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Momentan sind in Baden-Württemberg nur sehr spärlich qualifizierte Bewerbungen für Positionen in öffentlichen Verwaltungen zu verzeichnen. Das führt dazu, dass selbst gut dotierte Stellen für Leitungsfunktionen in der Stadtplanung oder im Hochbau über längere Zeit nicht besetzt werden können. Anscheinend sind die Faktoren wie sicherer Job und gute Bezahlung momentan in der guten Konjunkturlage keine Argumente für eine Bewerbung in der öffentlichen Verwaltung.
Sind die Aufgaben im öffentlichen Dienst weniger kreativ als in den Planungsbüros?
Beatrice Soltys: Nein, die Aufgaben sind genauso kreativ oder sie sind allenfalls anders kreativ. Das Spektrum im öffentlichen Dienst ist groß; es erstreckt sich von klassischen Vorhaben wie beispielsweise im Schul- oder Hallenbau über spezifische Hochbauprojekte wie Bäder, Museen, Bibliotheken etc. bis hin zu Sanierungsfragen, zum Gebäudemanagement oder zum Denkmalschutz. Einen nicht zu übersehenden Einfluss hat die Größe eines Büros bzw. einer Verwaltungseinheit und die Strukturierung und Verteilung der Arbeitsaufgaben durch den/die Vorgesetzte(n). In großen Einheiten, egal ob Planungsbüro oder Amt erfolgt oft eine Segmentierung und damit starke Spezialisierung der Arbeitsaufgaben. Es liegt auch am Mitarbeiter darauf hinzuwirken, dass er/sie mit wechselnden Aufgaben betreut wird. Vorausgesetzt, dass man das auch so will. Denn man kann seine Erfüllung auch darin finden, dass man sich spezialisiert und zu einer gesuchten Fachfrau/einem gesuchten Fachmann entwickelt.
Thomas Schramm: Dem stimme ich bedingt zu, denn in kleinen Kommunen sind Neubauten selten. Die Bauaufgaben beschränken sich im Wesentlichen auf Sanierung, Modernisierung und den Bauunterhalt. Die Planungen beschränken sich auf den kleinen Bereich kommunaler Bauten wie Schulen, Kindergärten, Baubetriebshöfe, Verwaltungsgebäude; und hier auch meist nur im kleineren Umfang. Größere Bauaufgaben werden in der Rege ldurch Wettbewerbsverfahren realisiert. Der Planungs- und Entwurfsprozess ist geprägt vom Kostendruck der Gemeinde. Bauherr ist hier nicht nur der Bürgermeister, sondern auch der Gemeinderat. Erfahrungsgemäß sitzen dort nur wenige Personen, die der Baukultur gegenüber aufgeschlossen sind. Kreative Ideen müssen dann besonnen, aber hartnäckig vermittelt werden. Das ist oftmals eine Herausforderung, doch das Spektrum der Aufgaben kann ungleich größer sein als bei Städten.
Müssen Architektinnen und Architekten besondere Anforderungen erfüllen?
Soltys: Sicherlich gibt es Unterschiede. In der Verwaltung sind die Arbeitsprozesse oft langwieriger, da sie von politischen Beschlusslagen abhängen, die in einzelnen Fällen noch innerhalb der Projektabwicklung wechseln können. Die Dokumentation und sonstige organisatorische Punkte im Projektablauf sind eher aufwändiger als in einem freien Büro. Steigt man im öffentlichen Dienst in Führungspositionen auf, dann kann man einen gewaltigen Einfluss auf grundsätzliche Fragen der Stadtentwicklung allgemein wie auch Projektgestaltung im Speziellen gewinnen und letztendlich ausüben. In Büros ist dies schwieriger, da es eher der Auftraggeber ist, der die Richtung vorgibt. Hier steht dann eher die beratende und gestaltende Kraft und Fähigkeit im Vordergrund.
Schramm: Dem stimme ich zu. Für einen aus der freien Wirtschaft kommenden Architekten oder Architektin ist der öffentliche Dienst eine Umstellung, denn an das ganze Verwaltungsprozedere und das direkte Erleben der Bürokratie muss man sich erst gewöhnen.
Und wie ist es mit dem Verdienst und den Aufstiegschancen?
Schramm: Im Verhältnis zu einem Gehalt in der freien Wirtschaft ist dies meines Erachtens nicht angemessen. Gehaltserhöhungen bei besonderer Qualifikation sind nahezu ausgeschlossen, da das Gehalt nicht personen- sondern stellenbezogen ist, sprich: ungeachtet der Leistung dessen, der die Stelle innehat. Aufstiegschancen sind eher gering, zumindest in kleinen Kommunen, da die Verwaltungsstruktur doch noch sehr starr ist. Für die aktuell anstehenden sowie künftigen Aufgaben müssen Land und Kommunen sich etwas bewegen.
Soltys: Das sehe ich etwas anders. Im öffentlichen Dienst kann man sich gehaltsmäßig gut entwickeln, wenn man sich zügig für Führungspositionen interessiert und eine Tätigkeit in größeren Städten anstrebt,da der TVöD an Komponenten wie Größe einer Stadt und inhaltliche Verantwortung einer zu besetzenden Stelle ausgerichtet ist und ansonsten, da gebe ich Thomas Schramm recht, keine nennenswerten Spielräume bietet. Dennoch: das Arbeiten in einer öffentlichen Verwaltung bietet für jeden und jede etwas.
Das Interview führte Carmen Mundorff mit Beatrice Soltys, Baubürgermeisterin in Fellbach, und Thomas Schramm, Leiter der Baurechtsbehörde bei der Stadt Sinsheim; beide sind im Landesvorstand der Architektenkammer Baden-Württemberg.
Lassen Sie uns wissen, wie Ihre Erfahrungen sind und/oder ob Sie mehr Informationen zum Thema Arbeiten in der öffentlichen Verwaltung benötigen – eine Mail an carmen.mundorff@akbw.de genügt.