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Eine gewisse Katerstimmung im Publikum war am 7. November, zwei Tage nach den Präsidentschaftswahlen in den USA, wohl unvermeidbar – aber vielleicht lässt sich aus einem Vortrag über „Soziale Verantwortung in der Architektur“ ein wenig Optimismus ziehen. Wie viel Veränderung verträgt Gesellschaft? Wie viel Wagnis Architektur? Was kann man erreichen, wenn alle Beteiligten konstruktiv zusammenarbeiten? Alles Fragen, die Bernd Müller, Vertreter der Veranstalter, in seiner Begrüßung an das Publikum und an den Gast der 24. Heidelberger Schlossgespräche stellte: Heinrich Degelo.
Transformation stand im Fokus, diesmal unter besonderer Berücksichtigung der soziokulturellen Aspekte, die in der Arbeit des Büros Degelo Architekten eine besondere Rolle spielen. Wer bislang nur die großen Projekte wie das Kunstmuseum Liechtenstein (Morger & Degelo), die Universitätsbibliothek in Freiburg, das Kongresszentrum in Davos mit Joseph Schwarz, oder – gerade fertig gestellt – das Kongresszentrum in Heidelberg kannte, war vermutlich von der ganz anderen, einfachen Architektur der vorgestellten Wohnbauprojekte überrascht.
„Was braucht der Mensch?“ Diese Frage beantwortete Heinrich Degelo mit mehreren Stichworten: EINFACHHEIT – also möglichst reduzierte Orte, die ein Höchstmaß an Individualität ermöglichen, wie die Künstlerateliers Erlenmatt Ost. Dort wurden Leerräume geschaffen, in denen selbst die Sanitärobjekte frei platzierbar sind. EINKOMMEN – möglichst kostengünstige Finanzierungsmodelle, auch wenn das bedeutet, dass der Architekt selbst die Gründung einer Genossenschaft „Homebase“ initiieren und mitfinanzieren muss. KLIMA – das Prinzip des CO2-freien Gebäudes, dem Degelo mit seinem „Haus ohne Heizung“ in Erlenmatt oder einem Holzbau in Zermatt mit 70 Zentimetern Strohballendämmung schon sehr nahekommt. Dazu gehört auch die Wiederentdeckung traditioneller Lehmbauweisen beim Bau eines Zentrums für Landwirtschaft für eine Stiftung in Kamerun: erstaunlich ökologische Bauten, die sich bewusst dem Trend widersetzen, westliche Architektur und Technik zu kopieren. Aber auch auf die vorgenannten, eher repräsentativen Projekte ging Heinrich Degelo ein. „Architekten können zu nichts zwingen“, so seine Überzeugung. Und somit steht auch bei diesen Gebäuden die Schaffung von flexiblen Angeboten im Vordergrund.
In der anschließenden Diskussion mit Prof. Ute Meyer, Architektin und Urbanistin aus Biberach, und Prof. Martin Haag, Baubürgermeister in Freiburg, stellte Moderator Wolfgang Riehle die Frage, wie soziale Kompetenz in der Architektur überhaupt entwickelt werden kann. Dabei waren sich die Beteiligten einig, dass hierzu der Kontakt zu den Menschen ganz entscheidend ist: also Kommunikation, die nicht in Büros oder Hörsälen gelernt werden kann.
Und bei der eigentlichen Arbeit sei Interdisziplinarität essenziell, also auch beim Planen und Bauen ein Höchstmaß an Austausch. Abschließend ging es dann noch um nicht weniger als die Verantwortung aller Beteiligten, ganz speziell die der öffentlichen Bauherrschaften, die die Rahmenbedingungen für gute Architektur schaffen müssten. Es kann der Architektur also gelingen, den Menschen und seine Bedürfnisse in den Vordergrund zu stellen – dies war die durchaus optimistische Erkenntnis des Abends.