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Gut geplante Quartiere vereinen diverse Vorteile. Sie kombinieren eine gute Verkehrsanbindung mit Aufenthaltsqualität, Mehrfachnutzungen von Flächen und kurzen Wegen zur Nahversorgung, von Ärztinnen und Ärzten bis hin zu Einkaufsmöglichkeiten. Man kann Quartiere vergleichsweise flächenschonend erschließen und die Energieversorgung effizient gestalten. Daher empfiehlt die Architektenkammer wann immer möglich in Quartieren zu denken. Dies bekräftigte zuletzt die Landesvertreterversammlung im Positionspapier zu den Kommunalwahlen. Die Planung von Quartieren sollte Expert*innen und die Bürger*innenschaft einbeziehen. Es erfordert also auch etwas Mut der Entscheidungsträger*innen vor Ort, ein neues Quartier anzuschieben oder ein bestehenden Quartier zu revitalisieren. Für diesen Mut werden die Kommunen mit einem zukunftsfähigen Städtebau belohnt.
Folgende Punkte nahm die LVV in das Eckpunkte-Papier auf:
3. Gut geplante Quartiere ermöglichen ein Miteinander von Menschen in allen Lebensphasen und -lagen. Kommunen sollten Orte mit hoher Nutzungsflexibilität schaffen, z.B. in Bezug auf Wohnformen, Klimaresilienz, medizinische, soziale und kommerzielle Nahversorgung und Freizeit. Dies erreichen sie durch das Ausschöpfen aller Potenziale der Innenentwicklung. (Um-)Bauen im Bestand ist daher notwendig.
4. Eine aktive Bodenpolitik ermöglicht den Kommunen, die eigene Entwicklung zu steuern. Flächenkonkurrenzen können aufgelöst, Bodenspekulation verhindert werden. Aktive Bodenpolitik beinhaltet nicht nur Bodenbevorratung, sondern auch die sinnvolle Reinvestition von Erlösen in bereits bebaute Flächen und Quartiere sowie deren Weiterentwicklung.
Bei der LVV 2023 in Baden-Baden wurden im Themenraum 1 Wohnen, soziale Infrastruktur und Versorgung darüber hinaus ergänzende Aspekte erarbeitet:
Unter dem Leitmotto Quartier für Alle als Integrationsversprechen gehören nach Auffassung der Diskutierenden für gut geplante und dann auch funktionierende Quartiere eine gute Erschließung und Verkehrsanbindung, Fernwärme bzw. eine quartierautarke Versorgung, ein Quartierstreffpunkt bzw. Freiräume zur Aneignung, ein multicodiertes Quartiersbüro, damit es z.B. auch für Co-Working genutzt werden kann. Empfohlen wird ein gemeinwohlorientiertes Budget für das Quartier zur Selbstverwaltung, zur Gründung von Bürgernetzwerken, für Partizipation und Jugendarbeit sowie zur Förderung von Nachbarschaftshilfe. Zum Funktionieren eines Quartiers für Alle tragen eine kooperative Struktur, Dachgenossenschaften und eine Institutionalisierung bei. Für eine aktive Bürgschaft ist eine zeitnahe Umsetzung wichtig sowie die Einbindung aller (Bauträger, Genossenschaft …). Unattraktive Bestandsquartiere gilt es attraktiv zu machen und Leerstand unkonventionell zu beleben bzw. zu aktivieren. Erforderlich sind ein ganzheitliches Denken und referatsübergreifendes Arbeiten in der Verwaltung. Ziel soll immer sein, weniger Fläche qualitativ gut für eine inklusive Nutzungsmischung zu gestalten. Alle Potentiale der Innenentwicklung sollen immer die gemeinwohlorientierte Orts- bzw. Quartiersentwicklung fokussieren. Erörtert wurde auch die Rolle der AKBW als Kommunikatorin und dabei eine Fachliste Quartiersberater vorgeschlagen. Als langfristige Strategie sollen die Kommunen eine Leitziel-Liste erarbeiten.
Bei Gestaltungsprozessen sollte eine Vielfalt in Planungskonzepte berücksichtigt und alle Gesellschaftsgruppen aktiviert und zukünftige Bewohner*innen früh eingebunden werdenn. Private Initiativen sollten gefördert, begleitet und unterstützt werden. Die Verwaltung soll ermutigt werden zu integrativer Entwicklungsplanung bzw. -steuerung und den Spielraum durch aktive Grundstückspolitik nutzen. Zudem werden den Verwaltungen interdisziplinäre Wettbewerbsverfahren empfohlen, um den Mehrwert integrativer Planung für Kommunen zu nutzen. Die Kommunikation und Moderation von Prozessen sind zum Gelingen von großer Bedeutung. Dem Strukturwandel, der als Chance für Innenstädte zu nutzen ist, soll mit konsumfreien Angeboten begegnet werden. Insgesamt ist immer zu überlegen, wie win-win-Situationen ausgelöst werden können und was hilft, um all das stärker in das Bewusstsein der Akteure zu bringen. Hierzu könnte es Informations- und Beratungsangebote seitens der Architektenkammer als Einstieg ins Thema geben. Beispielsweise als Baukulturschwerpunkt im Bildungsprogramm. Über alle Phasen hinweg könnten interdisziplinäre Expert*innengremien wie Stadtentwicklungsbeiräte oder Ortsentwicklungsbeiräte oder beratende Architekt*innen und Stadtplaner*innen den Kommunen von der Kammer vermittelt werden. Weitere zentrale Aspekte für die erfolgreiche Entwicklung von Quartiere sind die Verfügbarkeit und der Umgang mit Boden/Grundstücken, geeignete Vergabeverfahren, sowie die Förderung von kommunalem Grundstückskauf. Unterstützend wirken Innenentwicklungskonzepte, insbesondere mit Betrachtung des öffentlichen Raums sowie den vielfältigen Sozialräume als Beitrag zum Gemeinwesen und der Nachbarschaft.
Vor Ort sollen nach Bedarf Konzepte entwickelt werden. Diese können sich beispielsweise auf die speziellen Herausforderungen der ländlichen Kommunen, interkommunale oder gemeindeübergreifende Projekte, ein Konzept für Grundstücksvergaben, eine „verpflichtende“ Grundstücksplanung für Wohnungsbau (vgl. zur Wärmeplanung), etc. Zudem sollen ergebnisoffene Pop-up-Maßnahmen gewagt werden. Als weitere Aspekte wurden genannt: Analysen, z.B. mit Blick auf vorhandene Ressourcen, ein Umsetzungskataster (durch das Baurechtsamt), Sanktionierung von Leerstand (vgl. Zweitsteuer), Wertschätzung der Fachbehörden, die als Ansprechpartner stärker wahrzunehmen sind. Es erschient wichtig, individuell auf die kommunalen Bedürfnisse strategisch zu denken. Dem Problem der fehlenden Personalressourcen soll mit externen interdisziplinären Teams begegnet werden. Zudem wurde angeregt, Runde Tische mit Bürgermeistern einzurichten, die Kommunikation zwischen Planenden und Kommune zu verbessern und langfristige Zielsetzungen und eine integrierte Zielvision zu erarbeiten. Symposien zum Austausch machen in diesem Kontext immer Sinn, aber auch Fachbeiräte sowie Bürger*innenräte. Empfehlenswert erscheinen zudem sektorale Planungskonzepte wie beispielsweise Mobilitätskonzepte sowie Quartiersparkhäuser, Parkraumbewirtschaftung sowie Carsharing.
Mit Fokus auf den Bestand wurde diskutiert, die Wohnraumförderung durch die Kommune auf den Bestand auszuweiten und den Leerstand durch Bauverbote zu aktivieren. Auch der Bund könne handeln, indem er steuerrechtliche Verbesserungen einführt.