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Reg.Nr.: 2003-1-23Aufgabe: Neubau des Olgahospitals mit Frauenklinik in Stuttgart
Auslober: Landeshauptstadt Stuttgart
Wettbewerbsbetreuung: HWP Planungsgesellschaft mbH, Stuttgart
Wettbewerbsart: Einladungswettbewerb mit vorgeschaltetem Verhandlungsverfahren
Zulassungsbereich: EWR
Teilnahmeberechtigung: Architekten und Garten- und Landschaftsarchitekten in Arbeitsgemeinschaft mit Architekten
Teilnehmer: 8
Fachpreisrichter: Angela Wehling, Ulm; Werner Schulte-Frohlinde, München; Dieter Hauffe, Ulm; Carl Fingerhut, Zürich; Donata Valentien, Weßling; Wolfgang Riehle, Reutlingen (V); Arno Lederer, Stuttgart; Peter Schweger, Hamburg; Christoph Luz, Stuttgart; Wolfgang Matthias, Stuttgart; Peter W. Schmidt, Pforzheim; Detlef Kron, Stuttgart
Wettbewerbssumme: 320.000,00 Euro
Preisgerichtssitzung: 07./ 08.05.2004
Die Verfasser entwickeln eine Großstruktur für das Gesamtgelände, die die aktuelle Bauplanung bestimmt, aber auch die städtebauliche Struktur für zukünftige Erweiterungen ordnet. Am Wegekreuz in der Mitte des Gesamtareals soll ein zentraler Platz mit einer sehr angemessenen Ausdehnung stehen, von dem aus die einzelnen Häuser erschlossen werden. Die Fahrerschließung erfolgt von der verlängerten Jägerstraße, wobei der weit nach Westen verlegte Liegendkrankeneingang eine sehr gute funktionale Verbindung zum Haupteingangsbereich zulässt. Die klare städtebauliche Großstruktur setzt sich in der Gebäudestruktur fort, wobei die Gliederung in überschaubare Funktionseinheiten im Sockelbereich in den Bettenhäusern eine vertikale Fortsetzung findet. Neun Innenhöfe sorgen auch in den Funktionsbereichen der Sockelgeschosse für eine ausreichende Belichtung, die Anordnung der quadratischen Bettenhäuser garantiert auch in der Draufsicht von der Panoramastraße eine sehr gut dimensionierte Einbindung in die umgebende Bebau-ung. Die Räume zwischen den Häusern bieten vielfältig nutzbare Freiflächen für die Patienten und werten die sehr knappen Außenräume erheblich auf. Besonders positiv bewertet wird die Behandlung des gut modellierten Übergangs zum Hang. Die innere Organisation, die Wegeführung und die Zonierung sind klar und übersichtlich, trotz einer relativ knappen Dimensionierung werden durch den Wechsel der Lichtführung und die Begrenzung der Flurlängen in den einzelnen Clustern sehr an-genehme, auch räumlich gut differenzierte Bereiche gewonnen. Es ist beachtlich, dass es den Verfassern gelungen ist, allen Krankenzimmern eine möglichst weite Aussicht zu schaffen. Aus der klaren Disposition wird eine unproblematische Konstruktion entwickelt, die energetischen Vorschläge sind positiv zu bewerten. Durch Tausch einzelner Berei-che ist eine natürliche Belichtung und Belüftung nahezu aller Aufenthaltsräume zu erreichen, so z. B. im Bereich der Röntgendiagnostik, die gegen die Ambulanzen im EG getauscht werden können. Über die Situierung des Rettungsdienstes (KH) wurde kontrovers diskutiert, ebenso über die Lage der onkologischen Behandlungseinheit mit Tagesklinikbetten, die vor allem konzentriert und separiert ausgewiesen werden muss. Neonatologie und Gynäkologie sind konzentrierter unterzubringen, ebenso Herzkatheterplatz und Intensivstation. Eine Zusammenfassung der Betreuung von jeweils zwei Stationen sollte dort geschaffen werden, wo es geboten erscheint. Die Vergleichswerte liegen insgesamt günstig, bei der klaren Struktur und einem Glasanteil von ca. 31 % ist auch ein wirtschaftlicher Betrieb zu erwarten. Ver- und Entsorgung sind nicht ausreichend nachgewiesen. Zusammenfassend ist die Arbeit in städtebaulicher und baukörperlicher Hinsicht sehr positiv zu bewerten, besonders aber verspricht das Projekt Patienten, Frauen und Kindern, Besuchern und dem Personal eine gute Atmosphäre zu bieten.
Das vorgestellte Projekt baut einen Dialog mit den Charakteristika des Ortes auf sowohl mit den Gebäude Richtung und Maßstab als auch mit deren Positionierung. In den Vorschlag der Entwicklung einer Erweiterung wird auch der besonderen Ecksitu-ation Rechnung getragen. Die Durchwegung des Grundstückes in Nord-Süd-Richtung ist auf eine Folge von diversen Platzräumen und Alleen aufgebaut für eine angenehme Atmosphäre für das Durchschreiten. Der Haupteingang ist von diesen Räumen gut auffindbar und definiert. Die Zufahrt Liegendkranke, Tiefgarage und An-lieferung ist an der ebenfalls neugestalteten Jägerstraße eindeutig organisiert. Die vorgeschlagene Gebäudestruktur, Behandlungsbereich als „grüner Sockel“, die Pavillons des Pflegebereichs und der dazwischenliegenden „Kommunikationsgeschoss“ – mit einer guter Freiflächennutzungsmöglichkeit – bietet eine stabile Struktur. Diese Struktur wird auch unterstützt durch die versetzt angeordneten Innenhöfe und dem „Krankenhausboulevard“ mit seinem Tageslichtangebot. Die räumliche Qualität und auch die Verbesserung der Orientierungsmöglichkeit bedarf hier eine Korrektur. Die Einbindung der Gebäudestruktur in die vorhandene Topographie um die „Schlitze“ qualitativ zu verbessern bedarf ebenfalls einer Überarbeitung. Die Bettenhäuser der Pflegebereiche bieten eine Struktur an, wo die Wege der Pfle-genden zu den Patienten relativ kurz sind, natürlich belichtet und eine räumliche Differenzierung anbieten. Der Ausdruck der Gebäude ist im Maßstab in der vorgeschlagenen Differenzierung der Bauteile dem Ort und der Nutzung angemessen. Es wird empfohlen, den geschossenen Fassadenanteil entsprechend den Vorschlägen des Verfassers zu erhöhen. Funktionell trägt der Entwurf im wesentlichen den künftigen Nutzern Rechnung. Die Erdgeschossebene beherbergt die Aufnahme- und Notfallversorgung sowie die zu-gehörige Röntgendiagnostik. Die verteilte Anordnung der Funktionsdiagnostik auf zwei Ebenen entspricht nicht einer optimalen Betriebsorganisation und ist zu optimie-ren. Der OP-Bereich weist die geforderte Zugangstrennung für ambulante und stationäre Patienten auf. Im stationären Bereich fehlt jedoch die Trennung von Kindern und Erwachsenen. Die geforderte ebenengleiche Anordnung des OP-Bereiches mit der Tagesklinik ist nicht dargestellt. Ein Schwachpunkt stellt die verstreute Anordnung der Bereiche der Frauenklinik dar. Die räumliche Nachbarschaft von Entbindungsbereich und Neonatologie wird über eine Dienstraumzone hergestellt. Die All-gemeinpflegebereiche sind übersichtlich strukturiert. Gemeinsam nutzbare Bereiche sind sinnvoll angeordnet. Die Wöchnerinnenstation verfügt über einen abgeschlossenen Neugeborenenbereich. Klare Aussagen zu den verschiedenen Güterströmen werden vermisst. Bedenken bestehen über die im 1. Untergeschoss angeordnete Sterilgutversorgung bzgl. Der natürlichen Belichtung.
Der Verfasser entwickelt aus zwei gegeneinander versetzten, rechteckigen Flächen eine Großform für das Sockelgeschoss, die im Bereich der Überschneidung die zentrale Erschließung und Zugangssituation für den Neubau aufnimmt. Die Nord-/Südausrichtung der Haupterschließung ermöglicht eine Nebeneingang von der Panoramastraße und auf dieser Ebene die Anbindung an das Katharinenhospital. Leider gelingt es dem Verfasser nicht, den fußläufigen Eingang für das Olgahospital mit Frauenklinik signifikant auszubilden. Er versteckt sich hinter dem Hauptbau des Katharinenhospitals. Die Auffindbarkeit ist eher eingeschränkt. Die Maßstäblichkeit der Arbeit und Durchgängigkeit der Konzeption ist positiv hervorzuheben. Das 3-geschossige Sockelgeschoss mit den beiden großzügig eingeschnittenen Höfen ist aufgrund der funktionalen Erfordernisse (Tageslicht) unglücklich vom Hang abgesetzt. Eine wirkliche Verzahnung mit der Topographie erfolgt nicht. Die Auslagerung von Casino und Verwaltung in einem östlich angelagerten Solitär wird dem Grunde nach begrüßt. Allerdings beinhaltet dieser Baukörper im Unterge-schoß den Ver- und Entsorgungsstützpunkt des gesamten Klinikums. Eine niveaugleiche Anbindung an das bestehende Transportkanalsystem ist nicht gegeben - ein erheblicher funktionaler Mangel im Sinne der Wirtschaftlichkeit des Hauses. Das Basement wird durch vier Gebäudezeilen überlagert. Im Bereich der Haupterschließung überschneiden sich diese Gebäudezeilen, die den Entwurf prägen und erreichen auf kurzem Wege einen Wechsel von Zeile zu Zeile. Die linearen Baukörper sind auf das Plateau aufgelegt und nur scheinbar baulich abgesetzt. Die Nutzung der drei Geschosse mit den Pflegestationen ist identisch. Die Anordnung eines Dachgartens auf dem Basement erlaubt eine differenzierte Nutzung. Die Stellung der Baukörper lässt verschiedene Blickbezüge zu und definiert einen in sich gefassten Freiraum. Aus energetischer Sicht führt die Gliederung in den Obergeschossen zu einem Verlust der Kompaktheit und folglich zu einer Erhöhung des Gesamtenergiebedarfs. Funktionell ist in dem Entwurf den Anforderungen den zukünftigen Anwendern im wesentlichen Rechnung getragen. Auf der Erdgeschossebene sind Aufnahme und Notfallversorgung sowie die Röntgendiagnostik eng miteinander verbunden. Große Teile der Untersuchungsräume sind ohne Tageslicht, wichtige Aufenthaltsräume sind teilweise nach Norden orientiert. Von der Lichtversorgung her noch prekärer erscheint der Bereich des sozialpädiatrischen Zentrums der pädiatrischen Funktionsdiagnostik und der Physikalischen Therapie im 1. Untergeschoss. Vorteilhaft ist hier, dass ein Spielen im Garten auf gleicher Ebene möglich ist. Das 1. Obergeschoss ist der Entbindung und Neonatologie gewidmet. Deren funktionelle Zuordnung ist gegeben, auch wenn der Weg vom Kreißsaalbereich in die Neonatologie die breite Haupterschließung kreuzt. Die Dreibündigkeit des Grundrisses im Plateaugeschoss lässt große, nicht mit Tageslicht versorgte Räume entstehen. Der Beitrag lässt nicht erkennen, wie die Zufahrt zur Tiefgarage von der Kriegsbergstraße erfolgen soll. Im 2. Obergeschoss sind OP-Bereich, Intensivmedizin und Tagesklinik sinnvoll mit-einander verbunden. Ambulantes und stationäres Operieren sollte getrennt sein, was dem Verfasser jedoch nicht konsequent gelingt. Bedauerlicherweise ist in diesem Bereich nicht der Herzkatheterplatz angeordnet, eine Forderung, die sich aus der Funktion zwingend ableitet. Dem Verfasser gelingt ein diskussionswürdiger Beitrag, der durch Korrekturen in den funktionalen Zuordnungen und im Dialog mit dem Nutzung noch deutlich gewinnen könnte. Teile des Raumprogramms sind im Bestand des Katharinenhospitals realisiert.