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Bringen Sie Ihre Fachkompetenz ein! Kammergruppen-Veranstaltung „Gute Architektur im ländlichen Raum“ „Kann man drei Tage nach den Kommunalwahlen mit einem deutlichen Rechtsruck zu einer Veranstaltung rund um gute Architektur und Baukultur im ländlichen Raum einladen?“, fragte Landrat Dr. Achim Brötel am 12. Juni in Mosbach provokant. Denn genau das hatte die Kammergruppe Neckar-Odenwald-Kreis getan, unter Schirmherrschaft des Landrats, der dann auch betonte: „Ja, man kann – jetzt erst recht!“ Jeder Mensch wohne irgendwo, aber das Irgendwie sei die Frage! „Wir formen unsere Gebäude, dann formen sie uns!“, zitierte Dr. Achim Brötel Winston Churchill. Gute Raumgestaltung beeinflusse das Sozialverhalten positiv und fördere die Gesundheit, denn unser Lebensraum präge uns. „Quartiere leben von Vielfalt und nicht von Einfalt.“ Bürgermeister Patrick Rickenbrot, Bauamtsleiter in Mosbach, berichtete von seinen Erfahrungen, den Chancen und Risiken, von weitgehenden Anforderungen, mitunter auch Überforderungen. „Wir haben eine komplette Transformation zu bewältigen, für die es keine Blaupause gibt“, so der Architekt. Bauen gehöre dabei zu den Megathemen. Es gelte den sozialen Frieden zu sichern und dem Klimawandel zu begegnen – mit neuen Wegen der Mobilität und der grünblauen Infrastruktur. Die überbordende Bürokratie sei dabei jedoch oftmals ein Hemmnis: „VgV-Verfahren mit der Additionspflicht sind gerade für kleine kommunale Bauvorhaben kontraproduktiv“, so Rickenbrot. Dennoch bat er die Architektinnen und Architekten, sich zu beteiligen. Denn der Anspruch müsse immer sein, die beste Lösung zu finden.
Prof. Susanne Dürr beleuchtete in ihrem Vortrag unterschiedliche Wohnoptionen. Beginnend bei der Dammerstock-Siedlung in Karlsruhe zeigte sie anhand vieler Beispiele bis zur Gegenwart Varianten es gemeinschaftsorientierten, produktiven und adaptiven Wohnens auf.
Um insbesondere kleine Kommunen mit schwach besetzten Bauämtern bei den aktuellen Herausforderungen zu unterstützen, bietet die Architektenkammer neben dem Mobilen Gestaltungsbeirat seit 2023 das Instrument des Ortsentwicklungsbeirats an. Darüber informierte Carmen Mundorff, AKBW-Geschäftsführerin Architektur und Baukultur. Als Lotsen motivieren die gelisteten Kolleginnen und Kollegen die Kommunen, Potenziale der Orte zu entdecken und über eine umfassende nachhaltige und strukturelle Verbesserung mit zeitgemäßem Wohnangebot und Nutzung des Gebäudebestands nachzudenken.
Dafür bedürfe es jedoch gesellschaftlicher Veränderungen. Dem Wunsch nach mehr Gemeinschaft, einer klugen Verbindung von Wohnen und Arbeiten sowie Flexibilität des Wohnraums lasse sich auf den drei Ebenen Quartier, Wohnung und Haus begegnen. Insbesondere im ländlichen Raum seien Möglichkeiten zur Umnutzung alter und möglicherweise geerbter Einfamilienhäuser gefragt. Dürr appellierte: „Sie sind die Experten, bringen Sie den Menschen Ihr Wissen, Ihre Kenntnis nahe. Bringen Sie sich ein – Sie sind die Fachleute!“ Es gebe sie bereits, die guten Beispiele. Man müsse sich nur umsehen. Man muss die Beispiele aber auch sichtbar machen. Ein Weg ist das Auszeichnungsverfahren Beispielhaftes Bauen der Architektenkammer, das im Neckar-Odenwald-Kreis aktuell ausgelobt ist. Kammergruppenvorsitzender Josef Scheurich ermunterte, Objekte einzureichen und sich zu beteiligen: „Es gibt auch bei uns im ländlichen Raum gute Architektur!“ Um das in die Breite zu tragen, sollte es Veranstaltungen dieser Art öfter geben. Susanne Böhm DAB 7/8_2024
Dipl.-Ing. (FH) Josef Scheurich, Architekt