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Reg.Nr.: 2003-2-04Aufgabe: Erarbeitung eines Gesamtkonzeptes für die Freiflächengestaltung im Bereich Neue Straße auf Basis von städtebaulichen, funktionalen und verkehrsplanerischen Vorgaben
Auslober: Stadt Ulm
Wettbewerbsbetreuung: s plan GmbH, Ulm
Wettbewerbsart: begrenzt offener Realisierungswettbewerb
Zulassungsbereich: GPA-Mitgliedsstaaten
Teilnahmeberechtigung: Freie Architekten, Freie Garten- und Landschaftsarchitekten und Freie Stadtplaner
Teilnehmer: 35 (28 Lose + 7 Gesetzte)
Fachpreisrichter: Arno Lederer, Stuttgart (V); Angela Bezzenberger, Darmstadt; Fritz Schumacher, Basel; Otto Schultz-Brauns, München; Alexander Wetzig, Ulm; Anett-Maud Joppien, Frankfurt; Sophie Wolfrum, Karlsruhe; Volker Jescheck, Ulm
Wettbewerbssumme: 50.000,00 Euro
Preisgerichtssitzung: 05.12.2003
Eine einfache Idee bedarf nicht vieler Worte oder vieler Pläne. Die Autoren dieses Entwurfes können mit wenigen Details und in einer schlichten Plansprache ihren einfachen Ansatz überzeugend darlegen: Alles wird in den Dienst einer großen Einheitlichkeit und der Verbindung der zerteilten Innenstadt über den neuen Stadtraum hinweg gestellt. Nord und Süd werden gleich behandelt. Straße, Gehwege, Platzflächen und Busspur mit einem einheitlichen Material (Großpflaster 16cm) belegt. Eine feine Streifung aus Betonplatten im Rhythmus der Rathausarkaden ordnen die wenigen Einstellungen, wie Lampen und Bänke. Auf den vorgeschlagenen drei Baumstandorten sind aufgrund der Tiefgarage keine größeren Solitärbäume pflanzbar. Das würde aber der Konsequenz der Lösung „aus einem Guss“ keinen Abbruch tun. Es wäre jedoch wünschenswert gewesen, die Verfasser hätten sich über das Thema „Grün“ mehr Gedanken gemacht. Auch das Beleuchtungskonzept ist einfach: begleitende Lichtstelen an den Rändern des Platzes. In der Mitte wird offensichtlich auf die Wirkung der eingestellten Neubauten vertraut. An diesem Punkt wird die Aussage der Pläne doch etwas sparsam und es wird auf die Phantasie des Preisgerichtes gesetzt. Die Haltung der Autoren, schlicht und unaufdringlich trotzdem einen sorgfältig und hochwertig gestalteten Stadtraum zu schaffen, wird durch die gewählten Materialien überzeugend umgesetzt. Ob es statt Basalt nicht doch Granit sein sollte bleibt die einzige Kritik. Verkehrsinseln werden bei dieser Lösung überflüssig sein, der Charakter ist eher der eines verkehrsberuhigten Bereiches, der den Fußgängern zugesprochen wird. Dennoch wird den Anforderungen des Bus- und IV-Verkehrs durch die Wahl der Beläge entsprochen. Nicht zuletzt wird die Reduktion des Materials auf fast nur ein Format in Herstellung und Unterhaltung wirtschaftlich sein. In der Ulmer Altstadt ist die Fülle und Vielfalt der Belagsmaterialien ein Problem. Jede Mode und jeder Trend scheint sich niedergeschlagen zu haben. Die Ruhe und Zurückhaltung dieses Entwurfes wirkt in diesem Kontext geradezu wohltuend. Man vertraut ganz auf die räumliche Qualität der Altstadt: Ein Konzept ästhetischer Nachhaltigkeit.
Die Entscheidung der Verfasser, mit der Belagswahl an das historische säkulare Ulm anzuknüpfen, führt zu einer tragfähigen Realisierungsgrundlage.Es entsteht das gewünschte räumliche Kontinuum vom Münsterplatz zum Rathaus und das Konzept schafft eine Neutralität in der Flächengestaltung, die die unterschiedlichen städtebaulichen und architektonischen Elemente wirken lässt. Der Verzicht auf ornamentale Belags-Gliederung erzeugt Ruhe in dem baulich heterogenen Raum und der Unruhe der Verkehrsströme. Die Anbindungen an die Seitenräume sind gut gelöst mit Ausnahme des Bereiches am Münstertorplatz, der durch Bäume verstellt ist. Zudem stehen sie auf der Tiefgarage bzw. auf Leitungstrassen. Kritisch wird die indifferente Begrenzung der Busspur gesehen, die für die unterschiedlichen Verkehrsteilnehmer Unsicherheit erzeugen dürfte. Konzeptunterstützend ist die Ausstattung gewählt. Die Straßenbeleuchtung mit Mastleuchten ist dem Verkehrsraum zugeordnet, im Bereich des historischen Rathauses sinnvoller Weise zugunsten der beleuchteten Fassade ausgespart. Akzentuierende Beleuchtung auf der nördlichen Platzseite durch Bodenstrahler und Fassadenbeleuchtung lassen die Leuchtkraft der neuen Gebäude als Solitäre zur Geltung kommen. In dem Miteinander zwischen Pflaster und der Wahl der Ausstattung auch der Bänke, Rinnen, etc. entsteht ein neues Bild, das nicht im Traditionellen verbleibt.Der Entwurf lässt eine gute Wirtschaftlichkeit erwarten.
Durch den einheitlichen Belag gelingt es dem Verfasser, die implantierte Bebauung in die Stadtstruktur einzubinden.Die Anbindung zum Münsterplatz könnte überzeugender sein, die übrigen Anbindungen im Norden und Süden sind selbstverständlich gelöst. Durch differenzierte Ausführung des ansonsten einheitlichen Straßenbelages werden die ÖPNV- und MIV-Trassen deutlich gemacht. Die straßenbegleitenden Lichtstelen gehen im ÖPNV-Bereich in der Höhe auf den Maßstab des Fußgängers ein, sind jedoch an der südlichen MIV-Trasse zu niedrig. Grundsätzlich wird die verdichtete Anordnung der Stelen im Bereich des Rathausplatzes als Verdeutlichung des Platzes begrüßt, die Rathausfassade sollte aber nicht durch allzu enge Stellung der Stelen beeinträchtigt werden. Das Mobiliar ist zurückhaltend, die Begrünung sollte mit der Planung des dritten Baukörpers (Kunsthalle) abgestimmt werden. Die freie Rathausplatzfläche bietet die Möglichkeit vielfältiger Nutzung. Die doppelte Baumreihe ist vor dem dritten Baukörper fehlplatziert. Das einheitliche Granit-Großsteinpflaster wird zu einem großzügigen, zeitlosen Erscheinungsbild führen. Das Großsteinpflaster muss im Fahrbereich verfugt werden. Der Aufwand für Erstellung und Unterhalt erscheint in vertretbarem Rahmen. Insgesamt stellt der Entwurf einen gut realisierbaren, nachhaltigen und kultivierten Beitrag zur Lösung der Entwurfsaufgabe dar.
Die städtebauliche Leitidee basiert auf der konsequenten Gestaltung eines gerahmten Tableaus mit klaren räumlichen Grenzen. Die Anbindungen an das städtische Netz gelingt über eine durchgängige Rahmung mit Granitverbundplatten sowohl gestalterisch als auch funktional. Das neue Gebäudeelement zum Münsterplatz wird durch die gewählte Konzeption nicht angemessen integriert. Die Homogenität der streifenförmigen Ortbetonflächen mit rinnenartigen Eintiefungen zur Markierung der Fahrbahnflächen ermöglicht eine funktionale Umsetzung des gestalterischen und räumlichen Leitbildes. Die unregelmäßige Sequenz der das Platz-Passepartout begleitenden Lichtstelen stärkt das Konzept, das aber durch die willkürliche Position von Bodenleuchtbändern und weiteren lichttechnischen Überinszenierungen geschwächt wird. Die ambitionierte Komposition von Lichtstelen und -blöcken vor dem historischen Rathaus determiniert diesen zukünftig wichtigen Stadtraum auf sehr formale Weise. Es entsteht ein Platz im Platz, der die klare Grundidee durch formale Attitüde beeinträchtigt. Die zum Münsterplatz versetzt angeordneten Granitsitzblöcke behindern den natürlichen Fußgängerfluss und widersprechen der funktionalen Dynamik des Ortes. Der gebänderte Ortbetonbelag stellt einen sehr eingeständigen und für diesen neuen Stadtraum gestalterisch sehr angemessene Materialwahl dar, die die geforderten technischen und funktionalen Belange erfüllt und die Großzügigkeit des Raumes betont. Eine Auseinandersetzung mit dem Thema "Grün" findet nicht statt. Die Ortbetonplatten sind robust und wirtschaftlich, während der hohe Flächenanteil an hochwertigen Natursteinbelägen die wirtschaftliche Bilanz des Projektes belasten. Das einfache und sehr selbstverständlich formulierte Grundkonzept verliert durch die teilweise formal motivierten Details zu Licht und Ausstattung erheblich an Qualität.
Der Lösungsansatz unterstützt die vorgegebene städtebauliche Struktur durch eine weitgehend homogene Behandlung der südlichen und nördlichen Flächen. Dieser Ansatz wird aber mit der pragmatischen Rücksichtnahme auf die verkehrsorientierte Ausgestaltung der Neuen Straße wieder in Frage gestellt. Somit gelingt eine gute Anbindung nur nach Norden und die gesuchte räumliche Einbindung des Rathauses mit dem neuen Platzbereich wird nicht erreicht. Die Bustrasse erhält mit unterschiedlich hoch konzipierten Kanten eine gute Verkehrsführung, die auch vom Fußgänger gut wahrgenommen wird. Die abgesenkte Bustrasse im Haltestellenbereich kann mit Niederflurbussen nicht befahren werden. Die verkehrsorientierte Gestaltung der Neuen Straße nimmt nicht genügend Rücksicht auf die Querungsbedürfnisse der Fußgänger. Die Beleuchtung wird mit den vorhandenen „Ulmer Mastleuchten“ diszipliniert entlang den Verkehrsführungen eingesetzt und den städtebaulichen Grundgedanken unterstützend in die Fläche weiterentwickelt. Auch im Platzbereich wird mit zwei Flächenstrahlern die Beleuchtung nicht als Mobiliar zelebriert. In der Nachtwirkung spekuliert das Projekt mit der Leuchtkraft der neuen Gebäude. Im Umgang und Einsatz von Stadtmobiliar überzeugt der Vorschlag durch seine Zurückhaltung. Die Lage des vorgeschlagenen Brunnens im Passantenstrom ist nicht glücklich. Die beiden Baumreihen sind in ihrer Position richtig und städtebaulich wirksam. Die Verwendung von zwei unterschiedlichen Pflasterungen unterstützt die Flächenentwicklung, ist aber besonders im Platzbereich keine Unterstützung für die städtebauliche Intervention des 21. Jahrhunderts. Die Nutzungstauglichkeit misst sich an den tradierten Beispielen der Altstadt. Die vollverfugte Pflasterung ist auch in der Bustrasse tauglich. Das zurückhaltende Gestaltungskonzept verspricht angemessen günstige Erstellungskosten. Auch im Unterhalt dürfte das Konzept keine höheren Kosten verursachen. In der Gesamtbetrachtung verliert der auf Bescheidenheit und Angemessenheit setzende Entwurf durch seine räumliche Ausweitung ein Stück seiner Glaubwürdigkeit. Im Effekt wirkt das Projekt zu harmlos und verfügt über kein Potential zur Unterstützung zukünftiger Veränderungen.