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Reg.Nr.: 2003-1-14Aufgabe: Städtebauliche Planung für das Gebiet Raiffeisenstraße in Bad Rappenau einschließlich Bahnhof, Omnibusbahnhof und Bahnquerung
Auslober: Stadt Bad Rappenau
Wettbewerbsbetreuung: Kommunalentwicklung LEG, Stuttgart
Wettbewerbsart: Städtebaulicher Realisierungswettbewerb als begrenzt offener Wettbewerb mit vorgeschaltem Bewerbungsverfahren
Zulassungsbereich: EWR
Teilnahmeberechtigung: Architekten und/ oder Stadtplaner, Garten- und Landschaftsarchitekten in Arbeitsgemeinschaften mit Architekten oder Stadtplanern
Teilnehmer: 44 (23 Geloste + 11 Gesetzte)
Fachpreisrichter: Hans-Ulrich Kretz, Bad Rappenau; Eduard Muckle, Bad Rappenau; Wolfgang Schwinge, Stuttgart (V); Günter Telian, Karlsruhe; Wolf-Dietrich Weigert; Michael Weindel, Waldbronn; Babara Wilhelm, Lörrach
Wettbewerbssumme: 27.586,00 Euro
Preisgerichtssitzung: 28.11.2003
Die städtebauliche Idee entwickelt sich mit nachdrücklicher Stringenz aus den architektonischen Grundelementen des Entwurfsansatzes. Das in Ost-West und Nord-Süd-Richtung gleichermaßen nahezu perfekt entwickelte Erschließungssystem wird gestalterisch über additiv angeordnete Dachbänder signalisiert, die im Bereich der Unterführung mit überzeugender Wirkung aufgefaltet werden und so deren Vorhandensein deutlich und sichtbar machen. Überzeugender als hier vorgetragen kann ein architektonisches Konzept kaum aus den funktionalen Anforderungen heraus entwickelt werden. Die Orientierbarkeit im öffentlichen Raum ist sehr gut angelegt, die Verbindung von Busbahnhof und Parkplätzen zu den Bahngleisen entspricht den hohen Anforderungen, gleiches gilt für die Unterführung und deren Subelemente, wie Treppen, Rampen und Aufzüge. Besonders begrüßt wird auch die leichte Auffindbarkeit und Einsehbarkeit der Unterführung von beiden Stadtseiten her, was ihre Akzeptanz hoch bewerten lässt und ausgeprägte Identität sichert. Die landschaftsräumliche Einbindung des neuen Nahverkehrszentrums entspricht diesen nach Rationalität und Klarheit. Über die Bahnhof- und Raiffeisenstrasse werden Stadtzentrum und das Gebiet Wartberg überschaubar und funktional wie selbstverständlich angebunden. Der Grünraum des Schlossparks wird über die Baumpflanzungen des Parkplatzes bis an den Bahnhof herangeführt und dort auf geeignete Weise sichtbar gemacht. Die eingesetzten planerischen Mittel entsprechen der Aufgabenstellung und sind von überzeugender Einfachheit. Architektonisch Überflüssiges ist nicht zu sehen, jede einzelne Entscheidung verdeutlicht räumliche Zusammenhänge und erzielt in diesem Sinne Wirkung. Wenn einerseits der Maßstab im Übergang zum Bahnhof überzeugt, muss andererseits der Umgang mit dem Güterschuppen abgelehnt bzw. in Frage gestellt werden. Die Funktionalität der vorgelegten Arbeit zeigt - mit Ausnahme des ZOB - keine Schwächen, vor allem angesichts des Umstandes, dass hier nur ein städtebaulicher Vorentwurf vorliegt, der in der weiteren Bearbeitung auch im Detail verfeinert werden könnte und müsste. Insgesamt ist diese Arbeit ein guter und überzeugender Beitrag zu der gestellten Aufgabe mit in nahezu allen Teilen richtigen und qualitätvollen Annahmen.
Tragende Idee des Entwurfs ist die Lage der Verbindungsachse zwischen Bahnhofsgebäude und ehemaliger Güterhalle. Die historischen Gebäude erhalten dadurch neue Nutzungen bzw. wird dem Bahnhofsgebäude seine zentrale Funktion zurückgegeben. Der Ansatz, das historische Gebäudeensemble in die neugeschaffene Bahnquerung einzubeziehen, wird positiv bewertet. Es entsteht eine sehr gute Funktionalität der geforderten Umsteigebeziehungen des Verkehrszentrums. Auf einfache und übersichtliche Weise wird über die Rampen auch eine Verbindung von Stadtmitte und Gebiet am Wartberg erreicht. Die Arbeit ist klar strukturiert und weist auch den Freiflächen die ihnen adäquaten Nutzungen zu. Durch die Lage der Verbindungsachse wird die Chance genutzt, östlich des Bahnhofgebäudes und der als „ÖPNV-Halle“ bezeichneten ehemaligen Güterhallen Platzräume zu erhalten bzw. neu zu definieren. Mit dem Bahnhofsplatz und dem Wartbergplatz wird dies auf gelungene Weise ergänzend weiter geführt. Die offene und transparente Gestaltung des Durchganges vom Wartbergplatz zum Bahnhofplatz vermeidet gekonnt die ansonsten für Unterführungen typische Dunkelheit und Enge. Allerdings sind dafür vergleichsweise lange und damit kostenintensive Eisenbahnbrücken erforderlich. Die Gesamtanlage bietet auf Grund ihrer klaren Struktur eine sehr gute Orientierung, die funktionalen Zuordnungen sind stimmig. Der Vorschlag eines Parkhauses östlich der „ÖPNV-Halle“ ist dank der klaren Struktur der Arbeit auch als gesonderter Bauabschnitt realisierbar. Die Lage der Verbindungsachse erfordert erhebliche Eingriffe in die Bausubstanz von Bahnhof und Güterhalle, diese sind nicht nur sehr kostenintensiv, sondern im Umgang mit denkmalgeschützter Bausubstanz auch kritisch zu bewerten. Zwar wird das Bahnhofgebäude als Torgebäude aufgewertet, gleichzeitig wird ihm aber auch sein angestammter Hausbahnsteig genommen, um eine Rampenanlage platzieren zu können. Auch die architektonische Gestaltung des Aufganges in das Bahnhofgebäude wird kritisch beurteilt.Die Verlegung der Gleistrassen erscheint technisch möglich, verursacht aber auch entsprechenden hohen Kostenaufwand. Die Arbeit ist dennoch ein wertvoller Beitrag zur Lösung der gestellten Aufgabe. Sie tritt mit einem schlüssigen Konzept in einen Dialog mit der historischen Bausubstanz und erreicht eine hohe Qualität der geforderten Funktionen.
Tragende Idee des Entwurfs ist die als Architekturkomposition formulierte Überquerung der Bahngleise, die dem Bahnhofsbereich Identität verleiht und zu einem besonderen Merkzeichen für Bad Rappenau werden kann. Mit einer sogenannten Mobilitätszentrale verknüpft der Verfasser die notwendigen Verkehrbeziehungen in einer sehr praktischen, interessanten und schönen Art und Weise. Das Überqueren wird zum Erlebnis. In der sehr schön gestalteten transparenten Mobilitätszentrale sind notwendige Serviceleistungen gut und attraktiv untergebracht. Die leicht nach innen drehende Spindel auf der Bahnhofseite lässt die Auf- und Abwärtsbewegung ebenso zum Erlebnis werden wie auf der bequemen Rampe im Mobilitätszentrum. Bahnhof und historischer Güterschuppen bilden zusammen mit dem Mobilitätszentrum ein spannendes und identitätsstiftendes Merkzeichen in der Stadt. Eine weitere Besonderheit der Arbeit ist die Grünvernetzung des Areals, deren Gestaltung bis hinein zu Materialvorschlägen für die Parkplatzbereiche überzeugt. Lage und Organisation der Parkierungsbereiche sind grundsätzlich richtig. Allerdings ist das unabhängige An- und Abfahren der Busse nicht gelöst. Auch die Stellplätze der Reisebusse sind nicht gut organisiert. Die Raiffeisenstraße ist verkehrstechnisch richtig entwickelt und mit der Vorfahrt am Mobilitätszentrum bekommt sie an der richtigen Stelle einen Akzent. Die über die Bahngleise geführte Bodengestaltung ist in ihrer Abgrenzung nicht nachvollziehbar und entspricht nicht den ansonsten präzise formulierten Entwurfsgedanken. Mit der Hauptidee der Arbeit, dem Mobilitätsgebäude, wird die Tradition der bahnbegleitenden Gebäude in überraschender Weise aufgenommen und fortgesetzt.
Die Arbeit besticht durch den gezielten und disziplinierten Einsatz des städtebaulichen, architektonischen und funktionalen Instrumentariums. Die in Ost-West Richtung entwickelte und geschichtete Gesamtstruktur wird durch die großzügigen Baumparkplätze zum Verbindungsgelenk der östlich und westlich vorhandenen Landschaftsräume. Durch den einheitlichen „Stadtboden“ unter dem alten Bahnhofsgebäude, dem Lagergebäude und den Unterführungszugängen werden diese auf einfache Weise ganz besonders zur Geltung gebracht. Der Verzicht auf Lampen erlaubt eine großzügige, eindeutige und einfache Unterquerung der Bahngleise. Die notwendigen und als klare Architekturelemente konzipierten Aufzugstürme markieren gemeinsam mit den Lichtstelen sehr wirkungsvoll den Verlauf der gut von oben belichteten Unterführung. Alle Bahnsteige sind von leichten Überdachungen geschützt die gleichzeitig die Linearität der Bahnhofsanlage betonen. Auch der Busbahnhof ist durch klare Architekturkanten begrenzt, die sich auch auf der Südseite der Raiffeisenstrasse wiederfinden. Der besondere Beitrag des Entwurfs liegt in seiner besonderen architektonischen Gelassenheit und Eleganz, die mit ganz einfachen Mitteln erreicht wird. Damit wird auch das notwendige und robuste architektonische Gleichgewicht gegen die mit solchen Anlagen verbundenen Gebrauchsspuren im Sinne bleibender Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit gewährleistet.