Beispielhaftes Bauen

Bruttorauminhalt: 7.730 m³
Nutzfläche: 1.750 m²
Bauzeit: 10/2017-11/2018

Das im Jahr 1970 errichtete Rathaus war nach 45 Jahren der baulich unveränderten Nutzung für eine bürgerfreundliche, offene und kommunikative Arbeitsatmosphäre nicht mehr nutzbar. Zellenbüros, dunkle Flurzonen, die nahezu vollständig mit Holz verkleideten Decken und Wänden und die unzureichende natürliche Belichtung der inneren Erschließungs- und Foyerflächen erzeugten ein düsteres Ambiente.

Um diese atmosphärischen und funktionalen Defizite zu beheben, wurde im Jahr 2015 ein beschränkter Architektenwettbewerb ausgelobt. Der Siegerentwurf wurde vom Gemeinderat und Regierungspräsidium als ideale und prägnante Lösung zur Förderung durch das Landessanierungsprogramm vorgeschlagen. Nach erteilter Förderungszusage konnte Anfang 2017 mit dem Bau begonnen werden. Die notwendig gewordenen Erweiterungsflächen konnte in einer Aufstockung über der ehemaligen Postfiliale und einem Anbau in Nordosten realisiert werden. Die Versiegelung neuer Flächen wurde somit weitestgehend verhindert.

Über die Jahre wurde das Pleidelsheimer Rathaus zunehmend durch Neubauten auf benachbarten Grundstücken eingebaut; die angrenzende Seniorenwohnanlage verdeckt den Sitzungssaal nahezu vollständig. Das in die zweite Reihe gerückte Rathaus war von der Marbacher Straße aus kaum mehr wahrnehmbar. Mit der Aufstockung setzt das Gebäude wieder einen neuen, prägnanten Akzent zum Rathausplatz und öffentlichen Straßenraum. Die flach geneigten Satteldächer aus den siebziger Jahren wurden im Zuge der Aufstockung durch begrünte Flachdächer ersetzt. Wichtige Funktionen, wie Sitzungssaal, Trauzimmer und Bürgermeisterbüro sind durch die großzügig verglasten und "gerahmten" Schaufenster bereits von außen ablesbar. Die Außenwände wurden mit einer hinterlüfteten Natursteinfassade verkleidet. Für eine leichte und elegante Fassadengliederung wurden in die rechteckigen Jurakalksteinplatten horizontale Fugen gefräst.

Der Sitzungssaal orientiert sich durch die großzügige bodentiefe Verglasung zum neu gestalteten Rathausplatz. Ein zusätzliches Oberlichtband garantiert eine optimale Belichtung und verleiht dem Innenraum eine helle und freundliche Atmosphäre. Durch die Split-Level-Ebenen entsprach das bestehende Rathaus nicht mehr den Anforderungen eines öffentlichen, barrierefreien Gebäudes. Der nachträglich eingebaute Aufzug überwindet alle Höhenversätze und ermöglicht eine barrierefreie Erreichbarkeit aller Gebäudeteile. Der vom Parkplatz aus stark frequentierte Nebeneingang wurde verbreitert und bildet mit dem Foyer eine klare Erschließungsachse, in die Treppe und Aufzug integriert sind. Neben der Orientierung für Besucher wurden Licht- und Wegeführung innerhalb des Gebäudes verbessert.
Außenanlagen und Rathausplatz wurden ebenfalls neu geordnet. Durch die Aufschüttung der bestehenden Tiefhöfe und dem Abriss der Außentreppe ins Untergeschoss wurde die bisher schmale Fußgängerpassage zur Stadtbücherei aufgewertet und deutlich verbreitert. Ein klar definierter, von Sitzbänken eingefasster Platz schiebt sich in die leicht ansteigende Topografie. Unter dem schattenspendenden Baumdach konnten die Außenbereiche der Gastronomiebetriebe erweitert werden, so dass eine neue, kommunikative und lebendige Ortsmitte entstanden ist.