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Sieben Jahre Holzbau-Offensive Baden-Württemberg, fünf Jahre Bildungsoffensive „Auf Holz bauen“ – das sind nicht nur beeindruckende Meilensteine, sondern auch Anlass für ein gemeinsames Weiterdenken. Am 2. Dezember 2025 richtete sich bei der Veranstaltung im Haus der Architektinnen und Architekten in Stuttgart der Blick bewusst nach vorn: Welche Bauaufgaben lassen sich unter knappen finanziellen Rahmenbedingungen klug und nachhaltig lösen? Welche Rolle spielt der Holzbau dabei – gerade für Kommunen und die Wohnungswirtschaft?
Diese Frage stellte Minister Peter Hauk und beantwortete sie: „Klimafreundlich, ressourcenschonend, verantwortungsvoll und gleichzeitig wirtschaftlich, praxistauglich und sozial verträglich.“ Der Holzbau sei ein starker Hebel, um das Klima zu schützen, dringend benötigten Wohnraum zu schaffen und die regionale, unabhängige Wertschöpfung im Land zu stärken. Daher verkündete der Minister, dass die Bildungsoffensive „Auf Holz bauen“ bis Ende 2029 verlängert werde, finanziert aus Mitteln der Holzbau-Offensive. Für die kommenden Jahre werden die thematischen Schwerpunkte der Bildungsoffensive intensiviert in Bauen im Bestand mit Holz, Nachverdichtung und Aufstockung, Holz-Lehm-Hybridbau und Kombination mit weiteren biobasierten Baustoffen wie Hanf sowie kreislauffähiges Bauen mit Holz.
Doch die beste Technik nütze nichts, wenn sie nicht zur Anwendung gebracht werde. Die Vergabe sei ein Schlüsselinstrument. Aus diesem Grund habe das Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz auch den Leitfaden „Holzbau in Wettbewerben“ herausgebracht, der druckfrisch zur Veranstaltung vorlag und vom Verfasser, dem Architekten Gerd Grohe, vorgestellt wurde. Der hohe Detaillierungsgrad in den ersten Leistungsphasen sei eine Stärke des Holzbaus für Vergabe und Wettbewerb, denn hier sollte der Fokus auf Materialität, Wirtschaftlichkeit und der CO2-Betrachtung liegen. So können die im Leitfaden erläuterten Verfahren bereits ein Teil der Innovationen sein.
Leitfaden „Holzbau in Wettbewerben“ als pdf-Datei zum Download
Wie die Bauanträge korrekt zu stellen sind und welche Rechtsgrundlagen dabei für den Holzbau gelten, erläuterte präzise Britta Neumann, Architektin und Stadtbaumeisterin mit Arbeitsplatz im Baurechtsamt der Stadt Freiburg. Sie empfahl den hilfreichen Katalog in der Anlage zur VwV TB 2025-02 zu nutzen und sich an die dort aufgezeigten Leitdetails zu halten, denn für Abweichungen seien zeitfressende vorhabenbezogene Bauteilzulassungen und Verwendbarkeitsnachweise erforderlich.
Mit vier Projektvorstellungen wurde die Bandbreite des Holzbaus verdeutlicht. Bernd Liebel stellte den Modulbau Cube 68 vor, den Liebel/Architekten für einen Investor in Dinkelsbühl entwickelt und dafür u.a. den Deutschen Holzbaupreis 2025 erhalten haben. Bezahlbarer Wohnraum für Menschen zu schaffen, die in der Gastronomie arbeiten, war das Ziel, und das mit Qualität. Die nahezu komplett möblierten Modulwohneinheiten mit 43 qm sind von zwei Seiten belichtet, was auch eine Querlüftung ermöglicht. Zum Innenhof sind die Wohnbereiche angeordnet und im Freien auch ein Treffpunkt für die Bewohnerschaft gestaltet. In Verhandlungen mit der Stadt Dinkelsbühl ist es gelungen, den Stellplatzschlüssel von 2 auf 1 zu reduzieren. Ganz ohne Befreiungen ging es jedoch nicht: die Holzsichtigkeit im Inneren wurde kompensiert mit den zwei baulichen Rettungswegen über den Laubengang sowie die kleinen abgeschotteten Nutzungseinheiten. Nicht genehmigt wurde die geplante Fassadenbegrünung, da könne Totholz im Brandfall gefährlich sein … Unzählige, aber notwendige Abstimmungsrunden in den frühen Planungsphasen haben das Projekt zum Erfolg geführt.
In den Kommunen heißt es aktuell reduzieren, verschieben, verzichten. Das aber auch mit reduzierten Standards eine gute Sporthalle gebaut werden kann, bewies Architekt und Stadtplaner Rolf Bickelmann, Leiter des Fachbereichs Hochbau und Gebäudemanagement der Stadt Tübingen. Die Freilufthalle Holderfeld, prämiert für Beispielhaftes Bauen, funktioniert für den Schulsport der nahegelegenen Geschwister-Scholl-Schule auch mit einer Unisex-Umkleide ohne Dusche mit einem barrierefreien WC und ohne Heizung: Handball, Volleyball, Basketball und Badminton werden dort gespielt. Gebaut in elf Monaten für 1.8 Mio. Euro.
Mit dem Fokus auf den Bestand ging es weiter. Der Architekt Ralf Vogel berichtete von der gelungenen Transformation eines Siedlungshauses aus den 1930er Jahren – eine Bauaufgabe, mit der sich der Berufsstand künftig mehr beschäftigen wird. Daher heißt es für das Büro Planwirkstatt auch Sanierung vor Abriss. Sich im Bestand auszukennen und einfache, praktische Details zu entwickeln seien wichtig. Die größte Herausforderung bei der Sanierung war der Schallschutz, doch der Vortrag zeigte, wie es gelingen kann, den Wohnraum an unsere Zeit und Anforderungen anzupassen. Daher ist auch dies ein für „Beispielhaftes Bauen“ prämiertes Objekt.
Im größeren Maßstab zeigt sich das IBA-Netzwerkprojekt der Wohnanlage Badwiesen aus den 1960er Jahren der Kreisbaugenossenschaft Kirchheim-Plochingen eG in Kirchheim unter Teck. Bis 2030 soll hier ein modernes, vielseitiges und barrierearmes Wohnquartier für Menschen in unterschiedlichen Lebensphasen geschaffen werden – u.a. mit serieller Sanierung der Fassaden, Aufstockung und um fünf neuen Wohngebäuden ergänzt. Neue Instrumente wie Laserscan und 3D-Modell sind bei der Bestandssanierung unverzichtbar. Auch hier ist der Schallschutz eine Herausforderung, aber auch der Brandschutz und das Verhandeln des Stellplatzschlüssels, berichtete der Architekt Joachim Hölzel, Geschäftsführer der BANKWITZ beraten planen bauen Planungsgesellschaft mbH.
In unseren Bestandsbauten stecke ein ungeheures ökologisches und ökonomisches Potential ergänzte im abschließenden Impuls der Tragwerksplaner Andreas Bewer. Er mahnte daher zu Demut vor dem Bestand. Der verbaute Beton sei nicht nur eine gigantische CO2-Senke, sondern auch eine richtige Kapitalanlage, denn der Rohbauwert der vorhandenen Bausubstanz liege inzwischen in einem Bereich von 250 Euro je Kubikmeter. „Beim Bauen im Bestand müssen wir Planer uns den unabänderbaren Randbedingungen aus Raumgefüge, Baukonstruktion, TGA und Brandschutz stellen“, so Andreas Bewer. „Wie so oft im Leben gilt auch hier: Die Akzeptanz der Gegebenheiten ist immer der Ausgangspunkt seiner Entwicklung.“ Den Teilnehmenden gab er dafür sechs goldene Regeln an die Hand. Sein Fazit: „Der Bestand ist ein stummer Planungspartner, dem wir eine Stimme geben müssen.“ Und: „Erst erkunden – dann entwerfen!“ Abschließend stellte Bewer fest, dass das Potential des Bestands oft nur mit dem Holzbau geweckt werden könne.
Die Diskussion ergab zum Ende, dass wir es uns nicht mehr leisten können, nicht nachhaltig zu bauen und die Arbeit im Team eine wesentliche Voraussetzung sei. Das Zitat des Ministers am Anfang der Veranstaltung wurde am Ende bestätigt: „Es reicht nicht, wenn alle nur versuchen, nichts falsch zu machen.“ Welch Glück, dass im Holzbau immer wieder Neues gewagt wird.
Mit dem Pilotprojekt KARLA Verwaltungs- und Bildungszentrum zeigt der Landkreis Karlsruhe beispielhaft die Einführung von BIM beim öffentlichen Bauen. Montag, 26. Januar 2026 | 17-19:30 Uhr