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Vielleicht muss man, wie Florian Nagler, in einem kleinen Bauerndorf aufgewachsen sein, um aus der frühen Faszination für alte bäuerliche Bauten einen besonderen Zugang zum einfachen Bauen zu entwickeln. „einfach (um)bauen“ lautete das Thema der 23. Heidelberger Schlossgespräche am 6. März 2024: eine weitere Auseinandersetzung mit den Transformationsprozessen, die den Berufsstand und die Gesellschaft aktuell und künftig beschäftigen, so Mitveranstalter Bernd Müller. Moderator Wolfgang Riehle betonte, dass Florian Nagler, Vortragender des Abends, sich „back to the roots“ und damit hinsichtlich der teils restriktiven Bauvorschriften durchaus „auf dünnem Eis“ bewege.
Es waren Schlüsselerlebnisse in seiner Tätigkeit als Architekt, die Nagler am bisherigen Bauen zweifeln ließen: Da war zunächst ein mobiles Atelier, ein Reisecontainer für Patagonien, den er für seinen Freund, den Künstler Peter Lang entwarf. Mit einem absoluten Minimum an Standard konnte ein Maximum an Wohnqualität erzielt werden. Dann ein Projekt gemeinsam mit Hermann Kaufmann: das Schmuttertal-Gymnasium in Diedorf, welches als „Plusenergieschule“ mit dem „Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2016“ ausgezeichnet wurde. Aber kann ein Projekt mit einer 400 Quadratmeter großen Lüftungszentrale, deren technische Einregelung allein drei Jahre benötigte und sowohl Planer als auch Nutzer letztlich vollkommen überforderte, tatsächlich für die Zukunft des Bauens stehen?
Florian Nagler suchte Antworten und Alternativen.In einem gemeinsamen Forschungsprojekt mit Thomas Auer von Transsolar konnte dann auch belegt werden, dass 95 Prozent der untersuchten Schulen nicht wie geplant funktionieren. Stichwort: „performance gap“. Aus diesen Überlegungen entstand dann das bekannte Forschungsprojekt „einfach Bauen“ in Bad Aibling. Drei in Form, Volumen und Inhalt identische Häuser in unterschiedlichen und jeweils monolithischen Konstruktionen: Ein Gebäude in Holz, eins in Dämmbeton und eins in hochdämmenden Ziegeln.
Die Bauteile jeweils handwerklich gefügt, ohne Hilfsstoffe und materialfremde Sonderteile, unter konsequenter Trennung von Gebäude und Techniksystemen. Im Jahr 2022 wurden die Versuchsbauten ebenfalls mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnet, der diesmal an ein Projekt ging, welches tatsächlich fundierte Antworten zum einfachen und nachhaltigen Bauen gegeben hat. Welche Schlüsse zieht Florian Nagler aus den Ergebnissen? Zunächst, dass künftig jedes Projekt nach den Prinzipien des einfachen Bauens geplant wird, unter anderem Häuser in Holz-Lehm-Hybridbauweise, eine Kombination, die sich ausgesprochen gut verträgt. So entstanden ein Erweiterungsbau für das eigene Büro, bei dem Dank der Verwendung von Schraubfundamenten komplett auf Zement verzichtet werden kann, und erste Umbauprojekte im Denkmalbereich, bei denen die neuen Prinzipien auch aufs Bauen im Bestand übertragen werden. Die anschließende Diskussion mit Andrea Georgi-Thomas von der EE Concept GmbH und Kerstin Müller, die sich beim Baseler Büro in situ mit dem Bauen mit recycelten Baustoffen beschäftigt, stellte unter anderem die Frage nach der Wirtschaftlichkeit des einfachen Bauens. „Spart Weglassen auch Geld“? Dies konnten alle bestätigen. Vor allem der Verzicht auf aufwändige Technik senkt die Investitionskosten für Gebäude, die dann auch überaus langlebig und robust sind.