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Reg.Nr.: 2003-1-17Aufgabe: Städtebauliche Lösungsvorschläge zur Erschließung des Bereichs Mühlpfad/ Herrengrund
Auslober: Stadt Schwaigern
Wettbewerbsbetreuung: STEG, Stuttgart
Wettbewerbsart: Städtebaulicher Ideen- und Realisierungswettbewerb als begrenzt offener Wettbewerb
Zulassungsbereich: Land Baden-Württemberg (+Art. 49)
Teilnahmeberechtigung: Architekten, Stadtplaner, Garten- und Landschaftsarchitekten in Arbeitsgemeinschaften mit Architekten oder Stadtplanern
Teilnehmer: 30 (23 Geloste + 7 Gesetzte)
Fachpreisrichter: Reinhold Dupper, Bad Friedrichshall; Ursula Grammel, Stuttgart; Heinz Lermann, Stuttgart; Gunter Kölz, Stuttgart; Herr Trojan, Darmstadt; Eberhard Weinbrenner, Nürtingen (V); Babara Wilhelm, Lörrach
Wettbewerbssumme: 71.000,00 Euro
Preisgerichtssitzung: 23.01.2004
Der zentrale Entwurfsansatz zeigt in prägnanter Form den Zusammenhang zwischen alter Stadt, dem umzustrukturierenden Bahnhofsareal und dem Neubaugebiet auf. Dieser übergeordnete Gedanke wird in logischer und schlüssiger Form über Bahnanlage und neue Verkehrstrassen in das Wohngebiet hineingetragen. Besonders bemerkenswert ist hierbei die gewählte Alternativführung von Weilerweg und neuer Bahnunterführung. Durch die vorgeschlagene Absenkung des Weilerweges und die direkte Anbindung unter der Bahn hindurch gelingt es nicht nur, Flächen- und Kostenaufwand zu minimieren, sondern auch eine optimale Querung für Fußgänger und Radfahrer und damit die Zusammenführung mit der Innenstadt zu erreichen. Die durchgängige und von Bebauung freigehaltene Freiraumachse ist in ihrer verbindenden Wirkung mit dem südlichen Landschaftsraum konsequent, wobei die Dimension zu hinterfragen ist. Sehr positiv beurteilt wird die Verzahnung der Grünachse mit den angrenzenden Baugebieten. Bemerkenswert ist der Vorschlag, städtische Nutzungen und Wohnformen am nördlichen Gebietsrand anzusiedeln und dadurch die funktionale und stadträumliche Integration mit der gegenüberliegenden Bahn-/ Stadtseite zu optimieren. Die gewählte innere Erschließung, sowohl bezüglich ihrer Einbindung an den Weilerweg, als auch in ihrer Erschließungsfunktion ist gut gelöst, lässt allenfalls einen „Überlauf“ zwischen beiden Siedlungsquartieren vermissen. Der Entwurfsansatz, "bauliche Felder in der Landschaft" zu konzipieren, schafft hohe Identität, aber auch Flexibilität in der Umsetzung einzelner kleinerer Abschnitte. Dies führt auch dazu, dass durch die unterschiedlichen Richtungen der Baustrukturen eine hohe Vielfalt an Straßen- und Freiräumen erreicht wird. Die Übergänge zwischen bebauter Fläche und Landschaftsraum sind gut und entsprechend den landschaftlichen Anforderungen gelöst. Die Detaillierung einzelner Wohnquartiere ist gut aufbereitet und lässt hohe Wohnwerte für alle Gemengelagen erkennen, wobei eine gesonderte Ausweisung von großen Baugrundstücken nicht erkennbar ist. Insgesamt überzeugt der vorliegende Entwurf nicht nur durch seine ganzheitliche und schlüssige städtebauliche Sichtweise, sondern genauso in seiner strukturellen und räumlichen Umsetzung bis in die Detailbereiche.
Die Wettbewerbsarbeit besticht mit einem unmittelbar ablesbaren besonderen städtebaulichen und landschaftsbezogenen Konzept. Die topografisch reizvolle Situation der vorhandenen Senke wird sehr sensibel genutzt. Gegenüber dem Stadtkern entsteht ein attraktiver Landschaftsraum, begleitet und konturiert von den 3 sorgfältig ausgebildeten Blattstrukturen. Sehr geschickt und harmonisch in das Gelände gelegt, erschließt die geschwungene Hauptallee die Wohnquartiere. Der Anschluss an den Weilerweg sowie auch die Einmündung in die Neipperger Straße liegen an günstiger Stelle. Die Option der „Bahnunterführung bei Bedarf“ muss als guter Vorschlag gewertet werden – in Bezug auf die derzeitige allgemeine wirtschaftlich angespannte Situation. Von Seiten der Stadt wird die Unterführung allerdings benötigt. Zu Fuß gelangt man ebenerdig über Weilerweg und Bahn, eine direkte und ebenfalls wirtschaftliche Lösung. Die dort angelegten Sport- und Freizeitaktivitäten liegen günstig zwischen Stadt und neuem Wohngebiet. Hervorzuheben ist die großräumige Freiraumgestaltung allein mit den landschaftlichen Gegebenheiten, bereichert durch die kaskadenhaft eingefügten Teiche, gleichzeitig ökologisch wirksam als offene Regenwassersammelbecken. Die Bebauungsvorschläge der einzelnen Blätter sind differenziert und lassen die notwendigen Spielräume zu. Günstig bilden die Einfamilienhäuser an den Blatträndern jeweils einen Abschluss. Nach dem in der Auslobung vorgegebenen Wohnungs-Gemenge liegt der Anteil der Einfamilienhäuser an der unteren Grenze. Die 4 überschaubaren Bauabschnitte lassen sich gut realisieren, der erste und zweite Bauabschnitt – was die Erschließung betrifft sehr wirtschaftlich mit einer zunächst kurzen Anbindung an die Neipperger Straße. Der Entwurf stellt einen qualitätsvollen Beitrag dar zur gestellten Aufgabe: zur Verknüpfung mit der Innenstadt sowie der Verflechtung von Siedlungsfläche und Landschaftsraum, letzteres erkauft allerdings mit relativ großflächigen zu pflegenden Freiflächen.
Der Entwurf stellt eine wirkliche Stadterweiterung für die Stadt Schwaigern dar. Durch die geschickte Führung des Weilerwegs entwickelt sich südlich des Bahnhofs ein räumlich und funktional gut geordnetes Mischgebiet, welches das Gesamtgebiet Mozartstraße – Bahnhof – Weilerweg zu einem attraktiven und standortgerechten Dienstleistungsort für die künftige Gesamtstadt werden lässt. Das Parkhaus an der Mozartstraße ist allerdings im Maßstab zu groß angelegt. Von diesem gelungenen Übergang aus ist der neue Stadtteil Mühlpfad/ Herrengrund in einer klaren städtebaulichen Disposition erlebbar. Von der alleeartigen, ebenerdigen Bahnquerung aus öffnet sich ein keilförmiger, gut dimensionierter Stadtpark perspektivisch in die Landschaft. Dieser wird von den beiden großen Stadtquartiere räumlich gefasst und begrenzt. Diese so ablesbaren östlichen und westlichen Stadtquartiere sind in ihrer Grundstruktur ruhig, klar und übersichtlich angelegt und ermöglichen im Inneren durch kleinräumige Nachbarschaften um die Quartiersplätze ein gutes Wohnumfeld. In den Großquartieren werden in den Randbereichen Geschossbauten, im Innern Reihen- und Doppelhäuser in durchweg gut orientierten Situationen angeboten, während die großen und kleinen Einfamilienhäuser realitätsnah am Südwestrand der Stadtquartiere platziert sind. Entlang der Neipperger Straße sind mit einer hofartigen Grundstruktur Gewerbe- und Dienstleistungsnutzungen angeordnet, die als Puffer die inneren Wohnquartiere gegen Immissionen schützen. Die Gemeinbedarfsachse zwischen Neipperger Straße und Park ist gut im Schwerpunkt platziert (Fahrerschließung von außen, Fußwegverbindung nach innen) und ist als ausgewiesene Vorhaltefläche strukturell und nutzungsmäßig flexibel angelegt. Dort könnte z.B. eine größere Seniorenwohnanlage untergebracht werden. Die Gebietserschließung ist mit dem abgerückten Weilerweg und dem dadurch möglichen städtebaulichen Gewinn der Mischgebietsflächen und der unabhängig realisierbaren Bahnunterfahrung intelligent angelegt. Ferner ist der große Straßenbogen zwischen Weilerweg und Neipperger Straße ein kräftiges und gut funktionierendes Erschließungselement, birgt aber die Gefahr des Abkürzungsverkehrs. Eine erschwerte Überfahrt im Parkbereich sollte untersucht werden. Die östliche Randstraße und ihre Verbindung zur Neipperger Straße ist als Hauptverbindung in die Stadt richtig angelegt. Die Quartierserschließung ist feingliedrig, räumlich differenziert und grundsätzlich verkehrsberuhigt. Die Parkierung ist ausreichend nachgewiesen. Die landschaftliche Einbindung und die stadtökologischen Belange sind professionell gelöst, die Gestaltung des zentralen Parks mit natürlichen und artifiziellen Elementen verspricht eine besondere Identität. Die städtebaulichen Erkennungswerte erscheinen ausgewogen und versprechen eine gute Gesamtwirtschaftlichkeit des Entwurfs. Die Arbeit stellt einen guten und tragfähigen Beitrag zu einer städtisch geprägten Entwicklung der Stadt Schwaigern dar.
Bestimmend für die Gestaltung und Gliederung des Neubaugebietes sind Landschaft und Topographie, der die den Schwung der Höhenlinien aufnehmenden Bebauungs- und Freiraumsstrukturen konsequent folgen. Räumlich ausgesprochen spannungsvoll ist die lamellenartige Verzahnung der Landschaftsmulde mit den weich ausmodellierten und in der Topographie gestaffelten Straßenräume der Siedlungsquartiere. Ein ebenfalls interessanter und spannungsvoller Vorschlag ist der trichterförmige Raum im Übergang zum Bahnhofsbereich, dessen Nutzung und Gestaltung jedoch wesentlich intensiver formuliert werden müsste. Das linear angeordnete Vereinsheim ist kein adäquates Gegenüber für den künftig verdichteten Bahnhofsbereich. Hier bietet sich eine räumliche und gestalterische Konzentration einschließlich eines großzügigeren Brückenüberganges zum Bahnhofsbereich an. Überzeugend ist die einfache Verkehrslösung des tiefer gelegten Weilerwegs. Ebenso überzeugt die ringförmige und dem Gelände angepasste Erschließung zwischen Weilerweg und Neipperger Straße. Bei der Binnenerschließung ist jedoch zu kritisieren, dass die relativ langen Stiche keine Wendemöglichkeit aufweisen und im Bereich des mittigen Landschaftsraums Aussagen zu einem räumlich gestalterischen Übergang fehlen. Zu hinterfragen ist auch die sehr starke Durchmischung der Wohngebiete mit Geschoßbauten bzw. mehrgeschossigen Gebäudezeilen, zum einen weil in dem Entwurf keine Aussagen zu den dann erforderlichen Stellplätzen gemacht werden, zum anderen weil dadurch eine nicht wünschenswerte Dichte der Quartiere erreicht wird. Während das Quartier an der Neipperger Straße und das Gebiet südlich der Drachenwiese durch platzartige Räume ihre Schwerpunkte erhalten ist der spindelartige Gemeinschaftsplatz für die räumliche Differenzierung des westlichen Gebietes nicht ausreichend. Zu überprüfen ist auch die bauliche Randausbildung entlang der Neipperger Straße.Der Entwurf ist in Bauabschnitten gut realisierbar. Er zeichnet sich insgesamt durch einen sehr einfühlsamen Umgang mit der Landschaft und daraus resultierend mit einer sehr spezifischen Morphologie und Bauweise aus.
Das vorgetragene städtebauliche Konzept, das neue Wohngebiet Mühlpfad/ Herrengrund mit 4 orthogonalen Baufeldern zu gliedern, die in ihrer Ausrichtung der Topographie folgen, ist spannungsvoll und einleuchtend. Positiv ist, dass diese Baufelder eine klare räumliche Struktur mit akzentuierenden Quartiersplätzen räumlichen Schwerpunkten aufweisen. Der großräumige mittige Anger und die schmalen Grünzüge ergeben eine gute Raumverbindung nach Norden, d.h. zum Bahnhofsbereich und zum Kern zu Schwaigern und nach Süden zur freien Landschaft. Die Erschließung der einzelnen Quartiere erfolgt über eine vereinfachte Südumfahrung, deren fehlende Anbindung an die Stettener Straße vom Preisgericht allerdings kritisch beurteilt wird (weil dadurch die Stadtgebiete nördlich der Bahn nicht ausreichend angebunden sind). Die fehlende Anbindung lässt sich jedoch ohne Konzeptänderung einfügen. Während die vorgeschlagene baulich-funktionale Ergänzung des Bahnhofsbereichs mit Marktgebäude, Pavillon etc. die hier gewünschte urbane Entwicklung fördert, ist die Verknüpfung des Neubaugebietes mit der Innenstadt Schwaigerns durch den leeren und undeutlich gestalteten Bereich südlich der Bahnlinie unausgeprägt. Die Erschließung der einzelnen Quartiere ist eindeutig, auch in der hierarchischen Abstufung der inneren Erschließungsstraßen, wobei die Sackgassensituation des westlichen Wohnfeldes zu langen Verkehrswegen und Verringerung der Wohnqualität führt. Hier wäre ein Übergang bzw. eine Verbindung zur Neipperger Straße wünschenswert. Grundsätzlich ist die vorgeschlagene Typologie (Wohn- und Winkelhausgruppen) als Bebauungsvorschlag richtig, wünschenswert wäre jedoch eine Differenzierung und Verdichtung im Bereich der Quartiersplätze z.B. durch Geschoßbauten, wodurch der Entwurf auch eine günstigere Dichtebilanz aufweisen würde. Anzumerken ist die sorgfältige Ausarbeitung der detailliert dargestellten Wohnmodule auch im Hinblick auf ökologische und energetische Aussagen. Die Realisierung der Konzeption in einzelnen Bauabschnitten ist gut möglich, wobei dem Quartier an der Neipperger Straße eine Präferenz zu geben wäre. Der Entwurf weist gemessen an der Aufgabenstellung eine zu geringe Dichte und damit auch fehlende Wirtschaftlichkeit auf, die jedoch ohne konzeptionelle Einbußen zu kompensieren wäre. Insgesamt überzeugt der Entwurf durch das Zusammenspiel von klarer rationaler Struktur der Wohnquartiere und das Eingehen auf die topographische Situation. Konzeptionelle Defizite ergeben sich in den Verknüpfungszonen von Bahnhofs- und Neubaugebiet.