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"Alle Aktivitäten haben das Ziel Baukultur zu kreieren", fasste Prof. Winfried Engels am 5. Mai seinen Überblick über die Initiative Architektur macht Schule zusammen. Der Vorsitzende der gleichnamigen Projektgruppe konnte sich wieder über gut gefüllte Seminarreihen freuen, auch die vierte der im Halbjahrestakt stattfindenden Veranstaltungen zog zahlreiche neue Gesichter an.
Aus Tübingen berichtete der Architekt Bruno Müller. Er ist seit rund zwei Jahren Mitglied des dortigen Arbeitskreises. 2005 gegründet hat sich die Gruppe zunächst theoretisch mit dem Bereich auseinandergesetzt und Themenvorschläge für den Unterricht entwickelt. Es folgten zahlreiche praktische Projekte an Schulen, flankiert von jährlichen Treffen mit Lehrern, um Kontakte zu pflegen und Erfahrungen auszutauschen. Zum Erfolgsrezept der Tübinger Gruppe gehörten darüber hinaus Fortbildungsveranstaltungen für Pädagogen und last not least das unermüdliche Engagement der Vorsitzenden Renate Bickelmann.
Bruno Müller berichtete von seinen eigenen praktischen Erfahrungen mit einer 10. Gymnasialklasse – auf Bitten einer Kunstlehrerin sollte er unter anderem einen Abriss der Architekturgeschichte geben. Erfrischend ehrlich sein Kommentar: "Bis auf wenige Ausnahmen waren Schüler für das Thema oder wie es angeboten wurde kaum zu begeistern."
Wache Blicke und auch Widerstand hätte es erst bei Stichworten wie politischer Missbrauch von Architektur gegeben oder der Behauptung Automuseen seien die neuen Sakralbauten der Gegenwart. "Das regte und erregte die Gemüter. Da wurde es hautnah und greifbar." Müllers Fazit: ein Projekt mit Schülern will gut vorbereitet und mit persönlicher Begeisterung angegangen sein. Vernünftig findet er es deshalb, das eigene Lieblingsthema in verschiedenen Varianten – theoretisch, praktisch, an verschiedene Altersstufen angepasst – auszuarbeiten und aktiv anzubieten.
Als 'alter Hase' konnte die Esslinger Architektin Barbara Thiele-Höfler von zahlreichen Projekten an Grundschulen berichten. Sie arbeitet seit 2003 regelmäßig mit Erst- bis Viertklässlern zusammen. Im Zentrum stehen dabei Themen wie Gebäude- und Stilkunde, Wohnungs- und Städtebau, Technik und Umweltschutz sowie Material- und Formkunde. Mit der Zeit habe sie auch gelernt mit ungeahnten Situationen umzugehen. Ihr klares Fazit: "Architektur in der Schule macht Spaß – Schülern, Lehrern und Architekten!"
Darüber hinaus verwies er auf die Bedeutung von Architektur im Fach Bildende Kunst: Sie sei der Bereich, der für die Schüler und ihr späteres Leben am meisten Relevanz habe. Doch "dafür, dass wir Architektur unterrichten, sind wir an der Kunstakademie nicht ausgebildet. Bestenfalls stilgeschichtlich können wir Ansätze bieten. Alles andere wird mehr oder weniger dilettantische Bastelei." Entsprechend nannte Stöhr zahlreiche konkrete Möglichkeiten für eine sinnvolle Zusammenarbeit von Pädagoge und Architekt.
Die Stuttgarter Architektin Ruth Rademacher schloss den Reigen von Projekt-Berichten: Im Rahmen eines geplanten Erweiterungsbaus für eine Förderschule beteiligten sich zehn Schülerinnen und Schüler verschiedener Altersstufen und Behinderungen an einem Workshop. Mit verschiedenfarbigen Bändern markierten sie "gute Räume" und "schlechte Räume" und artikulierten die eigenen Wünsche und Vorstellungen für das neue Schulgebäude. Beeindruckend war auch die Schilderung der ganz eigenen Wahrnehmungsweise dieser Nutzer: "Wir Architekten haben von den Kindern viel gelernt."
Unter Moderation von Claudia Knodel, die die Projektgruppe "Architektur macht Schule" im Hauptamt begleitet, schlossen sich Fragen und Austausch mit den Teilnehmern an. Manche nahmen gleich vor Ort die Gelegenheit wahr, sich als neue Kooperationspartner in die Liste einzutragen.
Claudia Knodel