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Reg.Nr.: 2003-3-04Aufgabe: Städtebauliche Planung für ein Stadtquartier mit vorwiegender Wohnnutzung auf dem ehemaligen "Militärgelände Ludwig-Frank" in Mannheim
Auslober: GBG Mannheimer Wohnungsbaugesellschaft mbH
Wettbewerbsbetreuung: MWS Bauconsult GmbH; Mannheim
Wettbewerbsart: Städtebaulicher Realisierungswettbewerb als begrenzt offener Wettbewerb mit vorgeschaltem Bewerbungsverfahren
Zulassungsbereich: EWR
Teilnahmeberechtigung: Architekten und/ oder Stadtplaner, Garten- und Landschaftsarchitekten in Arbeitsgemeinschaften mit Architekten oder Stadtplanern
Teilnehmer: 40 (30 Geloste + 10 Gesetzte)
Fachpreisrichter: Robert Bechtel, Mannheim; Susanne Erdinger, Heidelberg; Rolf Hoechstetter, Darmstadt; Rüdiger Kramm, Darmstadt; Franz Pesch, Stuttgart (V); Helmut Striffler, Mannheim; Günter Telian, Karlsruhe
Wettbewerbssumme: 60.000,00 Euro
Preisgerichtssitzung: 15.01.2004
Rückgrat und bestimmendes Element des Gebietes ist ein sinnvoll dimensionierter Grünzug etwa in Ost-West-Richtung. Dieser wird über zwei schmalere Grünspangen jeweils in Nord-Süd-Richtung mit den benachbarten Quartieren gut verknüpft. Am Endpunkt des Grünzuges sind folgerichtig Kinderhaus und ein dominanterer Teil der „Wohnschlange“ angeordnet. Die Grünspange nach Süden endet in einer auf diese Situation gestalterisch reagierenden Bebauung für Senioren einschl. spezifischer Dienstleistung. Die Bebauung südlich des Grünzuges sieht einfache Baufelder vor, die unterschiedlichst gefüllt werden können. Das Parken ist in dem jeweiligen Baufeld vorgesehen. Der Lärmschutz wird konsequent gewährleistet durch eine „Gebäudeschlange“, die sowohl Wohnen unterschiedlicher Arten als auch teilweise gewerbliche Nutzungen fassen kann. Ihre Anordnung erzeugt drei sinnvolle Teilräume, die auf die angrenzende Bebauung angemessen reagieren. Die städtebauliche Figur ist konsequent und stadträumlich hochwertig. Das Gebiet ist durch Wege engmaschig vernetzt. Die Gebäude sind - von wenigen Ausnahmen abgesehen - sinnvoll orientiert. Die Lage des Seniorenzentrums und die übrige Nutzung des Parkpalettenstandortes sind sinnfällig. Die Verkehrsführung für den fließenden Verkehr wirkt durch eine versetzte Anordnung der Durchfahrtsmöglichkeiten verkehrsberuhigend. Die Fußwege folgen überall dem Prinzip der kurzen Wege. Der ruhende Verkehr der Wohnschlange ist nur über Tiefgaragen zu bewältigen, was zu Kostensteigerungen führt. Auf die vorhandene Nord-Süd-Grünbeziehung wird nicht eingegangen. Die angebotenen Grünzüge gewährleisten zwar eine Vernetzung, jedoch sind die Flächen nicht ausreichend für eine hohe ökologische Leistungsvielfalt. Die Baufelder sind wirtschaftlich bebaubar und abschnittsweise realisierbar. Die Lärmschutzbebauung besticht durch ihre sensible Form, ist dadurch jedoch in ihrer Flexibilität und stufenweisen Realisierung eingeschränkt. Falls es nicht gelingt, hier eine ausgesprochen hochwertige, individuelle Architektur zu verwirklichen, wird die Großform mit der Masse der Wohnungen zu Vermarktungsproblemen führen.
Das Wettbewerbsgebiet wird durch einen Stadtteilpark, der zwischen dem studentischen Wohnen und den Neubauquartieren platziert wird, gut gegliedert. Sechs städtisch ausgeprägte Baufelder bilden das Rückgrat der umliegenden Bebauung und markieren in angemessener Weise den nördlichen Abschluss des Stadtteilparks. Eine verkehrsberuhigte Spielstraße mit Grünflächen nord-westlich der städtischen Baufelder ergänzt das Konzept sinnfällig. Zwischen der Herzogenriedstraße und dem zentralen Bereich werden kleinteilige, streng geordnete Einzelhaus-Quartiere vorgeschlagen. Diese haben eine hohe Wohnqualität. Besonders interessant ist die Bebauung an der Herzogenriedstraße. Hier werden Hofhäuser mit einem begrünten Lärmschutzwall konzipiert. Dadurch kann auf Sondernutzungen wie z. B. Dienstleistung etc. verzichtet werden. Das Konzept Hofhaus mit integriertem Lärmschutzwall ist sehr gut. Die Verbindung eines auf dem Bereich der Parkpalette vorgeschlagenen Einkaufs- und Dienstleistungszentrums über einen Platz mit Bänken und einem Kiosk wird positiv bewertet. Die Lage des Kinderhauses und des Seniorenwohnens innerhalb des Stadtteilparks ist richtig. Der Marktplatz innerhalb des Stadtteilzentrums öffnet sich an der richtigen Stelle zum Ulmenweg und der Verbindung zum Stadtteilpark. Die Erschließung des Areals über zwei Planstraßen vom Ulmenweg und der Straße an der Radrennbahn ist tragfähig. Alle Quartiere sind gut angebunden. Die Wege von den Garagen bzw. den Stellplätzen zu den Wohnungen sind kurz. Die unterschiedlichen Wohnformen innerhalb der Quartiere geben eine gute Antwort auf die jeweiligen Situationen. So reagieren die Geschosswohnungen in den sechs zentralen Quartieren auf den Stadtteilpark. Das Gleiche gilt für die Patio-Häuser, die sich auf den Hof bzw. auf die Spielstraße hin orientieren. Das Stadtteilzentrum über einer Tiefgarage am Ulmenweg mit dem Marktplatz, der sich auch zur Robinienstraße in der Erdgeschosszone öffnet, wird positiv bewertet. Die Realisierung ist in Abschnitten auf wirtschaftliche Weise möglich. Insgesamt handelt es sich um eine Arbeit, die auf die unterschiedlichen städtebaulichen Situationen jeweils gute Antworten gibt.
Das städtebauliche Konzept ist durch zwei charakteristische Gebäudetypen geprägt. Daraus ergibt sich auf selbstverständlich wirkende Weise eine leistungsfähige Siedlungsstruktur. Das gilt sowohl für die Flachbauten des sog. „Kieferngartens“ als auch für die 4-geschossigen „Wohnhöfe“. Diese liefern außerdem ausreichenden Lärmschutz für das Wohngebiet. Die angebotene Grundrisstypologie zeigt leistungsfähige Lösungen. Die Maisons Concierges sind ein interessantes Detail im Baugebiet. Sie bereichern zusammen mit dem Quartiersplatz die Siedlungsmitte. Die Fahrzeugerschließung entspricht der Siedlungsstruktur durchaus, genügt jedoch bei realistischer Betrachtung im Bereich „Kieferngarten“ den Anforderungen nicht ganz: Die Fahrgassen sind zu schmal und die Distanz zu den Stellplätzen zu groß. Die Grünräume entsprechen in Zuordnung und Maßstab sowohl den Gebäudetypen als auch den großräumigen klimatischen Bedingungen. Außerdem sind sie stadtökologisch angemessen entwicklungsfähig. Sie haben sowohl gärtnerische Kleinbereiche als auch landschaftsplanerische Zonen. Die vorgeschlagenen Kiefern bei den Gartenhofhäusern stellen ein prägendes Element in der Siedlungsstruktur dar, vorausgesetzt sie werden durch ein entsprechendes Pflanzgebot im B-Plan festgeschrieben. Auch die Übergänge und räumlichen Verbindungen zum Ulmenweg und dem Wohngebiet „Am Exerzierplatz“ sind wirksam nachgewiesen. Positiv dabei sind die charakteristischen Baumformationen. Auch die übrigen Hinweise auf die ökologische Detailausbildung sind nachvollziehbar und glaubwürdig. Der anstelle des Parkdecks vorgeschlagene „Herzogenriedplatz“ ist denkbar, sollte jedoch deutlicher ausgeprägt sein. Die Realisierbarkeit des Gesamtkonzeptes ist problemlos und wirtschaftlich auch in Abschnitten möglich.
Die Besonderheit des Entwurfes liegt in der gestalterischen Geschlossenheit der gesamten städtebaulichen Anlage. Das Entwurfsgebiet wird rasterartig in gleiche, gut proportionierte Baufelder gegliedert. Die clusterartig entwickelten Baufelder sind mit Patiohäusern zu dichten, introvertierten Wohngruppen entwickelt, die um einen Quartiersplatz angeordnet sind und einen guten Wohnwert besitzen. Die Erschließung funktioniert und die Parkierung ist orientierungsfreundlich und konfliktfrei unter einem Teilbereich der jeweiligen Cluster untergebracht. Ein Standort für das Mehrgenerationenwohnen ist nicht ausgewiesen. Eine Besonderheit der Arbeit stellt die Lärmschutzbebauung dar. Die Verfasser entwickeln einen interessanten Bautypus, der das gesamte Quartier mit der Randbebauung verzahnt. Die Realisierung dieser komplizierten, gemischt entwickelten Randbebauung verlangt allerdings größte Sorgfalt. Die angebotene Bebauung auf dem Areal der ehemaligen Parkpalette trägt nicht zu einer stadtgestalterischen Aufwertung bei und wirkt in Verbindung mit der Randbebauung unmaßstäblich. Die stadträumlichen Verknüpfungen mit den angrenzenden Stadtgebieten sind leider nicht ausgearbeitet. Durch den Wegfall der nord-westlich der Studentenwohnbereiche verlaufenden Straße, muss die Erschließung dieser Nutzungen neu organisiert werden. Die städtebaulichen Kenndaten liegen im wirtschaftlichen Bereich. Durch die Ausrichtung der Gebäude kann die Sonnenenergie gut genutzt werden. Durch die große gestalterische Geschlossenheit der Gesamtanlage, erhält das neue Wohnquartier Identität.
Die städtebauliche Idee der Verfasser stellt ab auf eine optimale Vernetzung der Stadträume des Neubaugebietes mit der Umgebung des Ludwig-Frank-Geländes. Konsequent werden die ankommenden Straßen aufgenommen und im Gebiet weitergeführt. Als städtebauliches Rückgrat des Entwurfes fungiert die Platanenallee zwischen dem kleinen Quartiersplatz und dem Einkaufsbereich zwischen Ulmenweg und Robinienstraße. Das damit entstehende städtebauliche Gerüst überzeugt durch eine große Homogenität und gute Orientierbarkeit. Bei der Gestaltung der öffentlichen Räume fallen zunächst die verkehrstechnisch bestimmten Straßenräume auf. Das damit verbundene Defizit an Außenqualität und Atmosphäre wird durch die eingefügten Grünräume nicht ausgeglichen. Leider fehlt auch die Vernetzung des Gebietes mit den nördlich und südlich anschließenden Grünräumen. Die von den Verfassern angebotene Lösung für das Quartierszentrum mit mehreren kleinen Läden dürfte an diesem Standort nur schwer zu realisieren sein. Zu fragen ist außerdem, ob das zusätzliche Angebot eines öffentlichen Hofes nicht am Ende kontraproduktiv wirken wird. Das zentrale Wohngebiet besticht durch eine hohe Qualität im Detail. Kleine Nachbarschaftsplätze und dezentrale Parkmöglichkeiten verbinden sich mit den schmalen Gassen zu einem funktional tragfähigen Quartier mit hoher Wohnatmosphäre. Das Kinderhaus ist in der Mitte des Ludwig-Frank-Geländes optimal verortet. Die Chance, diese öffentliche Nutzung zum Platz zu orientieren, wird leider vertan. Die Verfasser doppeln den Lärmschutzriegel an der Herzogenriedstraße geschickt zu einem Geviert auf. Die Lärmschutzgrundrisse können überzeugen und die Wohnhöfe mit dem Mehrgenerationenwohnen bieten eine sinnvolle Ergänzung für die Randbebauung. Die angebotenen Freiräume sind für den belasteten Standort zu knapp dimensioniert. Zudem wird der Vorschlag der Verfasser, im nördlichen Bereich der Lärmschutzbebauung Gewerbehöfe anzusiedeln, von der Jury kritisch gesehen. Der systematisch entwickelte Quartiersgrundriss und die gewählten Bautypologien erlauben eine Realisierung in wirtschaftlich tragfähigen Schritten. Insgesamt gelingt den Verfassern eine tragfähige städtebauliche Lösung, die in der Qualität des öffentlichen Raums und einer architektonischen Gliederung der Gebäude an der Herzogenriedstraße hinter den Erwartungen des Auslobers zurück bleibt.