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Reg.Nr.: 2009-4-06Aufgabe: Erweiterungsbau der Evangelischen Hochschule Freiburg unter Einbezug des bestehenden Gebäudes einschließlich der Freianlagen
Auslober: Evangelische Landeskirche in Baden, Evangelische Oberkirchenrat Karlsruhe
Wettbewerbsart: nichtoffener Realisierungswettbewerb (RPW 2008)
Zulassungsbereich: Regierungsbezirke Freiburg und Karlsruhe, Kantone Jura, Basel-Stadt, Basel-Land, Aargau und Zürich, Départements Bas-Rhin und Haut-Rhin (Elsaß)
Teilnahmeberechtigung: freie Architekten und freie Landschaftsarchitekten; Landschaftsarchitekten nur in Arbeitsgemeinschaft mit Architekten
Teilnehmer: 73 Bewerbungen, 30 (21 + 9) ausgewählte Teilnehmer, 28 Arbeiten
Fachpreisrichter: Wulf Daseking, Architekt, Stadt Freiburg im Breisgau; Gabriele D´Inka, Architektin, Fellbach; Prof. Gerd Gassmann, Architekt (V); Jochen Rapp, Architekt; Anton Bauhofer, Architekt; Eckhard Bull, Architekt; Prof. Myriam Claire Gautschi, Architektin; Jürgen Schlechtendahl; Dr. Ulrich Rolf
Wettbewerbssumme: 46.000 Euro (zzgl. MwSt.)
Der Verfasser schlägt einen frei gestellten Baukörper vor, in dem alle Gemeinschaftsräume zusammengefasst sind. Dadurch kann der Altbau ohne größere Umbauten beibehalten werden. Dies wirkt sich auf die Baukosten, aber auch auf einen störungsfreien Bauablauf günstig aus. Die Ausbildung eines großzügigen Vorplatzes im Bereich der Bugginger Straße wird positiv gewertet. Die Hochschule erhält hier einen ebenerdigen Eingangsbereich, der einladend und ansprechend wirkt. Die vorgeschlagene Wegebeziehung in Ost-West-Richtung führt durch den Anlieferhof und ist nicht eindeutig nachgewiesen. Auch wird die vorgeschlagene Parkierung entlang der Katharina-von-Bora-Str. kritisch gesehen, da mit einer zusätzlichen Lärmbelästigung für die Anwohner eventuell gerechnet werden muss. Der bisherige Hauptzugang wird unverändert beibehalten. Hier wäre ein Vorschlag für eine Aufwertung wünschenswert gewesen. Die Anbindung des Neubaus an den Bestand ist klar durchgearbeitet und kann ohne größere Schwierigkeiten umgesetzt werden. Der vorgeschlagene Neubau überzeugt in seiner räumlichen Ausbildung, der Materialwahl und dem energetischen Konzept. Besonders der Raum der Stille zeigt hohe Qualität. Das energetische Konzept wird sehr detailliert und schlüssig dargestellt. Bei Räumen mit ständiger Nutzung werden thermische Massen aktiviert, Räume mit vielen Personen wie Hörsäle werden über schnelle Systeme geheizt und gekühlt. Die Nutzung von offenen Atrienbereichen für Licht und Lüftung werden sehr gut integriert. Die benötigte Energie wird hauptsächlich regenerativ erzeugt. Das vorgestellte integrale energetische Konzept bietet einen sehr guten Beitrag zu einer energieeffizienten und nachhaltigen Architektur. Die Arbeit überzeugt durch ihre klare Haltung, ihre Wirtschaftlichkeit und ihre formale Durcharbeitung und stellt deshalb einen gelungenen Beitrag dar.
Bei der Arbeit 1016 wird der zentrierte kreuzförmige Altbau in seiner Grundform erhalten und nach Süden und Osten hin erweitert. Der nördliche Eingang wird aufgenommen und zu einem großzügigen Foyer erweitert. Mit dem neuen Westeingang entsteht ein diagonaler Durchgang, die Bereiche Mensa und großer Hörsaal sind leicht zu separieren. Zum östlichen Nachbarn entstehen gegliederte flache Bauten mit einem großen Grenzabstand. Im Innern entsteht ein lang gestrecktes, gegliedertes Foyer mit interessanten Nischen und Ausblicken, die zum Verweilen einladen. Der Seminarbereich im Obergeschoss hat einen Mittelflur mit Durchblicken nach außen und Öffnungen zum Foyer nach unten. Die Freifl ächen vor den Eingängen sind großzügig und vom dem südlichen Parkplatz abgesetzt. Trotz Anbindung an den Altbau ist eine Abschnittsbildung der Erweiterungsteile gut möglich. Das Raumprogramm wurde eingehalten. Die Erweiterungsflächen sind funktional wie räumlich sehr gut integriert. Alt- und Neubau erhalten eine neue gemeinsame vorgehängte Fassade. Das vorgeschlagene Erscheinungsbild mit Brüstungs- und Fensterbändern ist der Bauaufgabe "Ev. Hochschule" nicht angemessen und ist wenig spannungsreich. Der Kompaktbau verspricht für die Erstellung wie den späteren Betrieb hohe Wirtschaftlichkeit. Die vorgeschlagene Kompaktlösung wertet den Altbau im Innern in besonderer Weise auf. Die Wegebeziehungen sind gut aufgenommen. Die Maßstäblichkeit zur Nachbarbebauung in besonderer Weise gut verträglich. Für die den Bestand und den Neubau werden zwei unterschiedliche Energiekonzepte vorgeschlagen. Der Neubau soll über eine Bauteilaktivierung geheizt und gekühlt werden, der Altbau passiv über teilweise geöffnete Decken und aktiv über ein Luftsystem Die Wärme wird über das Fernwärmenetz zur Verfügung gestellt, über die Kälteerzeugung wird keine Aussage getroffen. Mechanische Lüftungsanlagen mit wärme- und Kälterückgewinnung. Die Lösungen über abgehängte Fassadenbereiche führen zu einer Reduktion des Tageslichtangebotes, Lichtlenksysteme können dies nur teilweise kompensieren. Hier müsste die Gestaltung der Fensterstürze nochmals überdacht werden. Die Lösung ist grundstückssparend und erhält im Süden Erweiterungsflächen. Dies ist ein guter Beitrag für die Erweiterung der Evang. Hochschule in Freiburg Weingarten.
Mit dem neuen Baukörper auf der Ostseite erhält die Evangelische Hochschule eine eindeutige Adresse an der Bugginger Straße. Über eine ebenengleiche Vorfl äche wird sowohl von Norden als auch von Süden kommend eine barrierefreie Erschließung hergestellt. An Stelle der Tiefgarage wird eine zentrale Kommunikationszone angelegt, die eine eindeutige innere Mitte defi niert. Die Belegung dieser Zone mit der Mensa wird grundsätzlich für möglich gehalten, die Küche mit ihren Nebenräumen greift jedoch empfindlich ein in den Bestand und eine Abtrennung der Mensa kann nicht funktionieren, da die Erschließung wichtiger Bereiche blockiert wird. Die grundsätzliche Gliederung der Funktionen in Hörsaal- und Seminarbereich im Neubau und Integration der Büroräume in den Bestand wird begrüßt. Leider findet die großzügige Erschließung über eine breite Treppenanlage keine entsprechende Fortführung zur Erreichung der Seminarräume. Die Anforderungen des Raumprogramms sind grundsätzlich erfüllt und umgesetzt. Mit den Vorschlägen zur Fassadengestaltung über grau eingefärbte Faserzementtafeln bleibt die grundsätzlich horizontale Gliederung weiterhin erhalten und wird auch auf den Neubau übertragen. Dieses Gestaltungskonzept kann nicht überzeugen, der Raum der Stille erhält eine unangemessene Betonung. Die wirtschaftlichen Kenndaten liegen im Vergleich aller Arbeiten im günstigen Bereich, die Eingriffe in den Bestand führen jedoch zu Mehraufwendungen. Das Gebäude wird rein luftseitig gelüftet, geheizt und gekühlt. Thermische Massen werden nur im geringen Maße aktiviert. Die Fassadenaufbauten sind einfach und gut umzusetzen. Durch die fehlenden Massen und die ständig notwendige Lüftung, auch im Kühlfall, wird zum einen eine Fensterlüftung sehr stark reduziert, zum anderen entsprechend mehr Energie zur Kühlung benötigt. Das Tageslicht wird gut genutzt. Zusammenfassend ein Entwurf, der eine großzügige und gut belichtete innere Foyerzone aufweist, von der alle Bereiche profi tieren. Leider fallen die gestalterischen Qualitäten im Inneren und Äußeren dahinter zurück und entsprechen nicht dem gewünschten Ausdruck einer Evangelischen Hochschule.
Das Projekt schlägt zwei "Bausteine" vor, die den Bestand der Hochschule ergänzen sollen: ein langgestreckter Winkelbau und das "Forum". Der Winkelbau begleitet als fl acher schmaler Baukörper im Osten die Grundstücksgrenze und die bestehenden Wegachsen. Gleichzeitig definiert er zwei verschiedene Eingangsituationen. Im Norden "dramatisiert" er mit einer breiten Treppe den bestehenden Eingang. Im Süden bildet er auf Straßenniveau einen kleinen Gartenhof. Zusammen mit dem Bestand definiert dieser neue Baustein ein großes "Forum". Ein Glasdach unterstützt dabei die Lesbarkeit von Alt und Neu. Das Glasdach bildet zusammen mit dem neuen Baukörper an der Buggingerstraße die neue Adresse der Hochschule. Dies wird grundsätzlich positiv bewertet. Die Reaktion auf das Gebäude der Bonhoeffer Gemeinde und die bestehende Zuwegung ist jedoch noch ungelöst. Das Herz des Entwurfs bildet das neue "Forum". Die großzügige Fläche wird kontrovers diskutiert, da die innenräumlichen Qualitäten, die Anbindung an Mensa, neue Hörsäle, Büroräume etc. nicht ausgearbeitet sind und die Fläche des "Forums" nicht beleben können. Der Aufwand, die Fläche als Pufferzone mit einem Glasdach auszubilden, sollte über Wirtschaftlichkeit und Energiefragen überprüft werden. Die Klarheit der Grundrissgestaltung im Erdgeschoss besticht, kann jedoch im Untergeschoss bei der Durchdringung von Alt und Neu nicht konsequent weiterentwickelt werden. Die Garage verbleibt lediglich für 10 Stellplätze und steht in keinem Verhältnis zu ihrer Erschließung. Die Anlieferung der Mensa erfolgt konsequenterweise im UG, hat aber zur Folge, dass die Verbindung zu Essensausgabe über Lift und Treppe erfolgen muss. Die Mensa im EG ist nicht abtrennbar und erschwert dadurch eine separate Nutzbarkeit. Die Hörsäle können zwar vom laufenden Betrieb getrennt werden, doch wäre eine stärkere räumliche Anbindung an das neue Herzstück, das „Forum“ wünschenswert. Die Fassade bleibt in ihrer Aussage unverbindlich und lässt in ihrer Gestaltung im Osten eher einen Platz als einen Weg erahnen. Ein großfl ächig verglaster Innenhof bildet die Grundlage des Energiekonzeptes. Über die Pufferwirkung des Innenhofes und die Nutzung der solaren Gewinne wird der Heizenergiebedarf reduziert. Die Kombination von Strahlungsflächen und Nutzung der Geothermie werden schlüssig erläutert. Solare Lasten sollen über einen außenliegenden Sonnenschutz im Dachbereich reduziert werden. Dem großen Foyer stehen Mehrinvestitionskosten und zusätzliche Betriebskosten gegenüber. Die Qualität der Verglasung, die Zonierung und das Heizniveau im Innenhof (Forum) sind nicht ganz ersichtlich. Das Projekt überzeugt in seiner strukturellen Klarheit, lässt jedoch die räumlichen Qualitäten, die das Forum als Mittelpunkt für jeden Raum bilden könnte, noch vermissen.