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Etwa 77 Prozent der Deutschen Bevölkerung lebt in Großstädten oder Ballungsräumen, nur rund 15 Prozent in Gemeinden mit weniger als 5.000 Einwohnern. Doch wo endet die Stadt, wo beginnt das Land? Stadt und Umland verschmelzen oft miteinander. Müssen wir lernen, in ganz anderen Kategorien und Bildern zu denken?
Nicht erst seit der Diskussion um den Klimawandel ist Planerinnen und Planern klar, dass unser Umfeld grüner werden muss, um qualitativ hochwertige Lebensräume zu schaffen – egal ob in der Stadt, im Dorf oder in den Zwischenbereichen. Demnach wird es zukünftig immer wichtiger, nach welchen Kriterien entschieden wird, wie und wofür Flächen in Anspruch genommen werden. Ob für Straßen, Parkplätze, Wohngebiete, Gewerbe oder für Freiräume.
Andreas Kipar, Gründungspartner des internationalen Landschaftsarchitekturbüros LAND (Niederlassungen in Italien, der Schweiz und Deutschland) ist beim Landeskongress für Architektur und Stadtentwicklung ARCHIKON Impulsgeber für das Panel "Lebensräume" und spricht über Infrastruktur und Freiräume. Zur Einstimmung auf das Thema beantwortet er uns vorab drei Fragen.
Herr Kipar, wie sehen Sie die weitere Entwicklung? Welche Aufgabe haben dabei Landschaftsarchitekten?
Die Frage nach dem Klimawechsel spielt eine wachsende Rolle in Politik und Gesellschaft. Natur beschränkt sich nicht auf die Nachfrage von Urlaubssuchenden oder frustrierten Stadtbewohnern – Natur ist eine gesellschaftliche Zukunftsfrage. Es geht darum, das Bauen mit dem Kultivieren von Landschaft zu versöhnen. Architekten, Städtebauer und Landschaftsarchitekten, Künstler und Handwerker, Gärtner und Maurer: wir haben uns auseinanderdividieren lassen. Jetzt müssen wir wieder zusammenkommen. Ganzheitliches Denken ist angesagt. Das vielleicht ist die wichtigste Lehre der 100-jährigen Geschichte des Bauhauses für heute.
Sie sprechen davon, dass wir umdenken müssen: Bevor wir in unseren Städten die Architektur planen und bauen, sollten wir die Außenräume, die Grünflächen und Bäume anlegen. Warum könnte das unser Verständnis zu Natur oder Landschaft verändern? Was für eine Stadt bekommen wir dann?
Wir bekommen eine Stadt voller Lebensqualität. Die Präsidentin der EU-Kommission, Ursula von der Leyen, hat kürzlich das Politikprogramm EU Green Deal aufgelegt. Nachhaltigkeit wird endlich eine konkrete Entwicklungsressource. Denn wir brauchen die Natur in unseren Städten. Die Folgekosten einer fehlenden Natur in den Städten werden weitaus höher sein als die Baukosten. Wir brauchen Schattenflächen, grüne Lungen und Regengärten, in denen Wasser von starken Regenfällen abfließt und die uns vor Überflutungen bewahren. Wiedernutzung der Ressourcen und grüne Verbindungen sind die Prioritäten für unsere urbane Agenda, um die Klimakrise in Angriff zu nehmen.Sind Sie ein Stadtmensch oder ein Landmensch?
Stadt und Land kann man nicht mehr auseinanderdividieren. Der Stadtmensch braucht Natur in der Stadt, der Landmensch Verkehrsverbindungen und Serviceeinrichtungen auf dem Land. Ich bin an der Ruhr geboren: damals unter dem Diktat der Industrie, heute von Stadtlandschaften mit diffusen Landschaftsparks geprägt. Grüne Infrastruktur hat die Grenze der urbanen Natur ausgedehnt und Wildes taucht in unseren Städten auf. In solch einer Mischung fühle ich mich wohl.
Das Landschaftsarchitekturbüro LAND entwickelt in interdisziplinären Teams seit 1990 Projekte von der Masterplanung bis hin zur Objektplanung. Zu den bekanntesten gehören in Mailand die "Grünen Strahlen" , Porta Nuova und die Nachnutzung des EXPO-Geländes MIND, in Tessin der Plan PAL3 und das Landschaftsentwicklungsprojekt Airolo, in Deutschland der Krupp Park mit dem ThyssenKrupp Hauptsitz in Essen und die Freiheit Emscher.
Wir haben Referentinnen und Referenten bei ARCHIKON befragt zum Verhältnis von urbanen und ländlichen Räumen, zu deren Perspektiven, Stärken, Potenzialen und Handlungsspielräumen. Welche Rolle spielt die Landschaftsarchitektur?