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Vom 20. bis 24. Oktober 2025 tagten die vier Kammer-Bezirke Tübingen, Stuttgart, Freiburg und Karlsruhe. Traditionell finden die “BVVen” etwa vier Wochen vor der Landesvertreterversammlung, der LVV, statt. Die Treffen dienen der Vorbereitung geplanter Veränderungen durch Beschlüsse, sind gleichzeitig aber auch Stimmungsbarometer der Zufriedenheit der Mitglieder mit den Aktivitäten der Architektenkammer. Die selbstbewussten Bezirke der AKBW stimmten den vorgeschlagenen Sparmaßnahmen wie der Verkleinerung des Vorstandes zu, verlangten jedoch eine Aufgabenschärfung.
Die Bezirksvertreterversammlungen der Architektenkammer Baden-Württemberg gleichen Überraschungstüten der Kindheit: Man weiß nie, was drin ist. Die „Transformation“ der Strukturen stand in diesem Jahr zentral zur Diskussion: Verkleinerung der Gremien von Landesvorstand bis LVV sowie eine Ausweitung der Wahlperiode von vier auf fünf Jahre, gekoppelt an eine maximale Amtszeit von zwei Wahlperioden (bisher: drei mal vier). Schon bisher hatte die baden-württembergische Kammer mit ihrer Amtszeitbegrenzung Alleinstellung. Das dürfte – vorbehaltlich der LVV-Entscheidung – so bleiben. Ebenso die Dreigliedrigkeit der Kammerstruktur. Kammerbezirke und Kammergruppen seien „die Stärke der AKBW“, so Hauptgeschäftsführer Hans Dieterle. Gleichzeitig bleibt es über alle Bezirke herausfordernd, in den Kammergruppen neue Aktive als Repräsentanten und Ansprechpartner für Themen des Planens und Bauens zu gewinnen. Deshalb gab es wenig Gegenrede, die Vorstandsteams bzw. KG-Kollektive den Solo-Vorsitzen gleichzustellen.
20. Oktober 2025: Kammerbezirk Tübingen
Die Delegierten des Kammerbezirks Tübingen kamen im Kornhaus in Ravensburg zusammen. Bürgermeister Dirk Bastin stimmte auf das Thema Strukturänderungen ein: „Wir müssen das Silodenken aufgeben.“ Seine Behörde wird hierarchiefrei und keine individuellen Arbeitsplätze mehr aufweisen. Die Verantwortung gehe in die Teams.
„Wir müssen nach Relevanz und Wichtigkeit suchen“, gab Vizepräsidentin Susanne Dürr als Losung aus. Die Diskussion über die vorgeschlagene Verkleinerung von Vorstand und LVV wurde weit überwiegend mitgetragen. Johann Senner, Kammergruppe Überlingen, appellierte, diese Verkleinerungen „zu verbinden mit inhaltlicher Neuaufstellung“.
Zunächst einmal gab es den Überblick über die mannigfachen Aktivitäten – von der „Bezirkswerkstatt“ und den Austauschtreffen der KG Tübingen über das neue Format „Alte Hasen, junge Füchse“ in Biberach bis hin zu Netzwerktreffen und zahlreichen Fachvorträgen. „Wir haben viele coole Sachen gemacht, aber auch viel Zeit reingesteckt“, so der KB-Vorsitzende Jens Rannow. An Ideen für weitere Verbesserungen mangelte es dennoch nicht. Vorgeschlagen wurde etwa eine Überarbeitung des Formats „Beispielhaft Bauen“, um mehr Bürger zu erreichen. Auch die Notwendigkeit, sich „niederschwelliger“ an Jüngere zu wenden, wurde diskutiert.
21. Oktober 2025: Kammerbezirk Stuttgart
Der mit Abstand größte Kammerbezirk, Stuttgart, nimmt Schwung auf. Der Bezirksvorsitzende Markus Weismann: „Die Kammergruppen vor allem im Norden sind aktiver geworden. Das freut mich sehr.“ Dabei ist die Bandbreite der Aktivitäten riesig – von den etablierten, hochkulturell angehauchten „Energiegesprächen“ in Heidenheim bis zu Kleinformaten wie Stadtspaziergängen und Baustellenbesuchen und Vorträgen.
Gemischte Bilanz haben die FÜNF Stuttgarter Kammergruppen zu vermelden – einerseits hervorragend laufende Formate wie die Vorstellung Junger Büros oder der Studierenden-Wettbewerb 0711 Contest (rd. 70 Einreichungen, überwiegend Bestandsbau), der laut Sprecher Thomas Herrmann zeigte, wie „stark der Wandel des Berufsfelds in den Hochschulen angekommen ist“. Gleichzeitig seien „Festivitäten“ teils unterbesucht, was u.a. auf die Vielfalt an konkurrierenden Veranstaltungen in der Metropole zurückgeführt wurde. Im ländlichen Raum träfe man auf „andere Themen, anderes Umfeld“, so Weismann. Dort etabliert sich ein Novum: Gemeinsame Veranstaltungen von Kammergruppen. Der Kammerbezirk Stuttgart trat selbst als Akteur in Erscheinung mit der Veranstaltungsreihe „Kraft der Regionen“, die viele Prozessakteure in neuem Maßstab zusammenbringt – auch solche, die nicht Planer sind. Ziel: Zukunftsbilder der Region entwerfen und „Allianzen“ schmieden.
Ein Antrag, den Begriff Nachhaltigkeit in die Berufsordnung zu schreiben, lehnte die BVV mehrheitlich ab. Stattdessen soll die Landesvertreterversammlung über ein neues „Leitbild“ der Kammer befinden.
23. Oktober 2025: Kammerbezirk Freiburg
Die Delegierten des Kammerbezirks Freiburg kamen in Konstanz zusammen. Fred Gresens, der KB-Vorsitzende, kommentierte die weit überwiegende Zustimmung zu den geplanten Sparmaßnahmen: Es sei richtig, dem neuen Landesvorstand und den künftigen Landesvertreter:innen eine „solide Basis zu hinterlassen“.
Die Berichte aus den Kammergruppen machten die Unterschiede zwischen Stadt und Land erneut deutlich. Während die KG Freiburg den „Vorteil Stadtkreis“ durch intensiven Austausch, aktiven Netzwerken und guter Nachfrage für Vorträge etc. sieht, haben es KGs im ländlichen Bereich schwerer zu mobilisieren. Auch hier wurden KG-Kooperationen als Gegenmaßnahme diskutiert. Lars Kratzheller, der Vorsitzende der gastgebenden Kammergruppe, zitierte eine häufig an ihn gestellte Frage – ob beim Thema Bauüberwachung nach HOAI, Umbauzuschlag, überdimensionierte Wettbewerbe („volkswirtschaftlicher Schaden“) oder Haftpflichtfragen: „Wo unterstützt uns die Kammer?“ AKBW-Präsident Markus Müller referierte beispielhaft den Lobby-Kampf der der Architektenkammer und der BAK gegen die drohende Aufhebung des Grundprinzips der losweisen Vergabe. „Es dämmert der Landespolitik, dass es keine einfachen Lösungen gibt. Man muss Knoten lösen!“ Auch der KB Freiburg stimmte einhellig den Sparvorschlägen zu.
24. Oktober 2025: Kammerbezirk Karlsruhe
In der Reithalle Rastatt, wo der Bezirk Karlsruhe tagte, wurde am intensivsten über die geplanten Strukturveränderungen diskutiert. Für den Haushaltsprüfungsausschuss gab Dietrich Hechler-Überacker ein Statement ab: „Wir leisten uns zu viele Aufgaben!“ Der HPA habe Empfehlungen formuliert und werde sich „nachdrücklich dafür einsetzen, dass die Maßnahmen auch tatsächlich umgesetzt werden und nicht zerredet“. Erstmals seit Jahrzehnten seien Verkleinerungen in Aussicht. Zu bedenken gebe es allerdings, dass unausweichlich damit einhergehe, Leistungen zu reduzieren. Die Kernfrage: „Was wollen wir?“ Aus der Versammlung kam die provokante Frage: „Für wen arbeitet Stuttgart?“ Es bestehe kein klares Committment, so eine andere Wortmeldung. „Die Sparvorschläge sind ok, aber wir definieren nicht, was wir wollen!“ Man müsse Antwort geben können auf die Frage: Was bringt mir das? Vizepräsident Stephan Weber pflichtete bei: „Man kann über ‚nice to have‘ reden, aber es wird schon heute kein Geld verschwendet. Frage ist: Was wollen wir uns leisten?“ Reichlich Diskussionsstoff für die LVV.
Anders als in den drei anderen Bezirken gab es in Rastatt kein eindeutiges Votum zum Thema Amtszeitbegrenzung. Die KG Heidelberg argumentierte, diejenigen, die die Kammerarbeit gut und gerne machten, dürften nicht demotiviert werden. Keinesfalls an der Dreigliedrigkeit rütteln will der Karlsruher KB-Vorsitzende Andreas Grube. Er sprach von „Qualität in der Breite“, andere nannten sie ein „hohes Gut“. „Politik wird vor Ort gemacht, da wird entschieden“, so Grube. Am Ende ein grundsätzliches Ja zu den vorgeschlagenen Änderungen.
Die vier Kammerbezirke Freiburg, Karlsruhe, Stuttgart und Tübingen stellen die administrative Zwischenebene der föderal aufgestellten Architektenkammer Baden-Württemberg dar. Die Bezirksgeschäftsstellen betreuen die 42 Kammergruppen – von 8 Kammergruppen im Bezirk Tübingen bis zu 17 Kammergruppen im Bezirk Stuttgart. Die BVVen sind zur Hälfte besetzt aus Kammergruppenvorsitzenden, zur anderen aus gewählten Delegierten. In den Sitzungen berichten traditionell auch die hauptamtlichen Abteilungsvertreter der Landesgeschäftsstelle.