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Reg.-Nr.: 2007-4-01Aufgabe: Städtebauliche Planung und Landschaftsplanung für das ehemalige Betriebsgelände "Great Lakes" der Firma Degussa in Konstanz
Auslober: Stadt Konstanz, Doser + Partner Baugesellschaft mbH
Wettbewerbsart: begrenzt offener städtebaulicher Realisierungswettbewerb
Zulassungsbereich: EWR/WTO
Teilnahmeberechtigung: Architekten ,Garten- und Landschaftsarchitekten und Stadtplaner in zwingender Arbeitsgemeinschaft
Teilnehmer: 20 Zugelassene, 18 Abgaben
Fachpreisrichter: Prof. Fritz Auer, Stuttgart (V); Prof. Carsten Lorenzen, Kopenhagen/Singen; Prof. Dr. Franz Pesch, Stuttgart; Prof. Zvonko Turkali, Frankfurt a. M.; Kurt Werner, Konstanz; Angela Bezzenberger, Darmstadt; Susann Graf, Konstanz/Singen; Josef Weber, Konstanz
Wettbewerbssumme: 81.000 Euro (zzgl. MwSt.)
Preisgerichtssitzung: 14.05.2007
Der Wettbewerbsentwurf ist geprägt von einem sehr kompakten, geschlossenen "Baukörper" im Norden und in südlich gelegene, frei angeordnete "Schollen". Die beiden Felder gehen damit auf ihre unterschiedlichen Lagen im Stadtraum (innerstädtisch bzw. Flusslage) gut ein und reagieren in ihren Außengrenzen positiv darauf (geschlossen bzw. offen). Die Innenraumqualitäten des Wohnens in einem Patiohaus sind mit dem Grünkeil adäquat berücksichtigt und stellen eine geschlossene Wohnanlage mit räumlichen Qualitäten dar, die positive Ausstrahlung auf das inhomogene Umfeld hat. Der Freiraum auf der Südseite wird großzügig weitergeführt und bildet somit einen direkten Anschluss an das Herosé-Gelände. Die Freiräume der Innenhöfe gehen ähnlich differenziert und kleinteilig auf die Wassersituation ein. Der Ausblick und Anlegebereich an der Promenade ist an einer sinnfälligen Stelle, die Ausführung jedoch zu massiv. Die sonstigen Uferzonen sind größtenteils im Bestand erhalten, was positiv ins Auge fällt. Die architektonische Ausgestaltung der Fassaden führt den Bestand ebenfalls gut und konsequent weiter und stärkt dadurch den Gesamteindruck des Seeufers. Die Qualität und Funktionalität des Handelsbereiches ist sehr gut umgesetzt. Die Trennung von Verkehrsströmen (LKW/PKW) ist konsequent durchgehalten. Die Zulieferung greift in Grünbereiche des Fußgängers ein. Die Funktionsabläufe des Handels sind sowohl im Lebensmittelmarkt, wie auch in den zusätzlichen Läden gegeben. Der Eingangsbereich ist sowohl mit seiner Lage zur Innenstadt, wie auch durch seine Ausformung (überdachte Mall) sehr gut gelöst. Die ausgeschriebene Verkaufsfläche wird fast erreicht. Mit dem Eingang des Handelsgebäudes wird gleichzeitig ein Bezug zum südlichen Gastronomie- u. Freibereich aufgebaut. Die Erschließung des Südbereiches ist schlüssig und einzeln realisierbar, was sich positiv auf die Wirtschaftlichkeit auswirkt. Die Baukörper der südlichen Bebauung sind gut abschnittsweise realisierbar. Die Tiefgaragen sollen darauf abgestimmt werden. Die unterschiedlichen Gebäudetiefen lassen zweibündige, aber auch dreibündige Anlagen zu. Die Zwischenräumen in den "Schollen" sind qualitätsvoll ausgeführt. Der Hotelbau ist in seiner Lage, Dimensionierung und Erschließung gut ausgeformt und auf den Seerheinblick optimiert. Die Höhenstaffelung zum bestehenden Laborgebäude muss differenzierter berücksichtigt werden (Höhenangleich). Das freistellen der Villa schafft neue Freiraumqualitäten für den Gastronomiebereich. Die Annäherung des Baukörpers an die zu erhaltende "Blutbuche" ist nicht hinnehmbar. Das Gebäude an der Schänzle-Brücke ist in seiner Dimension zu gering und hat somit noch keine Torwirkung als Stadteingang. Die Wirtschaftlichkeit im nördlichen Bereich wird als gegeben eingeschätzt. Die eigenständige Ausformulierung von Baukörpern und Freiräumen sind in dem Wettbewerbsentwurf eigenständig und prägen insgesamt das Baugebiet positiv. Die Abstandsflächen im nördlichen Baufeld sind zu überprüfen und ggf. zu überarbeiten.
Städtebau: Die Baumasse im Norden ist 2-geteilt und ist über ein Gelenk (Glashalle) verbunden. Der Straßenraum zur Reichenaustrasse ist damit gut gegliedert. Durch die Drehung der Baukörper zueinander entsteht ein kleiner angenehm dimensionierter Vorplatz. Der östliche Gebäudeteil bildet zusätzlich eine kleine Platzsituation zur Schneckenburgstraße. Es entsteht ein guter Übergang von Schneckenburg- zur Reichenaustraße. Der niederere Baukörper auf dem Nordgelände nimmt in Höhe und Maßstäblichkeit Bezug zur bestehenden Bebauung im Süden (Villa, Laborgebäude), wodurch ein schöner Dialog über die Straße hinweg entsteht. Das Hotel ist u-förmig angelegt; kritisch wird angemerkt, dass die Öffnung der Form zur Reichenaustraße angelegt ist (Nachteil Aussicht, Lärmbelästigung). Der westliche Grundstücksbereich des Kompetenzzentrums ist eine Weiterführung der Blockstruktur des Heroségeländes, mit Öffnung zum Seerhein. Die optional vorgeschlagene Erdgeschossbebauung innerhalb der Höfe wäre wünschenswert, um zum Seerhein hin eine klare Gebäudekante zu erhalten. Der Jury erscheint die Gebäudestruktur wenig geeignet für die gewünschte flexible Nutzung (Wechsel 2 Bund zu 3 Bund), für die Ablesbarkeit einzelner Firmenadressen oder einzeln ablesbarer Gebäudeeinheiten. Die Gebäudeform entspricht nicht dem Wunsch des Bauherrn, nach Ausdruck von Innovation und Individualität. Die interne Verkehrserschließung (Anfahrt, Ver- und Entsorgung) scheint wenig überlegt. Weiter ist die gewünschte Querverbindung zwischen Kompetenzzentrum 1 und 2 nicht besonders bedacht worden. Wünschenswert wäre die hohe Dichte im Bereich des Kompetenzzentrums zu verringern, um die Kritikpunkte zu entschärfen. Die Stärke des Entwurfes liegt im nördlichen Bereich in Verbindung mit der gegenüberliegenden südlichen Bebauung, fällt aber qualitativ Richtung Westen im Bereich des Kompetenzzentrums und der gewerblichen städtischen Nutzung ab, die zu niedrig ist.Freiraumqualität: Die Freiräume sind differenziert gestaltet, wobei die Liegewiese nicht optimal gesehen wird. Kritisch beurteilt wurde das Fällen der Rotbuche, was bei einer weiteren Planung korrigiert werden müsste. Die gewünschte fußläufige Anbindung von Petershausen ist vorhanden aber durch den parallel geführten Anlieferverkehr des Supermarktes beeinträchtigt und verbesserungswürdig. Die Verteilung der geplanten Flächen im Bereich Verkauf weichen erheblich von den Forderungen ab. Die Korrektur der Flächen im nördlichen Bereich würden zu einer Verschiebung der Baumassen führen, scheinen aber umsetzbar. Die Anlieferungsflächen der Verkaufsfläche sind nicht ausreichend. Das Angebot an Wohnungen ist gut, die Maisonettenwohnungen haben teilweise innenliegenden Küchen und sind insgesamt etwas kleiner als gefordert.
Die Arbeit überzeugt durch einen Städtebau, der auf einfache zurückhaltende Weise die Besonderheiten der jeweilige Situation herausarbeitet, räumliche Verknüpfungen an richtigen Stellen herstellt und dem Ort eine neue, eigene Identität verleiht. Sowohl im Maßstab als auch in der Höhenentwicklung wird ein sinnvoller Bezug zu der Nachbarbebauung hergestellt. Die eigenständige lineare Struktur schafft Freiräume mit unterschiedlichen Nutzungsangeboten und hohen Aufenthaltsqualitäten im südlichen Bereich des Grundstücks. Die Handelsnutzungen in nördlichen Wettbewerbsgebiet sind überzeugend gelöst und entsprechen, trotz kleiner erforderlicher Justierung in der Funktionalität, im hohen Maße den Anforderungen der Nutzer. Durch die großzügige Verglasung und den überdachten Vorraum entlang der Straße öffnen sich die Verkaufsräume auf eine angenehme Weise zum öffentlichen Raum und stellen somit nahezu beiläufig die gewünschte Fernwirkung dieses Bereiches heraus. Die Andienung, Anlieferung und die Erschließung der Tiefgarage sind weitgehend einwandfrei gelöst, lediglich der Wenderaum in der Nordwestlichen Ecke des Grundstücks müsste überprüft werden. Durch zwei Abbiegespuren auf der Reichenaustraße kann auf die dritte Ampelanlage verzichtet werden. Die Flächen des Lebensmittelmarktes sind unterschritten. Dagegen sind die Lagerflächen größer als erforderlich. Im Fall einer Realisierung müssen hier entsprechende Anpassung vorgenommen werden. Diese Änderungen sind vermutlich möglich, ohne dass das Konzept verändert werden müsste. Die Wohnungen oberhalb der Verkaufsflächen weisen eine gute Himmelsrichtung sowie Grundrisse und Freifläche mit räumlichen Qualitäten auf. Die Erschließung auf dem südlichen Grundstück über eine interne Straße unterstützt eine einfache Andienung des CCK sowie die Vorfahr zum Hotel. Die Gebäude des Kompetenzzentrums entsprechen zwar den Vorstellungen der Nutzer, deren stereotype Anordnung kann jedoch nicht überzeugen. Die Häuser können in unterschiedlichen Phasen realisiert werden und weisen durch den unmittelbar angrenzenden Freiraum sowie Blickbezüge zum Wasser Räume mit hohen Arbeitsplatzqualitäten auf. Die vorgeschlagene Glaswand zwischen den Gebäuden kann ebenfalls nicht überzeugen. Auch aufgrund der noch nicht erfüllten Gesamtflächen des CCK wäre wohl in diesem Bereich eine stärkere Verdichtung erforderlich. Sinnvolle kleinteilige Flächen von 200 qm sind auf eine ebenso einfache Weise herstellbar, wie auch die Erweiterungen der Garagen. Das Hotel ist in dessen Positionierung richtig, dessen Gestaltung kann nicht überzeugen. Eine stärkere baukörperliche Differenzierung zum CCK wäre anzustreben. Die Gewerbeflächen sind in dem erhöhten prägnanten Gebäude in unmittelbarer Nähe zur Schänzlebrücke überzeugend angeordnet. Die Freiräume sind gut herausgearbeitet und schaffen einen harmonischen Bezug zum Bestand sowie den geplanten Neubauten. Dies erfolgt mit unterschiedlichen Bepflanzungen, Treppenanlagen am Wasser oder beispielsweise durch Stege im Bereich des CCK. Die Verfasser haben für den Ort und die geplante Nutzung einen überzeugenden Beitrag ausgearbeitet, der trotz aufgeführter Nachteile zu einer positiven Entwicklung des gesamten Bereichs beitragen kann.
Für die unterschiedlichen Nutzungen nördlich und südlich der Reichenaustraße werden zwei unterschiedliche Bilder aus der jeweiligen Umgebung entwickelt. Im Süden, im Anschluss an das Herosé-Gelände, werden 3 kohärente Baufelder vorgeschlagen, die ein urbanes Flair entfalten. Der westliche Gewerbebau bildet einen Hochpunkt im Bereich der Schänzlebrücke und markiert den Stadteingang wirkungsvoll. Positiv ist dabei auch die angebotene Treppenrampe, die auf kurzem Weg Brücke und Seerhein verbindet. Die östlichen Baufelder nehmen in der Höhengestaltung Bezug zum Heroségelände und bilden einen ruhigen Horizont. Die Nutzungen CCK sind in einem 3-gliedrigen Baufeld flexibel untergebracht. Die enorme Dichte wird hinsichtlich Arbeitsplatzqualität in dieser besonderen Lage allerdings kritisch gesehen, ebenso die weite Auskragung, die eine Belebung dieser Zone erfordert. Ob diese gewährleistet wird ist eher fraglich. Das mosaikartige Fassadenbild am Seerhein schafft in den Abendstunden sicher eine interessante Silhouette. Anzunehmen ist, dass die unterschiedlichen Nutzer jedoch ein mehr heterogenes Fassadenwerk erzeugen. Das Hotel ist in seiner Dimension zu groß und als Block sehr introvertiert. Das Ensemble um die Altbauten wird durch einen Anbau an die Villa ergänzt was im Modell nicht dargestellt ist. Mit dem Gartenraum um die Buche ist der Vorschlag maßstäblich richtig gelöst. Insgesamt ist die Freiraumgestaltung und gute Verknüpfung in Richtung Petershausen fundiert gelöst und atmosphärisch hochwertig. Die durchgehende Baumallee an der Reichenaustraße unterstreicht die Stadteingangswirkung zum nördlichen Baufeld: Hier versuchen die Verfasser, die große Bauform, des Marktes durch kleinteilige aufgesetzten Hauszeilen mit der Wohnumgebung zu vernähen. Der im Prinzip richtige Ansatz führt aber zu ungünstigen Zwangspunkten hinsichtlich der Ausrichtung der südlichen Wohnungen und der Erschließung. Die Nischenbildungen in der Erdgeschossebene lösen sich von der straßenbegleitenden Bauweise und erweitern dadurch zwar einerseits Bewegungs- und Funktionsräume, andererseits werden im Gehwegverlauf ungünstige Engstellen produziert. Auch bewirken die dadurch entstehenden Nischen im Inneren unübersichtliche Verkaufsbereiche. Die Anlieferungszone für den Markt ist ungelöst. Stellplätze für Kunden und Anwohner sind ausreichend nachgewiesen. Allerdings ist die Zufahrt so nicht möglich. Es fehlt eine ausreichend lange Linksabbiegespur. Insgesamt beurteilt die Jury die Vorschläge für die südliche Bauentwicklung als tragfähigen Entwurfsbeitrag für die südliche Bebauung, der vor allem auch durch das qualitätsvolle Freiraumkonzept gestützt wird.