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Interview zum Kongressthema zukunftsfähiger Wohnbau
Wir stehen aktuell vor der entscheidenden gesellschaftlichen Aufgabe, den zukunftsfähigen Wohnungsbau zu gestalten. Verschiedene Ansätze, wie diese Aufgabe gemeistert werden kann, wurden im Rahmen des Kongresses am 6. April 2016 in Stuttgart vorgestellt und diskutiert. Die Kongressredner Herwig Spiegl, AllesWirdGut Architekten aus Wien und Michael Sachs, Staatsrat a.D., Hamburg haben bereits vorab Ihre Gedanken zu diesem Thema in einem Interview mit uns geteilt.
Zukunftsfähiger Wohnbau – wie definieren Sie diese Aufgabe? Was braucht der Wohnraum von heute, um langfristig Bestand zu haben?
Spiegl: Veränderbarkeit garantiert Beständigkeit. Die Ansprüche von heute für morgen reichen aber weit über den guten Grundriss hinaus. Dauerhafte und beständige Hüllen für veränderliche Inhalte, ausgestattet mit qualitätsvollen und variantenreichen Freiräumen zur Förderung gesunder Nachbarschaften. All das in ausreichender Verfügbarkeit zu leistbaren Preisen.
Welche Hürden gilt es dabei zu überwinden, damit eine solche Entwicklung in der Breite stattfinden kann?
Sachs: Wenn's nicht aufs Geld ankommt, gibt es kaum unüberwindliche Hürden. Aber wenn es um bezahlbaren Wohnraum geht: überkommene Vorgaben der Landesbauordnungen, nutzerüberfordernde energetische Standards, unpraktikable Vorschriften des Brandschutzes, Stellplatzverordnungen, Vorschriften des Lärm-, Tier- und Naturschutzes und Ausgleichsforderungen in Großstädten, Nachbarn, Verbände.
Was funktioniert in Wien besser als andernorts in Sachen zukunftsfähiger Wohnbau?
Spiegl: Wien blickt immer wieder gerne auf seine langjährige, einzigartige Politik des sozial geförderten Wohnbaus zurück. Hier gab es über 100 Jahre Zeit, ein Modell stetig weiter zu entwickeln. Derzeit reduziert die Stadt aktiv den Wohnflächenbedarf pro Person durch die Einführung sogenannter Smartwohnungen. Zusätzlich verpflichtet sie Planer und Bauträger zur Zusammenarbeit mit einem Soziologen.
Welche Rolle spielt die Politik, welche die Wirtschaft, um zukunftsfähigen Wohnraum zu verwirklichen?
Sachs: Die Bauwirtschaft wird sich mit Möglichkeiten der Industrialisierung des Bauens und der Bauprodukte beschäftigen müssen, mit Modulen und Standards, mit Multifunktionalität, Umnutzungs- und Rückbaufähigkeit. Die Politik in Bund und Ländern sollte sich an die schnelle Umsetzung der Kernempfehlungen des „Bündnisses für bezahlbares Wohnen und Bauen“ machen. Beide zusammen müssen über integrale Planungs- und Baugenehmigungsprozesse Zeit sparen.
Welche Projekte, die Sie bspw. auch selbst realisiert haben, schätzen Sie als vorbildlich ein? Welche Aspekte konnten dabei berücksichtigt und realisiert werden?
Spiegl: Die Ansprüche an innere Flexibilität sind in einem unserer ersten Projekte ‚turnOn‘ sehr provokant dargestellt und auf die Spitze getrieben. Sie finden sich aber auch in einem unserer aktuellsten Projekte ‚PEP’ wieder. Dieses Projekt wird, wenn fertig gestellt, zudem einen spannenden Beitrag zu den Themen ‚vielfältige Freiräume‘ und ‚Nachbarschaftsbildung‘ leisten, indem es zusätzliche, neuartige Formen qualitätsvoller Gemeinschaftsflächen anbieten wird.
Sachs: Unter dem Druck der Nachfrage und der Notwendigkeit der dauerhaften Beherbergung von Flüchtlingen entstehen in vielen Städten derzeit interessante Wohnungsbauprojekte. Die Zeit wird zeigen, ob sie als Vorbilder oder zur Abschreckung taugen.
Dezember 2024 bis April 2025
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