Veranstaltungsort für Tagungen, Seminare, Produktpräsentationen oder Pressekonferenzen.
Informationen für private und gewerbliche Bauherrinnen und Bauherren, Städte und Kommunen.
Am Abend des 25. September 2023 fand die Auftaktveranstaltung der neuen Veranstaltungsreihe „Kraft der Region“ statt, bei der Vertreter:innen aus Wirtschaft, Architektur und Kultur über die Region Stuttgart diskutierten. Mit einem Fokus auf regionale Transformation, interkommunale Zusammenarbeit und die Herausforderungen, die durch wirtschaftliche, gesellschaftliche und klimatische Entwicklungen entstehen, wurden die verschiedenen Perspektiven sichtbar.
Die Begrüßung übernahmen Markus Weismann und Dr. Christine Baumgärtner, die beide die Bedeutung der Region für Architektur, Wirtschaft und Gesellschaft betonten. Markus Weismann hob hervor, dass die Architektenkammer Stuttgart als größter Bezirk in Baden-Württemberg eine zentrale Rolle im anstehenden Strukturwandel einnehmen wolle. Er unterstrich die Bedeutung der Region, gerade wenn es um übergreifende Themen wie zirkuläres Bauen und Hochwasserschutz geht. Weismann forderte ein Umdenken, bei dem Planende über einzelne Quartiere hinaus denken und die Region als Gesamtes in den Blick nehmen. Baumgärtner pflichtete dem bei und fügte hinzu, dass durch die enge Zusammenarbeit von Kommunen Synergien entstehen können, die das Potenzial für Transformation und Wandel enorm steigern. Sie forderte eindringlich zum Handeln auf und warnte davor, weiter auf ideale Rahmenbedingungen zu warten. „Wir müssen ins Handeln kommen“, betonte sie und rief dazu auf, die Transformation mutig und regional zu denken.
Nach der Begrüßung leitete Moderatorin Claudia Georgius weiter durch den Abend. Die Veranstaltung gliederte sich in drei Diskussionsrunden, die sich den Themen „Herausforderungen“, „Chancen“ und „Zukunftsvisionen“ widmeten.
In der ersten Runde wurden die drängendsten Herausforderungen der Region Stuttgart erörtert. Herr Bopp stellte in seinem Eröffnungsstatement die Funktion der Region als Lebens- und Wirtschaftsraum für 2,8 Millionen Menschen in den Mittelpunkt. Trotz der Bedeutung für Pendler:innen und Wirtschaft ist das Bewusstsein für die Region zu schwach ausgeprägt. Bopp plädierte dafür, die Region stärker in den Fokus zu rücken und organisatorische sowie politische Hindernisse durch pragmatisches Handeln zu überwinden.
Oliver Bezner beschrieb die regionalen Herausforderungen aus unternehmerischer Sicht, die Mobilität der Mitarbeitenden sei beispielsweise ein Thema, das oft durch unzureichende regionale Verkehrsnetze erschwert werde. Bezner zeigte sich jedoch optimistisch, dass in der Zusammenarbeit mit visionären Kommunen bereits Fortschritte erzielt werden konnten. Sebastian Ritter vom Städtetag Baden-Württemberg legte den Fokus auf die verwaltungstechnischen Hürden. Er betonte, dass das Planungsrecht zwar oft als schwerfällig wahrgenommen werde, aber in der Regel zu besseren Ergebnissen führe, da es den individuellen Bedürfnissen der Kommunen Rechnung trage.
Der Publizist Christian Holl hob die Bedeutung von multifunktionalen Flächen hervor. Um nachhaltiges Bauen und die Energiewende voranzutreiben, müssen Flächen in der Region neu gedacht werden. Konflikte zwischen Nutzungsinteressen und Raumverfügbarkeit seien dabei unausweichlich, aber auch eine Chance, um neue Formen der Zusammenarbeit zu entwickeln.
Im zweiten Teil des Abends widmeten sich die Teilnehmenden den Chancen, die eine intensivere regionale Zusammenarbeit bieten könnte. Prof. Susanne Dürr stellte heraus, dass maßstabsübergreifende Lösungen, die Wechsel von Nähe und Distanz berücksichtigen, neue Ansätze für die Bewältigung regionaler Herausforderungen bieten. Sie forderte Planende dazu auf, über den Tellerrand zu schauen und die Landschaft als Basis der Raumplanung zu verstehen.
Clair Bötschi aus dem Bereich Kunst und Kultur betonte die Rolle der Freiräume und Brachen, die Raum für künstlerische und kreative Prozesse bieten können. Er plädierte für weniger Planung und mehr Freiraum, um kreative Transformationen zu ermöglichen. Dr. Saskia Goldberg stellte klar, dass Bürgerbeteiligung unerlässlich ist, um die Transformation der Region nachhaltig und sozial gerecht zu gestalten. Sie rief dazu auf, innovative Beteiligungsformate zu etablieren, die die Menschen dazu einladen, sich aktiv in Planungsprozesse einzubringen.
Jana Melber, Stadtplanerin, lenkte die Aufmerksamkeit auf die Ungleichheit zwischen Stadt und Land. In der Planung werde zu oft die Stadt priorisiert, während das Land vernachlässigt wird. Sie sieht großes Potenzial in der Zusammenarbeit zwischen urbanen und ländlichen Räumen, besonders im Bereich der Mobilität und Flächennutzung.
In der abschließenden Diskussionsrunde wurde ein Blick in die Zukunft der Region geworfen. Die Teilnehmenden entwarfen Visionen für das Jahr 2040/2050 und diskutierten, wie eine nachhaltige und zukunftsfähige Region aussehen könnte. Clair Bötschi forderte einen neuen Umgang mit Boden als Gemeingut, während Oliver Bezner sich eine wirtschaftlich starke und diverse Region wünschte, die die Unterschiede zwischen Stadt und Land zelebriert. Dr. Saskia Goldberg plädierte für Co-Produktivität, bei der stärkere Akteure die schwächeren unterstützen. Sebastian Ritter träumte davon, eine Gesellschaft zu schaffen, die zusammenhält und alle mitnimmt.
Zum Abschluss der Veranstaltung fasste Andreas Hofer, Intendant der IBA 2027, die wichtigsten Erkenntnisse zusammen. Er stellte die Frage in den Raum, wo und wie wir aktiv werden können, ohne auf sich ändernde Regularien zu warten. Hofer plädierte für eine stärkere Wissenschaftlichkeit in der Regionalplanung und weniger Bürokratie, um schneller ins Handeln zu kommen.
Die Auftaktveranstaltung der Reihe „Kraft der Region“ war ein inspirierender Auftakt in eine Veranstaltungsreihe, die die regionale Transformation und Zusammenarbeit in den Mittelpunkt stellt. Mit dem Fokus auf Synergien, interdisziplinäre Zusammenarbeit und Bürgerbeteiligung wurden wertvolle Impulse für die Zukunft der Region gesetzt. Abschließend wiesen Markus Weismann und Christine Baumgärtner auf die kommenden Workshops hin, die die Diskussion vertiefen und weiterentwickeln sollen.
Der Abend klang bei Getränken im Foyer aus, und es wurde deutlich: Die Region hat das Potenzial für innovative, nachhaltige und regionale Transformation. Jetzt gilt es, diese Impulse in konkrete Schritte zu überführen.
Die Fachtagung der AKBW beleuchtet aktuelle Themen rund um Wettbewerbe und Vergabeverfahren, richtet sich an auslobende Institutionen, wettbewerbsbetreuende Büros wie Preisrichter:innen. 11.10.24 | 10-16.30 Uhr