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aus DAB 10-2021 von Susanne BöhmZwischen 1961 und 1965 von den Architekten Theodor Kelter, Klaus Möckel & Norbert Schmidt für die Badenwerk AG im Internationalen Stil errichtet, nutzt der Landkreis Karlsruhe die zentral gelegene, elegante 72 Meter hohe Scheibe mit Aluminium-Glas-Fassade, den Langbau und das Kasino seit 1997als Landratsamt. Seit 2012 steht das Ensemble einschließlich der Außenanlagen auf der Liste der Kulturdenkmale. Nach früheren Instandhaltungsmaßnahmen sollte 2013 die Sanierung der Lüftungsanlage im 21-geschossigen Hochhaus angegangen werden. Aufgrund weiterer Baumängel wie Korrosion und Undichtigkeit von Fassade und Flachdach sahen eine Studie wie auch ein vom Kreistag beauftragtes Gesamtsanierungskonzept 2017 den Komplettauszug während einer Generalsanierungzwingend vor. Eine Machbarkeitsstudie durch ein interdisziplinäres Team mit detaillierter Bestandsaufnahme wurde be auftragt, parallel ein Raumbuch erarbeitet und Gespräche mit denDenkmalbehörden geführt. Bei einer Komplettsanierung würde der Denkmalschutz entfallen, hieß es. Nicht fachgerechter Brandschutz und unzählige Schadstoffe verlängerten die Mängelliste, ein Rückbau bis auf den Rohbau wurde in Aussicht gestellt. Das hätte eine Verringerung der vorhandenen Nutzflächen bedeutet.
Ende Juli 2021 ergab sich die Gelegenheit für den Bezirksvorstand und weitere Interessierte die Wettbewerbsarbeiten für den Neubau im bereits leerstehenden Langbau des Landratsamtes anzuschauen. Erläuterungen zu den Arbeiten lieferten Andreas Grube als Mitglied des Preisgerichtes und Marie-Louise Löper, Landratsamt Karlsruhe. Wir danken für diese Begleitung durch die Bauherrschaft!
2018 schlägt eine Potenzialstudie ein neues Hochhaus direkt nebenan vor und nach Umzug den Abriss der Bestandsgebäude sowie weitere Neubauten. Ende 2018 beschloss der Kreistag den Abriss einstimmig – Neubau vor Sanierung! Daraufhin wandten sich Kammer und BDA Karlsruhe gemeinsam in einem offenen Brief an Landrat Dr. Christoph Schnaudigel. Bei einem kurzfristig anberaumten Gespräch wurden bisherige Entscheidungen erläutert, Möglichkeiten angesprochen. Die Architektenschaft bot Unterstützung an. Parallel startete die Arbeitsgemeinschaft Karlsruher Stadtbild e. V. eine Petition für den Erhalt des Hochhauses, das Wirtschaftsministerium verlangte von der Stadt Karlsruhe eine Stellungnahme. Im Januar 2019 stellte die Landkreisverwaltung einen Antrag auf denkmalschutz- rechtliche Genehmigung für den Abbruch des kompletten Ensembles.
Ein Plausibilisierungsgutachten ist nachzureichen. Nach Gesprächen im Planungsausschuss führte die Stadt Karlsruhe in Abstimmung mit dem Landkreis von Januar bis Juli 2020 ein städtebauliches Werkstattverfahren unter Einbindung der Bürgerschaft zur Neukonzeption des gesamten Bereiches am Ettlinger Tor durch: Sowohl Erhalt als auch Neubau des Landratsamtes sollen von vier gesetzten Architekturbüros visionär bearbeitet werden, Sichtachsen vom Schlossturm Karlsruhe und die Via Triumphalis kommen als weitere Kriterien ebenso ins Spiel wie die Nähe zum Theater und die Überplanung weiterer Grundstücke auf der gegenüberliegenden Seite des künftigen StadtboulevardsKriegsstraße. Die unter Corona-Bedingungen vorgestellten und in der Öffentlichkeit diskutierten Ergebnisse sollten einfließen in einen Wettbewerb.Dieser wurde im Dezember 2020 vom Landkreis Karlsruhe als einstufiger, nicht offener Realisierungswettbewerb ausgelobt, mit Ideenteil und vorgeschaltetem Auswahlverfahren für die Vergabe von Planungsleistungen der Objektplanung nach HOAI für den Neubau des Dienstgebäudesdes Landratsamtes und der Freianlagen in Karlsruhe. Ein Hochpunkt darf maximal 90 Meter in die Höhe ragen. Eine Kita, eine Mensa, Räume für zwei Bildungsträger, Betriebsarzt und öffentliche Veranstaltungen sollen im 1. Bauabschnitt entstehen, weitere Verwaltungsflächen sowie Wohnungen können in weiteren Bauabschnitten Platz finden. Zehn Teilnehmer waren gesetzt, weitere fünfundzwanzig ausgelost. 29 in Zusammenarbeit mit Landschaftsarchitekturbüros entstandene, umfangreiche Arbeiten wurden abgegeben. Ende Juni tagte das Preisgericht zwei Tage lang unter Beteiligung von Architektenschaft und Politik.Ein Entwurf in zukunftsweisender, nachhaltiger Holz-Hybrid-Bau weise mit Orientierung des Gebäudeeingangs zum Ettlinger-Tor-Platz sieht eine gute Lösung für die Übergangszeit vor und fand einstimmig Gefallen. Nun geht es ans Umsetzen, VgV- und Bebauungsplanverfahren stehen an.Dem Votum des Petitionsausschusses des Landes Baden-Württemberg vom 5. November 2020, die Petition gegen den Abbruch des denkmalgeschützten Gebäudeensembles Beiertheimer Allee 2 in Karlsruhe abzuweisen, folgte der Landtag am 4. Februar 2021. Fünf Tage darauf erteilte die Stadt Karlsruhe die Genehmigung zum Abbruch. Ebenfalls im Februar 2021 beschloss der Gemeinderat, die Ergebnisse der „Stadtbauwerkstatt Ettlinger Tor“ nicht als Grundlage der städtebaulichen Entwicklungdes Gesamtareals zu sehen, sondern diese lediglich zur Kenntnis zu nehmen. Erst nach weiteren Wettbewerben zur Überplanung des Postgiro-Areals und zur Gestaltung der Freiflächen vor dem Staatstheater soll, entgegen den Vorstellungen von Baubürgermeister Daniel Fluhrer, hier weitergeplant werden.
Dipl.-Ing. (FH) Andreas GrubeFreier Architekt BDA
Dip.-Ing. (FH) Thomas SchrammArchitekt