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Können wir uns als Architektinnen und Architekten, Planerinnen und Planer bei LEADER einbringen? Wir meinen ja - und zwar genau jetzt! Die eine Förderperiode geht zu Ende, die nächste steht an, durch unsere Mitarbeit könnte die Einbringung baukultureller Bewertungskriterien erreicht werden. Doch was ist Leader und wie funktioniert es?
LEADER ist ein Förderprogramm der Europäischen Union, das den ländlichen Raum stärken soll. Bereits seit 1991 unterstützt die Europäische Union mit dem LEADER-Ansatz modellhafte Projekte in den ländlichen Gebieten Europas. LEADER ist eine Abkürzung der französischen Begriffe "Liaison entre les actions de développement de l'économie rurale", zu Deutsch: Verbindung zwischen Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft. Dahinter steckt die Idee mit den Menschen der Region eine Gebietskulisse im ländlichen Raum zu definieren und zu schärfen, da diese ihre Region und deren Potenzial am besten kennen. LEADER ist somit ein Kulissenprogramm: Es gibt festgelegte LEADERGebiete im ländlichen Raum. Nur dort ist das Förderprogramm aktiv. In Baden-Württemberg gibt es derzeit 18 solcher LEADER-Regionen mit der Besonderheit, dass diese alle sieben Jahre neu ausgewählt werden, eine Region kann auch wiederholt LEADER-Gebiet werden.
In anderen Bundesländern ist die flächendeckende Auswahl der Region ohne Wettbewerb gewährleistet, wobei auch hier alle sieben Jahre ein Cut erfolgt. In diesen sieben Jahren arbeitet die Region gemeinsam an der Umsetzung eines vorher festgelegten Entwicklungskonzeptes und wählt Förderprojekte aus. Insgesamt verfügten die Regionen in Baden-Württemberg über 84 Mio. Euro für die nun zu Ende gehende Förderperiode. Die überwiegende Anzahl der Förderprojekte ist investiver Natur. Bauprojekte, egal ob kommunal oder privat, gewerblich oder gemeinnützig, binden einen Großteil der Fördermittel. Eine Förderuntergrenze ist nicht gegeben, so kommen auch kleine Projekte zum Zug.
Zwei Besonderheiten von LEADER machen das Programm auch für die Aspekte der Baukultur und Architektur interessant: LEADER ist ein offenes Mitmach-Förderprogramm! Das Programm verfolgt den sogenannten Bottom-Up-Ansatz und unterscheidet sich damit von anderen Förderprogrammen. Der Bottom-Up-Ansatz beschreibt die strategische Ausrichtung aller Entscheidungen von unten nach oben. Herzstück einer LEADER-Region ist die Lokale Aktionsgruppe (LAG). Sie ist eine Partnerschaft zwischen kommunalen, wirtschaftlichen und sozial engagierten Menschen in der Region. Meist ist die LAG als Verein organisiert. Jeder, der Interesse hat, kann Mitglied werden. Die LAG hat den Anspruch, ein Querschnitt der Bevölkerung zu sein, dies schließt die Architektur-Zunft natürlich ein. Die LAG arbeitet gemeinsam Entwicklungsziele für die Region aus, verschriftlicht diese in einem Konzept und wählt in der Folge Förderprojekte aus, die mit diesen Zielen übereinstimmen. Die Förderauswahl wird also alleinig in der Region getroffen, hierfür steht jeder Region ein festes Budget zur Verfügung.
In einigen Aktionsgruppen wie Nordschwarzwald oder Kraichgau ist die Architektenkammer mit dem Kammerbezirk Karlsruhe vertreten und gibt bei der Auswahl der Vorhaben einen wichtigen Input. In den Gruppen erfolgt ein reger Austausch zwischen den Akteuren z.B. bei Vernetzungstreffen, Projektbesichtigungen und Ideen-Workshops. Jeder Beteiligte bringt seine Expertise ein, der architektonische, gestalterische Input hat sich bewährt. Eine Mitarbeit kann daher die Vernetzung in der Region stärken. Darüber hinaus bietet LEADER auch Möglichkeiten der europäischen Vernetzung mit Kooperationsprojekten. Das Engagement, das sich auf einige Sitzungen im Jahr beschränken lässt, kann dazu beitragen, dass eine Sensibilisierung für die Thematik erfolgt.
Gerade ist ein guter Zeitpunkt für neue Interessierte zu den Aktionsgruppen zu stoßen: Die sieben Jahre als Förderregion laufen Ende 2020 ab. Ab 2021 wählt das Land die neuen Regionen aus. Daher starten viele Regionen - neue und alte - in den nächsten Monaten mit der Ausarbeitung der regionalen Entwicklungskonzepte. Diese erfassen den Status quo und definieren die gemeinsamen Leitbilder der zukünftigen Entwicklung bis in das Jahr 2027. Eine breit angelegte öffentliche Beteiligung ist Voraussetzung für die Anerkennung des Entwicklungskonzeptes durch die EU.
Ein Fokus auf Baukultur oder Architektur ist derzeit in vielen Entwicklungskonzepten unterrepräsentiert, so dass sich ein Engagement lohnen kann. Im Kraichgau ist dies gelungen. Anstoß lieferte das Auszeichnungsverfahren Baukultur Kraichgau. In diesem von Regierungspräsidium und Architektenkammer Baden-Württemberg Bezirk Karlsruhe gemeinsam organisierten Projekt stellte sich heraus, dass der Region ein stärkeres Bewusstsein für gestalterische Aspekte beim Bauen in der Gesamtentwicklung nur guttun kann.
Die Kammer ist seit 2018 in der LEADER-Aktionsgruppe aktiv und setzt sich dafür ein, dass die Planungs- und Gestaltungsqualität in den Kriterien-Katalog für die Auswahl der Förderprojekte aufgenommen wird. Die Idee dahinter ist, dass die modellhaften Förderprojekte - die in Baden-Württemberg meist mit einem Fördersatz von 40 bis 60 Prozent der Kosten belohnt werden - neben dem wirtschaftlichen auch einen architektonischen Nutzen für die Region erzielen sollten. Denkbar ist z.B. die verpflichtende Einbindung eines mobilen Gestaltungsbeirates für investive Baumaßnahmen oder Vorhaben mit einem Beitrag zur Baukultur mit Sonderpunkten im Bewertungsprozess zu belohnen. Derzeit ist dieser Aspekt nur sehr untergeordnet zu finden.
Im Nordschwarzwald wird bereits seit längerer Zeit sehr fruchtbar zusammengearbeitet, mit den Landkreisen Calw und Freudenstadt wurde mit dem HOLZPLANWERK ein Informationsportal für Bauherren, Architekten, Handwerker und Interessierte erschaffen, zuletzt wurden ein Holzbauhandbuch und eine Ausstellung gemeinsam erarbeitet und gefördert. Generell ist jede Region frei, welche Auswahlkriterien sie für die Förderprojekte definiert und welche Bewertungsschwerpunkte bei der Vergabe der Fördermittel wichtig ist. Derzeit sind bei fast allen Regionen Bewertungsmaßstäbe zu Nachhaltigkeit, Innovation und Bedeutung für die Region enthalten. Findet sich ein Thema in den Entwicklungszielen der Region wieder, wird dies in den nächsten Jahren immer wieder auf die Tagesordnung gesetzt, sei es mit Informationsveranstaltungen, Workshops oder Kooperationsanfragen. Daher ist die Themensetzung bei der Ausarbeitung der Konzepte wichtig.
Derzeitige Vertreter der AKBW in den lokalen Aktionsgruppen
Diese Informationen wurden mit Unterstützung von Dorothee Wagner, Geschäftsführerin Leader Kraichgau, Johannes Striffler und Rudolf Müller zusammengetragen. Uns ist nicht bekannt, ob weitere Architektinnen und Architekten, Planerinnen und Planer, Kammergruppen oder Bezirke in Baden-Württemberg in den Leader-Aktionsgruppen Mitglied sind. Einen gemeinsamen Austausch auf Kammerebene und eine Mitarbeit in einer LEADER Aktionsgruppe vor Ort und mittendrin im ländlichen Raum möchten wir anregen. Wegen weiterer Informationen und Rückfragen melden Sie sich gerne per Mail unter: kb-karlsruhe spamgeschützt @ spamgeschützt akbw.de
Übersicht der LEADER-Aktionsgebiete zum Download