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Serielles und modulares Bauen geistern als Heilsbringer durch Medien und Politik. Der Gesamtverband der Wohnungswirtschaft (GdW) in Berlin hat Anfang September seine Ausschreibung zum seriellen und modularen Bauen erneuert. Das Versprechen: Wohnungsbau, günstig und schnell. Hinter die Qualität der Architektur setzen kritische Stimmen ein Fragezeichen. In einem Hearing der Architektenkammer Baden-Württemberg am 6. September 2023 wurden aus diesem Anlass die Chancen und Risiken des seriellen und modularen Bauens erörtert. Organisator der Veranstaltung war das AKBW-Kompetenzteam Bauwirtschaft.
Um das Thema möglichst umfassend zu beleuchten, lud das Kompetenzteam Referentinnen und Referenten mit verschiedenen Blickwinkeln ein. Aus Perspektive der Kommunen als Bauherrschaft berichtete der Baubürgermeister der Landeshauptstadt Peter Pätzold, die Sicht des Berufsstandes nahm Vera Hartmann von sauerbruch hutton ein. Tobias Riffel, Geschäftsführer der Firma Riffel Bau & Fertigteile – ein Hersteller von Modulen – präsentierte aus dem Blickwinkel der mittelständischen Bauwirtschaft. Komplettiert wurde das Feld von IBA-Intendant Andreas Hofer und dem Präsidenten der Architektenkammer Bremen, Oliver Platz.
Trotz unterschiedlicher Blickwinkel kristallisierte sich in vielen Bereichen weitgehender Konsens unter den Referentinnen und Referenten und den Gästen – unter anderem aus Wohnungswirtschaft und Landesverwaltung – heraus. Die großen Potenziale, so eine Erkenntnis, lägen nicht im seriellen und modularen Bauen per se, sondern in einem hohen Grad an Vorfertigung (Präfabrikation) und einer Prozessoptimierung entlang der gesamten Prozesskette – vom Vorentwurf bis zur Baustelle: Griffen die Gewerke als Teams ineinander, bleibe die architektonische Qualität hoch, Prozesse würden effizienter, wenn auch nicht zwingend günstiger, lautete eine Lektion. Der Entwurf müsse zunächst mit dem Fabrikanten abgestimmt werden und schließlich mit dem Handwerk. Digitalisierung und integrales Planen seien hier die Schlüsselwörter. An dieser Stelle sei der Gesetzgeber gefragt, VgV-Verfahren in diese Richtung zu öffnen.
„Ein weiterer Lernprozess heute war, dass der eine seriell gebaute Typ nicht die Rolle spielt, sondern dass Prozesse so intelligent gestaltet werden, dass man ähnlich flexibel ist wie beim individuellen Bauen“, schlussfolgerte der Präsident der AKBW, Markus Müller. Wie das funktionieren kann, zeigte Hartmann am Beispiel „Neuer Stöckach“ in Stuttgart: „Ein Quartier ist nur so gut wie seine kleinteiligen Nutzungsmöglichkeiten: mit Gewerbe, Kita und Gemeinschaftsflächen. Deshalb geht es auch beim seriellen und modularen Bauen um stringente Raster, die Monotonie und das Abdriften in den Plattenbau verhindern. Es geht darum, verschiedene Elemente als Patchwork zusammenzusetzen“, erklärte das Mitglied der Geschäftsführung bei sauerbruch hutton. „So werden auch Bauten mit präfabrizierten Teilen und gewissem Wiederholungsgrad architektonisch ästhetisch, ganz wie in der Gründerzeit.“
Insgesamt überwog also ein positives Fazit: „Es geht grundsätzlich darum zu fragen, was ein bedarfsgerechtes Wohnangebot ist. Und das müssen wir bezahlbar machen. Wir müssen schauen, wie wir die Prozesse und die Vorfertigung so organisieren, dass sie einen Beitrag zu bedarfsgerechtem Wohnraum leisten“, folgerte Müller. Durch die Reduktion des Fachkräftebedarfs bei seriellen und modularen Bauweisen sowie durch Gewinne bei der Planungseffizienz und Bauzeiten könne die Präfabrikation schon jetzt Positives erwirken.
Ist die Trennung von Planen und Bauen noch zeitgemäß? Einflüsse vom Prinzip „Prozess“ hin zum Prinzip „Produkt“ erreichen längst den Berufsstand. Das ist eines der Themen des Kammer-Kompetenzteams Bauwirtschaft. Es soll die Wertschöpfungskette Bau aus der Sicht der Architektinnen und Architekten bewerten. Das Hearing zum seriellen und modularen Bauen und die Vorstellung der Ergebnisse auf der Landesvertreterversammlung 2023 waren der erste Arbeitsauftrag des Kompetenzteams.