Terrasse als auch von der ersten Wohngruppe über Rampen zum Demenz-Garten. In den Außenanlagen werden verschiedene Themen angesprochen, die jedoch nicht näher ausformuliert sind und Aussagen über eine Umschließung des Demenz-Gartens als geschützten Bereich werden nicht getroffen Im Inneren werden die Wohngruppen über ein mschlossenes Atrium gruppiert, das zu guter Orientierung, Übersichtlichkeit und maximaler Versorgung mit Tageslicht führt und eine helle, lichte Atmosphäre entstehen lässt. Allerdings weist das Atrium mit 4 Geschossen eine große innere Höhe auf. Die Wohngruppen sind grundsätzlich gut organisiert, die Nebenräume auf kurzen Wegen erreichbar. Die nach Westen und Süden orientierten Privatzimmer sind sinnvoll zugeschnitten und gut möblierbar. Die Öffnung der Gruppen mit den Gemeinschaftsbereichen nach Osten in die Tiefe des Grundstückes wird sehr begrüßt. Die wirtschaftlichen Kenndaten des Entwurfes liegen über den Mittelwerten aller Arbeiten in ungünstigen Bereich, hervorgerufen durch die größere Kubatur des Atriums. Insgesamt ein Entwurf der städtebaulich aus der Körnigkeit der Gründerzeitbebauung durch ein zu großes Volumen herausfällt und die Umgebung stark dominiert. Gute Qualitäten sind in den überschaubaren Wohngruppen vorhanden.