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Auch der zweite baden-württembergische Stadtplanertag fand große Resonanz.
Präsident Wolfgang Riehle begrüßte am 2. Juli 2009 die zahlreichen am Thema „Urban Branding“ Interessierten im Haus der Architekten. „Wer glaubt, ‚Urban Branding‘ ist eine Erfindung des 21. Jahrhunderts, irrt gewaltig.“ Denn, so der Präsident, schon die Pyramiden seien nicht nur Grabstätten gewesen sondern auch gebaute Markenzeichen, so wie dies noch heute die Akropolis für Athen, die Freiheitsstatue für New York und der Eiffelturm für Paris darstellen. Aber dass eine „Markenidee“ nicht immer einfach und auf jeden Ort übertragbar ist, zeige der Bilbao-Effekt, der der nordspanischen Stadt seit der Eröffnung des futuristischen Museumsbaus für die Guggenheim-Stiftung von Frank O. Gehry zahlreiche Besucher beschere. Andere Städte ahmten nach, doch zum Beispiel im westfälischen Ahlen, das ebenfalls für einen Museumsbau den großen Gehry engagierte, blieb der erhoffte Effekt aus.
„Städte sind Unikate im Koordinatensystem der Welt, also unverrückbare Orte.“ Für Helga Burgstahler, Ökonomin und Kommunikationswissenschaftlerin, ist eine Stadt keine Maschine sondern ein diffiziles soziales System, das sich unaufhörlich im Wandel befindet.
Städte dienen allen Menschen als Lebensbühne, denn alle, so der amerikanische Soziologe Ervin Goffman, spielen Theater. Der öffentliche Raum biete die Möglichkeit, diene der Selbstinszenierung. „Urban Staging“ nannte das Helga Burgstahler. Dabei dürfe es keine Gleichmacherei geben, denn jede Stadt sei einzigartig.
Auch Prof. Dr. Hans Stimmann trat den zahlreichen Marketingideen für Städte - wie zum Beispiel „be Berlin“ - kritisch gegenüber.
Die Macht der Investoren müsse eingeschränkt werden. Seine Idee, auf Grundlage des Berliner Stadtgrundrisses von 1930 in einer Art „Melange der Erinnerung“ mit Respekt vor dem Bestand die Stadt weiterzuentwickeln, fand allerdings keine Befürworter. Alle wollten stattdessen die Stadt neu erfinden.
Die Außenwirkung von Gebäuden stelle unbestritten Stadtwerbung dar, so Stefan Behnisch, und verwies auf die Weißenhofsiedlung in Stuttgart und das Opernhaus in Sydney.
Größere Bedeutung für die Bewohner einer Stadt habe aber der öffentliche Raum. „Branden“ müsse man, was Stadt ausmache: Qualität, Enge, Schutz... Diesbezüglich für ihn beispielhaft seien die Städte Split und Melbourne. Tragisch sieht Behnisch die Entwicklung in Dubai: Große Individualisierung der Gebäude, eine Ansammlung des Absurden lasse die Hochhäuser, aufgereiht wie die Parfümfläschchen der Scheichs, zu einem „Nichtplatz“ werden, da zu viele Identifikationsmerkmale aufeinanderträfen. Künftig müssten Architekten flexiblere Gebäude planen, so Behnisch, die leicht umgenutzt werden könnten, um die Quartiere belebt und spannend zu halten und um eine Durchmischung einer heterogenen Bevölkerungsstruktur in der Gesellschaft zu ermöglichen.
Quartiere wiederzubeleben haben sich auch Frank Bosboom und Jan Fasselt von der Holland Branding Group zur Aufgabe gemacht.
Für die beiden hat Branding viel zu tun mit Identität, die sie einem Organisationsprinzip zugrunde legen: mit den Bewohnern gemeinsam das Image eines Viertels erkennen und positive Merkmale herausarbeiten - das führe zu einem Wir-Gefühl und damit oft zu einer breiten Zustimmung für notwendige Veränderungen. Zwar könnten auch sie aus einem „VW-Bus keinen Porsche“ machen, doch mit kleinen Maßnahmen könne man unter Berücksichtigung vorhandener Qualitäten durchaus das Image eines desolaten Quartiers verbessern.
Wenn die Städte von sich aus funktionieren würden, so ein Tenor in der abschließenden Diskussion, moderiert von dem Stuttgarter Immobilienjournalisten Frank Peter Unterreiner, könne auf Urban Branding verzichtet werden. Denn dabei bestehe immer die Gefahr, dass Städten ein Image aufgedrückt würde, das nicht zu ihnen passe. Sinnvoller sei eine gute Stadtplanung und auch die Unterstützung von Gestaltungsbeiräten.
Unter www.stadtplanerprofile.de werden Stadtplanerbüros in Baden-Württemberg gefunden.