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Reg.Nr.: 2003-3-07Aufgabe: Neubau der Mensa für die Fachhochschule, die Pädagogische Hochschule und die Akademie der Künste in Karlsruhe
Auslober: Land Baden-Württemberg vertreten durch das Staatliche Vermögens- und Hochbauamt Karlsruhe
Wettbewerbsart: beschränkt offener Realisierungswettbewerb mit vorgeschaltetem Bewerbungsverfahren
Zulassungsbereich: EWR
Teilnahmeberechtigung: Architekten
Teilnehmer: 32 (26 Geloste + 6 Gesetzte)
Fachpreisrichter: Marianne Burkhalter, Zürich; Hannelore Deubzer, Berlin; Bruno Feigenbutz, Karlsruhe; Arno Lederer, Stuttgart (V); Hans Werner Liebert, Stuttgart; Bernd Meissner, Karlsruhe; Claudia Reusch, Stuttgart; Günter Telian, Karlruhe
Wettbewerbssumme: 52.000,00 Euro
Preisgerichtssitzung: 26/27.01.2004
In einen Grünbereich baulich einzugreifen, fordert immer eine besondere Rücksichtnahme und Behutsamkeit. Dass sich daraus auch eine eigenwillige, kraftvolle, architektonische Antwort formulieren lässt, beweist dieser Entwurf: eine präzise abgestecktes Grün wird nach oben gewuchtet und gegen die Schwerkraft abgespreizt - nicht zimperlich, sondern mit mächtigen Streben und Klammern - schräg, unkonventionell, prozesshaft. Dieser heitere, auch respektvoll-selbstbewusste Umgang mit der Ortsprägung führt zu einem echten Raumgewinn, zu einer Landschaft unter der Landschaft. Genauso konsequent wird das Gebäude im Inneren aufgebaut. Die einmal gesetzte Raumstruktur bestimmt die einzelnen Raumsequenzen. Im niedrigen Bereich, Richtung Norden werden die Anlieferung, die Küche, der gesamte Servicebereich untergebracht, während sich der Gast in einem Raumkontinuum bewegt, das über mehrere Raumschichten von der Moltkestraße aus und über eine Galerie zu einem Freisitz auf dem Dach führt. Der bevorzugte Bezug zum Landschaftsraum ist so überraschend wieder hergestellt. Über Öffnungen im Dach, dort wo die konstruktiven Bedingungen noch Spielraum lassen, gewinnt das neu Raumwerk im Inneren an Leichtigkeit und eigenwillig heiterer Atmosphäre. Es werden in diesem Konzept keine Kellerräume eingeplant. Funktional gibt es für den Betrieb kaum Einwände. Lediglich verführt die Lage des Eingangs zu einer Wegeführung durch den Speiseraum, die sich mit dem Rückgabebereich kreuzt. Und noch ein kleiner Einwand im Einsatz der baulichen Mittel: die Hülle, die Glasfelder werden quasi nur an die konstruktiven Teile angeheftet, aufgesetzt – konsequent vielleicht schon, aber dadurch doch zuviel Material, zuviel von Etwas, zuwenig „Nichts“. Ein schöner Vortrag mit Eigenheiten und Bildkraft. Ein nützliches Gebäude für die Besucher, ein spezielles und beständiges Haus für junge Leute, die täglich dort ein- und ausgehen. Ein vom Volumen verträglicher, in der Ausprägung herausragender Baustein im Straßenbild. Der unkonventionelle Ausdruck ist nicht mit ganz gewöhnlichen Bauteilen zu realisieren und das Maß der Aufwendungen dadurch schwer einschätzbar. Der Anteil der versiegelten Flächen im Umfeld ist zu groß.
Die neue Mensa fügt sich völlig selbstverständlich in die aus Solitären entwickelte und durchge-grünte Raumkante an der Moltkestraße. Ausformung und Stellung des Gebäudes mit einfachen aber präzisen städtebaulichen Mitteln schaffen den Übergang zwischen Stadt und Hardtwald. Gleichzeitig bildet dieser interessant gestaltete Übergangsbereich den Vorplatz zur Mensa, der sich unter das Gebäude in die Eingangshalle hineinschiebt und die Mensa dadurch mit dem Aussenraum verzahnt. Die gut proportionierte Vorfläche verknüpft die wichtigen Wegbeziehungen elegant und logisch. Weniger entwickelt ist dagegen die östliche Vor- und Belieferungsfläche am Küchen- und Servicetrakt. Hier sind Störungen in Verbindung mit der angrenzenden Schule zu erwarten. Auch der lange Anfahrtsweg über den Engländerplatz und die Rangier- und Wendefläche im nördlichen Spielplatzbereich sind kritisch zu beurteilen. In dem zweigeschossigen Solitär sind die Funktionen nach traditionellem Muster verteilt: Cafeteria mit Service und Lagerräumen im EG, Speisesaal und Küche im Obergeschoss. Dadurch sind zusätzliche Arbeitsabläufe notwendig, die den wirtschaftlichen Betrieb etwas einschränken. Ansonsten ist die innere Organisation gut, übersichtlich und orientierungsfreundlich entwickelt. Die Nut-zungsflächen sind sehr klar definiert und gut zugeordnet. Die Raumqualität der Publikumsbereiche ist sehr hoch und durch die klaren Konstruktionselemente sehr schön gegliedert. Die Innenraumbezüge nach Norden, Süden und Westen sind richtig aus dem Ort heraus entwickelt. Die Funktionsfähigkeit der Küche muss durch die zu geringe Tiefe in Zweifel gezogen werden. Hier wird es im Arbeitsablauf durch Überschneidungen zu Konflikten kommen. Die einfache und klare Konstruktionsidee lässt wirtschaftliche Gebäude- und Unterhaltungskosten erwarten. Die vorgeschlagenen ökologischen Maßnahmen sind nachvollziehbar aber nur zum Teil nachgewiesen. Insgesamt stellt die Arbeit einen guten Beitrag einer Mensa zwischen Stadt und Stadtlandschaft dar. Mit einfachen städtebaulichen und architektonischen Mitteln ist es den Verfassern gelungen, das vorhandene Stadtgefüge harmonisch zu ergänzen.
Der städtebauliche Ansatz überzeugt. Der Verfasser ordnet einen zurückhaltenden, eingeschossi-gen Baukörper richtig in die bestehende, orthogonale, städtebauliche Situation ein und versucht behutsam, mit dem Gebäude auf Freiräume und Baumbestand zu reagieren. Die geringe Höhen-entwicklung des eingeschossigen Baukörpers zusammen mit den filigran detaillierten Fassaden die sich alle vier in gleich guter Qualität präsentieren – vermitteln den Eindruck eines Hauses unter Bäumen. Erschließung und Belieferung werden gut funktionierend über das Jugendheim vorgeschlagen, der Zugang zur Mensa erfolgt richtig über die Moltkestrasse. Die Einfügung des Neubaus in das gewachsene Umfeld als auch die gestalterische Antwort auf den Bestand überzeugt. Das Gebäude öffnet sich durch den „gläsernen „ Speiseraum in Nord- Ost- und Südrichtung zum Freiraum, der Küchentrakt befindet sich folgerichtig an der Westseite – orientiert zur Hinterhofseite des Anne-Frank Hauses. Der Verfasser schlägt nicht nur eine überzeugende städtebauliche Einordnung vor, sondern es gelingt ihm vor allem über den vorgeschlagenen Baumschutz hinaus, alle übrigen Bäume auf der überbaubaren Grundstücksfläche zu erhalten. Durch Bildung von Höfen, die in das Gebäude eingeschnitten werden und deren Größe und Aus-bildung sich nach vorhandenem und zu erhaltendem Baumbestand richten, wird die Fläche des Speisesaals intelligent gegliedert und das geplante „Speisen unter Bäumen“ erreicht. Die Höfe haben keine Alibifunktion sondern sind wesentlicher Bestandteil des Konzepts. Der Entwurf überzeugt außerdem durch seine klare und richtige Funktionsgliederung. Eingangssituation, Cafeteria, Speisesaal und die Verknüpfung mit allen Küchenfunktionen sind gut gelöst. Alle Fragen zur Küchenplanung sind positiv zu beantworten ebenso alle Fragen des Versor-gungsablaufs und der Führung der Essensteilnehmer. Es ist bemerkenswert, dass es bei diesem gesamten Themenkomplex - begünstigt vielleicht auch durch die Eingeschossigkeit des Baukör-pers keinerlei Beanstandungen gibt. Entscheidend aber sind neben der Lösung dieser Fragen die entstehenden hohen räumlichen Qualitäten. Bei vorliegendem Konzept bedarf es keiner Erläuterung zu Tragwerk, Konstruktion, technischer Ausrüstung oder Wirtschaftlichkeit. Alles liegt im positiven Bereich, außerdem lässt das Entwurfskonzept Korrekturen zu. Die präzise Durcharbeitung der Ansichten, Grundrisse, Schnitte und Details unterstreichen die hohe architektonische Gestaltungsqualität der Arbeit. Insgesamt ist die zurückhaltende Art des Wettbewerbsbeitrags sympathisch, der Entwurf ist von hoher Qualität. Das Preisgericht diskutiert jedoch die Frage kontrovers, ob das hier vorgeschlagene „Glashaus“ der richtige Lösungsansatz in dieser städtischen Situation ist. Auf die Gefahr einer gewissen langweiligen Beliebigkeit wird hingewiesen, ebenso auf die Problematik der großen Menge an Glasflächen.
Durch die präzise Setzung des prägnanten Baukörpers an die Moltkestraße und die Drehung des Spielfeldes, entstehen interessante übergeordnete stadträumliche Beziehungen und Wegverbin-dungen. Dabei ist der Bezug des Grünraums zum Gebäude optimal. Sie ermöglicht neue Nutzun-gen für die Hochschule und gibt dem Ort eine neue Bedeutung. Durch die Regelbarkeit des skulpturalen Baukörpers entstehen neue reizvolle Verknüpfungen zwischen gebautem und Naturraum der in der Höhe speziell erlebbar wird. Die Anlieferung durch die einbahnige Anlage des Anne Franck Hauses ist gewährleistet. Die Zu-gänglichkeit des Gebäudes ist aus dem städtebaulichen Ansatz erklärbar, ist jedoch in dieser Form ohne Vorzone unzureichend. Die klare Zuordnung der Aussenräume zur Jugendherberge und zur Mensa enthält ein Potential für neue Nutzungen und städtebaulicher Entwicklung. Der Entwurf leistet im Ansatz einen Beitrag zur Gestaltung des öffentlichen Raums. Entsprechend der räumlichen Idee des Aussenkörpers entstehen auch im Innern ablesbare Raumfolgen, die verschiedenartigen Nutzungen zugeordnet werden können. Insbesonders ist das vorgeschlagene Raumgefüge gut vertretbar und der Cafeteriabereich kann flexibel erweitert werden. Allerdings entstehen in diesem Bereich, zwischen Cafeteria und Geschirrrückgabe gravierende Engpässe, die die Funktionalität des Ablaufs massiv beeinträchtig und einschränkt. Zudem sind die langen Wege bis zur Essenausgabe schwierig und die Gänge zu eng. Die über die konstruktiven Elemente des Gebäudes erzeugte Raumbildung verspricht ein gutes Raumgefühl. Durch die Führung des Tageslichts entstehen unterschiedlich ausgeleuchtete Räume, intimere Bereiche als Nischen und offenere Zonen auf dem Dach. Die Orientierung der konstruktiven Unterzüge und die Anzahl der Betonschotten erscheint nicht logisch und ist nicht nachvollziehbar. Durch die kompakte Bauweise, als Massivbau, ist eine gute Wirtschaftlichkeit und Energiebilanz zu erwarten. Das ambiziöse Projekt eines öffentlichen Raums auf dem Dach des Gebäudes wird hinsichtlich Unterhalt, Pflege und Sicherheit in Frage gestellt. Der Entwurf besticht durch die Neuinterpretation des Grünraumes, seine übergeordneten städte-baulichen Beziehungen und die Ausformulierung eines Raumkontinuums zum Park. Unverständlich bleibt jedoch die gewählte Materialisierung als einem mit Blech verkleideten Körper der in Kontext zur Stadt und zum Park nicht bestehen kann und die Charakteristik der Idee verunklärt.
Die Grundidee der Arbeit, mit einem flächig angelegten Solitär die Raumkante zur Moltkestraße zu schließen, wird städtebaulich wie auch im Gebäude selbstverständlich ausformuliert. Mit der Lage und Größe des Hauses wird jedoch eine räumliche Trennung zwischen Stadt und Parkraum in Kauf genommen. Andererseits unterstützt die Präsenz des Gebäudes an der Moltkestraße eine Adressbildung der Hochschulen.Die Zugänglichkeit des Gebäudes ist von Norden und Süden architektonisch über eine große Geste gleichwertig, einladend ausgebildet. Durch die bandartige Grundrissstruktur wird gleicher-maßen eine räumliche Verbindung zwischen Stadt und Park erreicht.Die Anlieferung auf der Ostseite des Gebäudes ist problematisch, da die räumliche Beziehung zum Engländerplatz durchschnitten wird. Weiterhin ist durch den schützenswerten Baumbestand eine Zufahrt von bzw. zur Moltkestraße entlang der östlichen Gebäudeseite nicht möglich. Ferner werden ohne Not alte Bäume beseitigt. Korrespondierend zum stringenten Entwurfsansatz sind die Grünbereiche klar geordnet und begrenzt. Die Freianlagen im nördlichen Bereich sind Bestandteil des Gesamtkonzeptes.Der Grundriss ist konsequent in vier bandartige Nutzungszonen gegliedert – Service, Speiseraum, Ausgabe und Produktion. Die innere Organisation spiegelt die gleichgewichtige Zugangssituation wider und bietet im Betrieb ein hohes Maß an Flexibilität. Der Küchenbereich ist in seiner Ablaufstruktur funktional aufgebaut; kritisch gesehen wird die Lage der Spülküche im Untergeschoss. Die Cafeteria ist vom Produktionsbereich losgelöst und nur eingeschränkt autark zu betreiben; auch ihre Lage wird als weniger günstig betrachtet. Der durchgehende Gastbereich ist aufgrund seines großzügigen Zuschnitts und seiner Blickbeziehungen zum Park und zur Stadt von hoher Aufenthaltsqualität. Unterstützt durch Oberlichtstreifen wird der Raum in eher introvertierte Bereiche im Inneren und Bereiche mit Ausblick an der Nord- und Südseite gegliedert. Die Ausformung der Fassade, die Wahl des Materials und das „Design“ wurde im Preisgericht kontrovers diskutiert. Die Konstruktion des Tragwerks ist nur angedeutet und ist aufgrund der großen Spannweiten problematisch. Eine Optimierung erscheint bei der gewählten Grundrissstruktur möglich. Die Daten und Planungskennwerte lassen sowohl in der Entstehung als auch im Betrieb ein wirtschaftliches Projekt erwarten. Insgesamt ein sehr interessanter Beitrag, der durch seine Großform besticht, städtebaulich ordnend wird er mit seiner prägnant ausformulierten Architektur an der Moltkestraße Präsenz zeigen.