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Reg.Nr.: 2003-3-09Aufgabe: Neubau einer Turnhalle sowie Gestaltung umliegender Sport- und Freiflächen in Mannheim-Jungbusch
Auslober: Stadt Mannheim
Wettbewerbsbetreuung: MWS Bauconsult GmbH, Mannheim
Wettbewerbsart: beschränkt offener Realisierungswettbewerb mit vorgeschaltetem Bewerbungsverfahren
Zulassungsbereich: EWR (über Schwelle)
Teilnahmeberechtigung: Architekten, Stadtplaner und Garten- und Landschaftsarchitekten in Arbeitsgemeinschaft mit Architekten oder Stadtplanern
Teilnehmer: 40 (30 Geloste + 10 Gesetzte)
Fachpreisrichter: Johann Eisele, Darmstadt (V); Anett Joppien, Frankfurt; Tobias Wulf, Stuttgart; Robert Bechtel, Mannheim; Hartmut Eckhardt, Darmstadt; Jean Heemskerk, Mannheim; Annette Meyer-Schwickerath, Braunschweig
Wettbewerbssumme: 40.000,00 Euro
Preisgerichtssitzung: 23.01.2004
Der Baukörper wird am Böschungsrand so geschickt platziert, dass ein überzeugendes Angebot an erhaltenen und neu gewonnenen Freiflächen geschaffen wird; die Gestaltung und Nutzung dieser Freiräume fällt jedoch deutlich hinter den Möglichkeiten zurück. Foyer und Hallenzugänge liegen zum Quartier und zur Schule richtig, die Abfolge von Bewirtung, Kraftraum, Gymnastikraum und Halle lassen beliebig und großzügige Raumkoppelungen zu, dadurch dass alle Funktionsräume auf einer Ebene liegen. Die Schonung der Freiräume muss jedoch mit Nebenräumen ohne natürliche Belüftung und Belichtung erkauft werden. Die kompakte Grundrissstruktur verspricht trotz erhöhter Kubatur vertretbare Wirtschaftlichkeit. Die Vielfalt an Spiel- und Sportmöglichkeiten auf verschiedenen Gelände- und Dachebenen (Dachlandschaften!), gekoppelt durch interessante Rampenanlagen verleihen dem Entwurf hohe Attraktivität, die durch den Bolz- und Streetballpatz (auf dem Dach) noch überhöht wird. Die damit erreichte sensible Überschneidung von Architektur und Geländemodellierung verspricht eine hohe Signifikanz im Quartier.
Die Grundidee basiert auf einem einfachen und räumlich kompakt konfigurierten Baukörper in einem differenziert gestalteten Freiraumkonzept. Die topographische Schwelle wird über die großzügige tribünenartige Treppenanlage und die öffentlich zugänglichen Sockel selbstverständlich überspielt. Die funktionale und freiräumliche Verknüpfung zwischen Grundschule und neuer Turnhalle gelingt über sich schwebender Freiflächen und einer Freitreppe. Die funktionale Gliederung im Erdgeschoss mit Eingang-Sportlerfoyer, Umkleiden/ Nebenraum und Turnhalle mit zugeschaltetem Gymnastiksaal bildet eine logische und klare Abfolge. Die Umkleidebereiche sind jedoch weder natürlich belichtet noch belüftet. Die separate Erschließung des Gastronomie- und Tribünenbereiches über die Terrasse des Sockels gewährleistet ein unabhängiges kreuzungsfreies Erschließungssystem. Der Rampenfuß zwischen Gastronomie-, Tribünen- und Hallenbereich im 1. Obergeschoss reflektiert eine offen Geste mit dem Potential guter Raumqualität und Orientierbarkeit von innen und außen. Die westliche Orientierung der Gastronomie in Überschneidung der Wegeverbindung zur Hellingstraße schafft einen starken Schwerpunkt in Richtung Popakademie. Die großflächige Terrassensituation nach Süden wird durch den Sportler- und Gastronomieeingang geprägt ohne weitere überzeugende Nutzungsidee. Die obergeschossige Lage des Gastronomiebereiches mindert die Flexibilität bei großen Veranstaltungen im Außenbereich z. B. bei Bürgerfesten o. Ä. Die geforderten Sportflächen werden vollständig nachgewiesen. Der der Freifläche vorgelagerte Bolzplatz wird in seiner Platzierung kontrovers diskutiert. Die Anordnung der 50 m-Bahn am topographischen Fußpunkt ist sinnvoll. Die Flächenwert des Entwurfes weisen gute Ergebnisse auf, so liegt die BGF ca. 200 m², der BRI ca. 1.200 m³ unter dem Durchschnitt der Wettbewerbsarbeiten. Der Gebäudekomplex liegt ca. 1,5 m unter den Hochwasservorgaben, was besondere Maßnahmen erfordert. Detaillierte Aussagen zur Gestaltung der Fassaden und der außenliegenden Rahmenkonstruktion fehlen; die Darstellung bleibt schematisch. Der achsiale Bezug zur Popakademie spannt den Freiraum ein und suggeriert einen inhaltlichen Dialog zwischen den Gebäuden. Die schlichte, auf einem Sockel konfigurierte Pavillonarchitektur mit Schattendach und Gründach stellt ein eigenständiges selbstverständliches Grundkonzept mit großer Offenheit zur Aneignung dar.
Die Absicht des Verfasser, die städtebauliche Situation mit einem kompakten quadratischen zweigeschossigen Baukörper so zu definieren, dass der Baukörper als Blockrandbebauung der Werftstraße zugeordnet ist, ist plausibel. Dadurch wird erreichbar, dass wesentliche Teile der vorhandenen Freiflächengestaltung erhalten bleiben können. Der Baukörper ist soweit zurück gesetzt, dass eine sehr angemessene fußläufige Anbindung zum westlich anschließenden Bereich (Hafenpromenade/ Popakademie) gestaltet werden kann. Die Stapelung der Nutzung erzeugt eine entlang der Werftstraße bis zu 10 m erreichende Gebäudehöhe und insofern ein maßstäblich ausreichendes Gegenüber zur Südseite. Es ist jedoch fraglich, ob dies, da diese Höhe auf der ganzen Nordseite auf lediglich ca. 30 m Länge gegeben ist, eine städtebaulich ausreichende Gesamtwirkung erzeugen kann. Das Raumprogramm ist von geringfügigen Nutzungsüberschneidungen (Lehrer-, Sanitätsraum) abgesehen umgesetzt. Das Auseinanderziehen der Umkleide-/ Duschbereiche zwei Geschosshöhen von der Turnhalle selbst ist für Grundschulkinder nicht unproblematisch. Entwurfsbestimmend ist die Idee, ein dem Stadtteil zugewandtes, offenes, transparentes und kompaktes Konzept so zu organisieren, dass die Gründefizite des Stadtteils möglichst nur wenig verschärft werden. Insofern ist die Stapelungsidee zu begrüßen, wenngleich die Höhenlage (Hochwasser) der Überarbeitung bedarf. Die erreichte Gestaltungsqualität kann im Hinblick auf Innenraumsituationen und Raumübergänge bei der weiteren Durcharbeitung als sehr reizvoll erwartet werden - dies insbesondere beim freien Raumübergang vom Veranstaltungs- zum Sportbereich. Zu weiteren qualitativen Bewertungen auch im Hinblick auf Konstruktion, verwendete Materialien, energetische Qualität etc. sind die mit der Arbeit gelieferten Angaben nicht sehr aussagekräftig. Erschließungen sowie Wegeverbindungen zum Stadtteil bzw. zur Schule sind richtig angelegt. Das Bewirtschaftungsangebot schafft eine günstige Verknüpfung aller Nutzungsbereiche auch mit dem Freizeitgelände. Vom konkreten „Andocken“ an den schulischen Bereich wird in dem Entwurf abgesehen, was anhand der derzeitigen Containerstruktur auch sinnvoll sein dürfte. Mehrfachnutzbarkeit von einzelnen Räumen bzw. Zusammenschaltbarkeit ist aufgrund der Stapelung zwangsläufig eingeschränkt. Die Wirtschaftlichkeit (BGF, BRI) liegt exakt im Durchschnittsbereich aller Arbeiten. Die gewählten Grundrissgliederungen lassen eine wirtschaftliche Umsetzbarkeit in Konstruktion vermuten. Ingesamt zeigt dieser Entwurf einen dem Standort adäquaten, ebenso wirtschaftlichen wie reizvollen Lösungsansatz. Durch die Kompaktheit des vorgeschlagenen Baukörpers kann ein nicht unerheblicher Teil des gewünschten Freiflächenprogramms mit geringem Aufwand realisiert werden bzw. erhalten bleiben.