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Die Architektenkammer Baden-Württemberg spricht sich für den Erhalt des Eiermann-Campus in Stuttgart-Vaihingen aus. Die von Egon Eiermann Ende der 1960er Jahre für den amerikanischen Großkonzern IBM geplante Deutschlandzentrale ist als ein baukulturelles Gesamtkunstwerk seiner Zeit zu betrachten. Besonders hervorzuheben ist, dass die damals erforderlichen Nutzflächen nicht in einem kompakten Baukörper konzentriert wurden, sondern landschaftsverträglich in einzelne filigran gestaltete Pavillons von hoher städtebaulicher Qualität in das Waldgrundstück integriert wurden.
Der Campus gilt als einer der wichtigsten Bauten der letzten Schaffensperiode Egon Eiermanns, der 1970 - vor Bezug der Gebäude - verstarb. Auch diese Architektur zeichnet sich - wie sein Werk insgesamt - durch Einfachheit, strenge Geometrie und unmittelbare Erkennbarkeit der Funktion aus. Mit dem legendären Deutschen Pavillon auf der Weltausstellung 1958 in Brüssel verschaffte Eiermann, gemeinsam mit Sep Ruf, der jungen Bundesrepublik einen bescheidenen, demokratischen und weltoffenen Auftritt.
Der Brüsseler Pavillon ist leider nicht erhalten. Jedoch verkörpert das von Eiermann in Stuttgart-Vaihingen geplante Ensemble eine Variante und zeitgemäße Weiterformulierung jenes ursprünglichen Konzeptes inklusive der perfekten Einbindung in den landschaftlichen Kontext. Damit sind die vier Pavillons, die auch bereits unter Denkmalschutz gestellt wurden, ein hervorragendes architektonisches Zeitzeugnis der 1960er Jahre und ihr Erhalt - wie bei den zahlreichen Schlössern im Land - eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.
Um eine sinnvolle und wirtschaftliche Nachnutzung zu finden, sind Kreativität und Mut gefragt. Die Qualität und bauhistorische Bedeutung dieser Architektur kann wie bei Eiermanns Olivetti-Bauten in Frankfurt am Main und den Bauten der HfG von Max Bill in Ulm - in vergleichbarer Randlage - ein Pluspunkt bei der Vermarktung sein. Als hilfreich erachtet der Landesvorstand der Architektenkammer dazu, das Quartier zeitgemäß an den öffentlichen Nahverkehr anzubinden. Um unter Umständen die Rentabilität des Campus' zu verbessern, sind ergänzende Neubauten denkbar und sinnvoll.
Fotos: Christian Schönwetter