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Wie entsteht Vertrauen zwischen Stadtgesellschaft, Politik und Verwaltung – und wie lässt es sich in konkrete Handlungskraft übersetzen? Im Rahmen des Macher:innengesprächs „Allianzen“ am 22. Oktober 2025 stellten drei engagierte Akteur:innen ihre Arbeit vor, in der Allianzen nicht bloß Schlagwort, sondern gelebte Praxis sind:Ilona Schaal vom Theater Rampe, Irene Armbruster von der Bürgerstiftung Stuttgart und Jan Hambach vom Städtetag Baden-Württemberg gaben Einblick in ihre Arbeit und zeigten, wie lokale Netzwerke, Offenheit im Prozess und kreative Formen der Beteiligung neue Räume für gemeinsames Gestalten öffnen können.
Im Zentrum des ersten Macher:innengesprächs im Rahmen der Reihe Kraft der Region stand eine einfache, aber wirkungsvolle Frage: Wie bilden wir Allianzen, um den notwendigen Wandel in unseren Städten und Regionen gemeinsam zu gestalten?
Verschiedene Teilnehmende aus Architektur, Planung, Verwaltung, Kultur und Zivilgesellschaft kamen am 22. Oktober 2025 in Stuttgart zusammen, um genau darüber zu sprechen. Impulse, Praxisbeispiele und persönliche Erfahrungen bildeten den Auftakt zu einem intensiven Abend, der vor allem eines deutlich machte: Wandel braucht Vertrauen, Mut – und Menschen, die einfach anfangen.
Markus Müller (Architekt und Kammerpräsident) eröffnete mit einem pointierten Input: Viele gute Ideen bleiben stecken, weil es an der Umsetzung hapert. Die Region Stuttgart könne – so Müller – Modellregion für das ganze Land sein: ein Experimentierraum, in dem neue Allianzen, Denkansätze und Raumkonzepte entstehen. Der Begriff des "Rurbanismus" (Pretterhofer) – das postrurale Miteinander von Stadt und Land – prägte die Debatte.
Christian Holl warb dafür, das "Machen" wieder ins Zentrum des Planens zu stellen – mit Haltung, aber auch mit Pragmatismus: "Veränderung beginnt dort, wo Menschen sich verbinden und gemeinsam Verantwortung übernehmen."
Wie das gelingen kann, zeigten drei inspirierende Praxisbeispiele:
Ilona Schaal, Künstlerische Leiterin des Theater Rampe in Stuttgart, war als Gast geladen und stellte eindrucksvoll vor, wie das Haus gesellschaftliche Teilhabe mit künstlerischer Praxis verbindet. Statt klassischer Ensemblearbeit setzt das Theater auf Kooperationen mit freien Gruppen, lokale Verankerung und dialogische Formate. In Projekten wie einem Nachbarschaftsgarten oder dem Format „Aussetzen“, bei dem externe Kurator:innen das Programm gestalten, wird aktiv Vertrauen aufgebaut. Ziel ist es, Begegnungsräume zu schaffen, die einladend, flexibel und offen für vielfältige Nutzungen sind – und so Kultur zu einem gelebten Teil der Stadtgesellschaft zu machen.
Irene Armbruster von der Bürgerstiftung Stuttgart berichtete in ihrem Beitrag über das Prinzip des "hörenden Handelns" als Kern ihrer Stiftungsarbeit. Die Bürgerstiftung geht bewusst in die Stadtteile, um Themen und Bedarfe direkt aus der Nachbarschaft aufzunehmen. Ein prägnantes Beispiel ist der Ausbildungscampus, der in enger Kooperation mit vielen Akteur:innen aufgesetzt wurde, um Geflüchtete gezielt zu unterstützen. Ob in Mütterzentren, lokalen Treffpunkten oder in Außenbezirken – die Stiftung schafft Räume des Vertrauens, die konkrete Lösungen ermöglichen. Ihr Handeln zeigt: Beteiligung beginnt mit echter Aufmerksamkeit.
Jan Hambach vom Städtetag Baden-Württemberg brachte in seinem Beitrag eine klare strategische Perspektive ein. Sein zentrales Anliegen: Veränderung gelingt nur dort, wo Vertrauen vorhanden ist – in der Bürgerschaft ebenso wie innerhalb der Verwaltung. Er betonte die Bedeutung einer offenen Haltung, die Unsicherheiten zulässt und Gestaltungsspielräume nutzt. Eine lebendige Fehlerkultur, kreative Vermittlungsformen und echte Teilhabe seien entscheidend, um neue Allianzen zwischen Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft zu ermöglichen. Gleichzeitig braucht es Klarheit in Sprache, Zielsetzung und Erwartungsmanagement – sowie Orte und Rituale, an denen Vertrauen wachsen kann. Beteiligung dürfe kein Selbstzweck sein, sondern müsse als strategisches Werkzeug für gesellschaftlichen Wandel verstanden werden.
Die vorgestellten Ansätze zeigen eindrucksvoll, dass gesellschaftliche Teilhabe und Zukunftsfähigkeit nicht an Stadtgrenzen enden dürfen. Gerade in einer vernetzten Metropolregion wie Stuttgart braucht es neue Allianzen, die über Sektor- und Verwaltungsgrenzen hinweg wirken. Die Herausforderungen – vom demografischen Wandel über die Transformation des öffentlichen Raums bis zur sozial gerechten Stadtentwicklung – betreffen uns alle. Planung und Architektenschaft sind dabei nicht nur als Gestalter:innen des Raums gefragt, sondern als aktive Mitdenkende, die Prozesse ermöglichen, Dialoge eröffnen und Verantwortung mittragen. Nur gemeinsam kann die Region Stuttgart zu einem starken Zukunftsraum werden.
Zum Abschluss wurde deutlich: Der Wunsch nach Veränderung steht oft im Spannungsfeld zur empfundenen Überforderung. Doch statt sich von der Komplexität unserer Zeit lähmen zu lassen, lautete der Tenor: „Es ist eine schwierige Zeit – aber es ist unsere Zeit.“ (Irene Armbruster) Vertrauen in die eigene Gestaltungskraft, das bewusste Abschichten von Aufgaben und das Zulassen von Unvollkommenheit wurden als zentrale Strategien genannt. Ein Plädoyer für mehr Mut, weniger Perfektion – und den Aufruf, die Stützräder endlich abzubauen (Ilona Schaal). Denn Transformation gelingt nicht durch Absicherung, sondern durch beherztes Handeln und gemeinsames Lernen.
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