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Der Pforzheimer Gemeinderat hat in einer Sondersitzung am 28. Januar 2020 beschlossen, die Arbeit des dortigen Gestaltungsbeirats auszusetzen. Bei der Architektenkammer Baden-Württemberg stößt dies auf größtes Unverständnis.
Keineswegs schlüssig seien die dazu vorgebrachten Argumente, urteilt Landesvorstand Dr. Fred Gresens. "Wenn in der Beschlussvorlage qualitätvolles Bauen als das erklärte Ziel der Stadt genannt ist, kann die Konsequenz doch nicht sein, sich künftig dem Diktat von Zeit und Kosten unterzuordnen", gibt der Architekt zu bedenken. Denn von den antragstellenden Fraktionen wird gefordert, anlässlich der Bäderentwicklung in Pforzheim Bauaufträge unverzüglich an Investoren zu vergeben ohne vorherige Beratung durch einen Gestaltungsbeirat.
Investoren haben ihre Rendite im Blick. Dass gestalterische Aspekte für sie zweitrangig sind, liegt in der Natur der Sache. Doch geht auf diese Weise nicht nur die Baukultur baden. Auch finanziell entsprechen solche Projekte oft nicht den Kriterien der Nachhaltigkeit. "Wenn man die enormen Betriebs- und Personalkosten von Bädern ansieht, wird schnell klar, dass die Baukosten eine untergeordnete Rolle spielen", weiß Gresens aus eigener Erfahrung zu berichten. Sofern Fördermittel in Anspruch genommen werden sollen, gelte im Übrigen auch bei der Vergabe an Investoren das aktuelle Vergaberecht mit seinem zeitlichen Ablauf.
Gestaltungsbeiräte stehen für qualitätvolles Bauen, für eine weitsichtige Gestaltung der Stadt. Das Gremium, besetzt mit Experten aus Architektur und Stadtplanung, öffnet auch den Blick für neuralgische Punkte der Ortsentwicklung und verhindert städtebauliche und architektonische Fehlentwicklungen. Mit seinem rein beratenden Charakter stellt es eine wichtige Unterstützung der Stadträte dar, denen als Laien die ganze Verantwortung für die Stadtgestaltung zukommt. Was sie entscheiden, muss die Bevölkerung jahrzehntelang anschauen. Vor diesem Hintergrund sind ein paar Monate mehr für die Beratungszeit eine gute Investition.
"Ein behutsamer, angemessener Umgang mit der Nachkriegsarchitektur in Städten wie Pforzheim ist eine enorme Herausforderung", ergänzt Henning Ehrhardt. Der Stuttgarter Architekt ist Mitglied des Pforzheimer Gestaltungsbeirats. "Wir helfen der Bürgerschaft auch, die Qualität der Bauten aus dieser Epoche schätzen zu lernen und damit Orte der Identifikation zu schaffen."
Teaserbild: Reuchlinhaus fotografiert von Bernhard Friese, Pforzheim