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Reg.Nr.: 2009-4-09Aufgabe: Städtebauliche Erneuerung der Ortsmitte Fischerbach
Auslober: Gemeinde Fischerbach, Armin Schwarz
Wettbewerbsart: offener Realisierungswettbewerb
Zulassungsbereich: Regierungsbezirk Freiburg; Teilnahme von außerhalb des Zulassungsbereichs nach Artikel 49 EU-Vertrag möglich
Teilnahmeberechtigung: Architekten, Stadtplaner und Landschaftsarchitekten; zwingende Arbeitsgemeinschaft von Architekten oder Stadtplanern mit Landschaftsarchitekten
Teilnehmer: 34 ausgewählte Teilnehmer, 19 Arbeiten
Fachpreisrichter: Dr. Fred Gresens, Architekt, Hohberg; Volker Rosenstiel, Architekt und Stadtplaner, Freiburg (V); Gisela Stötzer, Landschaftsarchitektin, Freiburg; Prof. Günter Telian, Architekt und Stadtplaner, Karlsruhe; Constantin Görtz, Architekt, Weinheim; Martin Schedlbauer, Landschaftsarchitekt, Denzlingen
Wettbewerbssumme: 44.000 Euro (zzgl. MwSt.)
Preisgericht: 16.10.2009
Die Bearbeiter formulieren ein in sich stimmiges und maßstäblich ausgewogenes Gesamtkonzept. Die neu entwickelten Baubereiche fügen sich harmonisch in die bestehende Dorfstruktur. Die einzelnen Bereiche sind klar gegliedert und in sich stimmig. Die öffentlichen Räume werden richtig und nachvollziehbar zu einem stimmigen Gesamtkonzept zusammengeführt. Ein besonderes Element ist dabei der geplante Rundweg, der im Süden den Ortsrand eindeutig formuliert und sinnvoll an das vorhandene Wegenetz anknüpft. Die Öffnung des Eschbaches ist gestalterisch ein Gewinn für das Ortsbild und aus technischen Gründen sinnvoll (Hochwasserereignis). Das Plätzchen mit dem Fischerteich formuliert den westlichen Ortseingang. Das Wäldchen wird ausgelichtet und als Hochseilgarten interessant gestaltet. Die Bereiche Schlossberg und Dorfkirche sind mit angemessenen Mitteln ortsbildprägend gestaltet. Die Gestaltung der Hauptsraße zwischen Kapelle und Rathaus ist gelungen. An den richtigen Stellen wird mit einem Materialwechsel die räumlichen Besonderheiten hervorgehoben. Der Bereich am Rathaus ist interessant entwickelt, wozu auch der Rückbau der Stützmauern und die Konzeption des Lichtdaches beitragen. Der zentrale kompakte Baubereich mit Rathaus, Schule, Bauhof und Feuerwehr fügt sich harmonisch in die Dorfstruktur und die schwierige Topographie ein. Der Übergang zur Landschaft wird über einen Vorbereich, Hecken und Bäume sinnvoll entwickelt. Allerdings liegt das Kleinspielfeld etwas weit von der Schule entfernt. Die Funktionsfähigkeit des Rathauses ist gegeben; eine Erweiterung ist nicht verlangt. Allerdings liegt der Behindertenzugang zu versteckt. Auch das Trauzimmer ist falsch platziert. Feuerwehr und Bauhof sind richtig organisiert. Allerdings erhalten die Nebenräume der Feuerwehr kein Tageslicht. Die Wirtschaftlichkeit aller Hochbaumaßnahmen ist gegeben. Den Verfassern der Arbeit ist es gelungen eine stimmige Gesamtkonzeption in Bezug auf die gesamte Aufgabenstellung zu finden.
Der Verfasser beruft sich hinsichtlich des städtebaulichen Konzeptes auf das nach seiner Auffassung besondere Kennzeichen Fischerbachs, nämlich die Terrassierung. Im Bereich des Schlossbergs/Kirche reagiert der Entwurf sehr zurückhaltend auf die vorhandene Topographie. Die Entscheidung den kleinen Waldbereich bei der Kirche für Wohnungsneubau auszuweisen, ist überzeugend. Dies gilt jedoch nicht für den vorgesehenen Hotel-Neubau am Schlossberg und dessen Anbindung an das vorhandene Wegenetz. Die Ausweisung der Neubaugebiete ist nachvollziehbar und einfach strukturiert, wirkt aber insbesondere im Bereich Ortsmitte II relativ monoton und überdimensioniert. Die Anordnung eines Dorfplatzes neben dem Rathaus und Gasthaus ist konsequent und überzeugt durch seine geringen Eingriffe in die vorhandene Straßensubstanz. Ebenso wohltuend wird mit den nachfolgenden sog. ‚Kinzigtalterrassen’ umgegangen, die eindeutig und einfach Parkierung und Freiflächen ausweisen. Sicht und Orientierung bleiben jederzeit gewährleistet. Die Neubausubstanz ist räumlich sehr zurückhaltend und weist nahezu einen ‚Villencharakter’ auf, eine nicht gerade alltägliche Lösung für Feuerwehr und Bauhof. Die funktionale Anordnung von Feuerwehr und Bauhof ist sehr gut gelöst und dürfte eine wirtschaftliche Lösung darstellen. Synergien zwischen Feuerwehr und Bauhof sind optimal. Das Raumprogramm ist insgesamt sehr gut erfüllt, manche Teillösung bedarf der Überarbeitung. Die Einbindung in die Landschaft ist wohltuend zurückhaltend und stellt einen sehr guten Beitrag dar. Im Bereich des Rathauses sind die Eingriffe gering, zum Teil aber unbefriedigend gelöst (Aufzug). Insgesamt vermag die Arbeit durch Zurückhaltung zu überzeugen.
Mit wenigen aber präzisen städtebaulichen und hochbaulichen Mitteln gelingt es den Verfassern, die umfangreiche Aufgabenstellung auf ganz eigenständige Art zu erfüllen. Mit großer Präzision konzentrieren sich die Verfasser auf die notwendigen Eingriffe und Veränderungen. Ganz im Geiste der Verfasser werden die öffentlichen Räume aufgewertet. Die Dorfstraße bleibt z.B. Dorfstraße mit einem reduzierten Asphaltbelag. Der Eschbach wird freigelegt ohne zusätzliche Schnörkel. Im Bereich der Kirche wird lediglich der Kirchweg im Bereich der Treppe aufgewertet und mit dem Wegesystem des Wäldchens verknüpft. Die Nutzungs- und Gestaltungsidee für den Schlossberg ist ein interessanter Vorschlag, der vom Preisgericht gewürdigt wird. Die Gestaltung der Gebäude ist allerdings noch zu überarbeiten.Die Freihaltung der Obstwiese in der Ortsmitte ist ein überraschender Vorschlag, der der Haltung der Verfasser entspricht. Im Preisgericht wurde darüber kontrovers diskutiert. Auch die Nutzung des Festplatzes als Multifunktionsfläche entspricht nicht nur dem Geist der Verfasser, sondern ist auch eine wirtschaftlich-dörfliche Lösung. Die Neubauten von Feuerwehr und des Bauhof wie auch das Kleinspielfeld sind behutsam in Topographie und Dorfstruktur integriert. Auch durch die leichte Schrägstellung der Feuerwehr bleibt der Ortsrand offen zur Landschaft. Der behindertengerechte Zugang vom Rathausplatz ist gewährleistet. Das Trauzimmer ist nicht optimal im EG platziert. Die Lage des Bauhofes ist in Verbindung zu den Sozialräumen gut platziert. Gemeinsame Nutzungen mit dem Feuerwehrgebäude können nicht herbeigeführt werden. Feuerwehr und Bauhof sind im Prinzip richtig organisiert. Im Feuerwehrgebäude fehlen WC-Anlagen im OG und die Flexibilität der Schulungsräume ist durch die Treppenanlage gemindert. Durch die Reduzierung der Mittel ist die Arbeit eine äußerst wirtschaftliche Lösung. Der Entwurf stellt in seiner Schlichtheit und Konsequenz einen sehr interessanten Wettbewerbsbeitrag dar.