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Architektenkammer zu 100 Jahre Frei Otto | 50 Jahre Multihalle Mannheim
Die Architektenkammer Baden-Württemberg erinnert an Frei Otto. Der weltweit einflussreiche Architekt, Ingenieur und Hochschullehrer, Philosoph und Utopist wäre am 31. Mai 100 Jahre alt geworden. „Frei Otto hat mit dem ‚Institut für leichte Flächentragwerke‘ an der Universität Stuttgart Generationen von Architektinnen und Architekten geprägt und damit wesentlichen Einfluss auf die stolze Architekturtradition unseres Landes genommen. Das Olympiadach in München und zahlreiche filigrane Brückenkonstruktionen auf der ganzen Welt wären ohne seine Forschung an zugbeanspruchten Konstruktionen nicht denkbar“, so Kammerpräsident Markus Müller.
Der umfassende Forschungsansatz integrierte – über Architektur hinaus – neueste Entwicklungen aus den Natur- und Sozialwissenschaften bis Stadtplanung. Frei Otto schuf mit seinen „leichten, flexiblen Bauten“ einprägsame Ikonen der Idee einer „offenen Gesellschaft“. Sein Bestreben, mit minimalem Aufwand an Ressourcen, Fläche und Energie maximale Funktion zu generieren, machte ihn zu einem Pionier des ökologischen, nachhaltigen und ressourcensparenden Bauens. Frei Ottos Schaffen wirkt damit unmittelbar in die heutigen Debatten um eine zukunftsfähige Bauwirtschaft hinein, die im IntCDC, dem größten Forschungs-Cluster Europas, an der Universität Stuttgart und in der IBA 2027 weitergeführt werden.
2015 wurde Frei Otto mit dem Pritzker-Preis geehrt – neben Gottfried Böhm der einzige deutsche Architekt, der die weltweit wichtigste Architektur-Auszeichnung erhielt. Baden-Württemberg und die Stadt Stuttgart, wo Frei Otto seinen Lebens- und Schaffensmittelpunkt hatte, haben allen Grund, sein Erbe in Ehren zu halten, so Markus Müller. „Vielleicht ist der Geburtstag eines der größten Architekten und Ingenieure aus Stuttgart Anlass, einen zentralen Ort der Innovationskraft von Architekten, Ingenieuren und Bauwirtschaft in Baden-Württemberg zu etablieren, um die gravierenden Fragen von Wohnungsnot in Zeiten des Klimawandels einer Lösung näher zu bringen.“
Besonders verbunden ist die Architektenkammer mit dem Werk Frei Ottos durch eine Initiative zur Rettung der „Multihalle“ in Mannheim. Die bis heute größte freitragende Holzgitterschalenkonstruktion der Welt entstand 1975 zur Bundesgartenschau in Mannheim. Der elegant geschwungene Bau, den Frei Otto zusammen mit dem Architekten Carlfried Mutschler konzipierte und konstruierte, ist Ausdruck einer Zeit, die von der Suche nach neuen und freieren Formen des Bauens bestimmt war. Als temporäres Bauwerk genehmigt, steht die Multihalle seit 1998 unter Denkmalschutz und ist damit eines der jüngsten Baudenkmäler Deutschlands. Durch das enorme Engagement der Stadt Mannheim, des Bundes und der Wüstenrot-Stiftung ist es gelungen, die Instandsetzung der 50 Jahre alten Halle zu finanzieren.
Die AKBW beteiligt sich am Symposium „Frei Otto 100 The Spirit of Lightweight Construction“ am 5./6. Juni 2025 am Institut für Leichtbau, Entwerfen und Konstruktion (ILEK) in Zusammenarbeit mit dem Institut für Architekturgeschichte (ifag) der Universität Stuttgart, zu dem sich das „Who ist who“ der Welt-Architektur in Stuttgart einfinden wird.
Der Tag der Architektur 2025 am 28. Juni steht unter der Überschrift „Leerstand – Lücken – Potenziale!“ Frei Ottos Geburtstag und die Multihalle gemahnen an einen respektvollen, wertschätzenden Umgang mit dem baulichen Erbe allgemein und herausragenden Objekten im Besonderen. Die AKBW-Kammergruppe Mannheim legt in diesem Jubiläumsjahr mehrere Veranstaltungen in die Multihalle. Flankierend ist eine neue, kleine Plakatausstellung zu sehen, die das Vermächtnis dieses großen Konstrukteurs ehrt. Auch werden einige Führungen durch die Multihalle angeboten, unter anderem vom Verein Multihalle e.V. (15. Juni, 20. Juli, 17. August und 21. September, jeweils am Sonntag).