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1.000 Teilnehmer beim ersten Landeskongress für Architektur und Stadtentwicklung - die Architektenkammer Baden-Württemberg hat am 6. April 2016 zu ARCHIKON eingeladen
"Um das massive Defizit an guten und bezahlbaren Wohnungen in absehbarer Zeit abzubauen, ist eine Verdoppelung der jährlichen Fertigstellungen erforderlich. Das sagen uns alle wichtigen Forschungsinstitute", legte Markus Müller, Präsident der Architektenkammer Baden-Württemberg, dar. In welchen Dimensionen man sich bewege, sei in der Diskussion noch nicht deutlich genug geworden. "Diese Riesenaufgabe lässt sich nicht bewältigen, indem die Politik an ein paar Stellschrauben bei der Wohnraumförderung dreht", stellte Müller fest. Um sich über die notwendigen operativen Voraussetzungen für dieses gesamtgesellschaftliche Anliegen zu verständigen - beispielsweise welche Flächen sich in Baden-Württemberg mobilisieren lassen und welche Strategien für eine effiziente und qualitätvolle Baulandnutzung Erfolg versprechen -, forderte der Kammerpräsident eine Wohnungsbauplattform auf Landesebene. Auf ihr sollten gleichermaßen Politik, Kommunen und Wohnungswirtschaft wie Architekten und Stadtplaner vertreten sein.
Für diese und andere Überlegungen bot ARCHIKON, erster Landeskongress für Architektur und Stadtentwicklung in Baden-Württemberg, einen fruchtbaren Boden. Zusammengekommen waren Vertreterinnen und Vertreter von Politik, Kommunen, Wohnungswirtschaft und Berufsstand. Die Vizepräsidentin der Architektenkammer, Beatrice Soltys, freute sich über den enormen Zulauf: "Mit rund 1000 Teilnehmern haben wir unser Ziel erreicht, mit einem Kongressangebot, das sich in zweijährigem Rhythmus wiederholen soll, einen einzigartigen Branchentreff für alle am Bau Beteiligten zu schaffen." Darüber hinaus bündelte ARCHIKON das breite Fortbildungsprogramm der Kammer: Ergänzend zum Schwerpunktthema Wohnen und Stadtentwicklung bot der Kongress eine Vielzahl an Seminaren zu berufspraktischen Fragestellungen, beispielsweise zum novellierten Vergaberecht.
Mit Blick auf die derzeit laufenden Koalitionsverhandlungen verwies Markus Müller auf die Herausforderung für die neue Landesregierung: "Wichtig ist, die Finanzierungslücke im Wohnungsbau zu schließen. Dafür bedarf es einerseits einer deutlichen Erhöhung der Wohnraumförderung, andererseits gilt es auch privates Kapital für konzeptionell durchdachte, dauerhaft sinnvolle Projekte zu mobilisieren." Doch gehe es keineswegs nur ums Geld; vielmehr gelte es auch die Anforderungen an die Qualität zu definieren: Um beispielhaften Wohnungsbau im Land gezielt zu etablieren, fordert die Kammer auch eine Konzeptvergabe von Fördermitteln. Denn diese sei das geeignete Instrument für eine weitsichtige Stadtentwicklung.
Dr. Fred Gresens, Vorstandsvorsitzender der Mittelbadischen Baugenossenschaft GEMIBAU und Vorstandsmitglied der Architektenkammer, erläuterte die Konzeptvergabe: "Nicht an den Meistbietenden sollten Gemeinden ihr Bauland verkaufen, sondern an denjenigen mit dem besten Bebauungskonzept." Als entscheidendes Kriterium nannte er die Nachhaltigkeit: "Nur wenn sich Wohnraum an den demographischen Wandel anzupassen vermag, energieeffizient ist und auch im sonstigen Unterhalt kostengünstig bleibt, ist er zukunftsfähig." Kurzsichtig sei es, lediglich die Erstellungskosten von Immobilien zu vergleichen: "Ist ein Gebäude mehr als 50 Jahre zu nutzen, steigt die Effizienz der Investition erheblich, verglichen mit Containern, deren Lebensdauer keine Dekade umfasst."
Soltys betonte die Verantwortung aller am Bau Beteiligten: "Wer Wohnraum erstellt, greift auch in die Stadtentwicklung ein." Das besondere Augenmerk ihres Berufsstands liege deshalb auf einem "bestmöglichen Zusammenspiel aller Komponenten, die Wohnungsbau und Stadtentwicklung ausmachen: von der seriellen Modulbauweise, die Zeit und Kosten spart, über die Mobilisierung des Bestands bis hin zur Minimierung der Pro-Kopf-Fläche, indem wir gemeinschaftsorientierte Wohnmodelle erarbeiten." Aber auch für gehobene Ansprüche gelte es die passenden Angebote innerhalb eines integrativen Quartierskonzepts zu berücksichtigen.
Müller verwies auf die notwendige regionale Verankerung: "Städte, Kommunen und Investoren, aber auch private Bauherren finden vor Ort Stadtplaner, Architekten, Landschaftsarchitekten und Innenarchitekten, um Lösungsvorschläge für ihre individuelle Bauaufgabe erarbeiten zu lassen." Denn nicht nur die Quartiersentwicklung und die Planung von neuen Gebäuden verdienten Beachtung, vielmehr trage auch die Gestaltung des Wohnumfelds und der Innenräume einen Teil zum sozialen Frieden bei.
Gresens ergänzte: "Im Interesse einer größeren Schlagkraft empfiehlt es sich für die Politik, Partner wie kommunale Wohnungsbauträger zu definieren. Auch der genossenschaftliche und gemeinnützige Wohnungsbau eignet sich als Instrument." Müller appellierte an die künftige Landesregierung, ihren Innovationsknoten zu lösen und lieferte dafür konkrete Vorschläge: Für den Ankauf von Belegungsbindungen gelte es kommunale Förderprogramme ins Leben zu rufen, in Bebauungsplänen seien Mindestanteile an gefördertem Wohnungsbau festzuschreiben und auch ein Grundkontingent von Einfachstwohnungen müsse erhalten bleiben. "Ein erster wichtiger Schritt wäre, die Zuständigkeiten für Planen und Bauen in einem Ministerium zusammenzuführen", resümierte der Kammerpräsident.
Pressemitteilung der Architektenkammer Baden-Württemberg, ein ausführlicher Bericht folgt. Die Vorträge zum Download finden Sie hier.
Fotos (die unteren beiden stammen von der Pressekonferenz in der Mittagspause): Felix Kästle
Hier können Sie die Vorträge herunterladen
Impuls Lebensräume PerspektivenDebatte WohnungsbaupolitikPositionenImpuls Quergedacht
Wir stehen aktuell vor der entscheidenden gesellschaftlichen Aufgabe, den zukunftsfähigen Wohnungsbau zu gestalten. Die Kongressredner Herwig Spiegl und Michael Sachs haben bereits vorab Ihre Gedanken zu diesem Thema in einem DAB-Interview mit uns geteilt.