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Zum vierten Mal bietet das Netzwerk Innenarchitektur des Kammerbezirks Karlsruhe eine Fortbildung zur Thematik an. Dass junge Büros Wettbewerbserfolge erzielen können, zeigen Lisa Schneider und Peter Hoffmann, die 2020 ihr Büro Schneider Hoffmann Architekten gründeten. Florian Hagmüller (schaudt architekten) erläutert den Erfolg interdisziplinärer Wettbewerbe und Thomas Treitz, AKBW-Referent für Vergabe und Wettbewerb, wirft einen Blick auf die Wettbewerbsteams der Zukunft.
Netzwerk Innenarchitektur Kammerbezirk Karlsruhe Architektenkammer Baden-Württemberg
Wettbewerbserfolge für junge Büros…geht doch! Wettbewerbserfolge interdisziplinär mit Innenarchitekt*innen…auch das geht! …wo aber bleiben die Angestellten aller Fachrichtungen in Zukunft bei Wettbewerben? …da muss etwas gehen! im ASF Architekturschaufenster in Karlsruhe am 16.Oktober 2024
Zur Fortsetzung der letzten Veranstaltung „Auf die Plätze-fertig-los! Durchstarten bei Wettbewerben!“ hatte das Netzwerk Innenarchitektur des Kammerbezirks Karlsruhe eingeladen. Ramona Paar vom Netzwerk begrüßte die Gäste, die Referenten Lisa Schneider, Florian Hagmüller und Thomas Treitz , den Kammerbezirksvorsitzenden Andreas Grube und den Vorsitzenden des bdia Baden-Württemberg, Michael Hilkert. Sie stellte kurz die bisherigen Initiativen des Netzwerkes vor: den Flyer „Wettbewerbe erfolgreich mit Innenarchitekten“, die regelmäßige Beteiligung der Fachrichtung seit 2022 in den Jurys bei den Auszeichnungsverfahren „Beispielhaftes Bauen“ der Kammer, die Mitgliederumfrage der Kammer zum Interesse an Wettbewerben, Preisgerichten und Jurys. Der Datenpool zur interdisziplinären Teambildung bei Wettbewerben für alle Kammermitglieder, sei leider noch nicht installiert. Ziel des Netzwerkes sei es vor allem, dass alle Fachrichtungen bei Wettbewerben und dann bei der Beauftragung mit im Boot seien. Leider gebe es regelmäßig Beispiele, wo das auch bei Auslobungen mit Bauen im Bestand ignoriert würde. Andreas Grube und Michael Hilkert betonten in ihren Grußworten die Wichtigkeit von kollegialem Austausch und Dialog auch schon in den Hochschulen, wünschten sich mehr Interdisziplinarität und begrüßten die Initiativen des Netzwerks für ein stärkeres Miteinander. Sylvia Mitschele-Mörmann vom Netzwerk leitete jeweils zu den Referenten über und übergab als Präsente die aktuellen bdia Handbücher. Als erste schilderte Lisa Schneider vom jungen Büro Schneider Hoffmann Architekten Karlsruhe sehr anschaulich den Weg von studentischen Wettbewerben über Wettbewerbe im Angestelltenverhältnis und die Mitarbeit an Wettbewerben in Kooperation mit erfahrenen Kollegen bis zur eigenen Bürogründung 2020 und den ersten Wettbewerbserfolgen. Die Kooperationen hätten den Vorteil, erstmal keine eigenen Referenzen zu benötigen. Man brauche Mut und Idealismus, um bei einem offenen Wettbewerb mit 300 Teilnehmern und geringen Chancen dennoch mitzumachen. Gleiches gelte, wenn man aus Überzeugung von der Auslobung teilweise abweiche. Misserfolge seien vorprogrammiert aber auch ohne Preis würden allmählich wertvolle Referenzen entstehen. Mittlerweile wurde das Büro schon zu Wettbewerben eingeladen und aktuell kämen Preisrichtertätigkeiten hinzu. Dabei zeigte Lisa Schneider auch die Schwierigkeit auf, wenn in knapp bemessener Zeit die einzelnen Wettbewerbsbeiträge von der Jury beurteilt werden müssen. Oft könne kein Wert auf Dinge gelegt werden, die viel Arbeit gekostet hätten. Von diesen Erfahrungen profitiere man aber wieder bei eigenen Teilnahmen und schätze besser ein, auf was es wirklich ankomme. Zu Beginn waren es Wettbewerbe mit kirchlichen Bauaufgaben, mittlerweile interessiere man sich auch für andere Wettbewerbsthemen. Gute Erfahrungen habe man mit dem Einsatz von Werksstudent*innen gemacht. Lisa Schneider hatte reichlich Bildmaterial von Wettbewerbs-arbeiten mitgebracht. Die Teilnehmenden interessierte, wieviel Zeit das Büro in Wettbewerbe investiere und wie hoch die Erfolgsquote sei. Nach einer kurzen Pause berichtete Florian Hagmüller, Partner der dritten Generation bei Schaudt Architekten in Konstanz, die Vorgehensweise seines Büros bei Wettbewerben. Dabei seien die regelmäßige Recherche nach geeigneten Auslobungen, die schnelle Suche nach Partnern anderer Fachrichtungen und die passenden Referenzen wichtig. Das Büro generiere seit Gründung die meisten Aufträge über Wettbewerbe. In der Regel seien immer -2-
Landschaftsarchitekten beteiligt, seltener Innenarchitekten. Für 10-15 Teilnahmen benötige es mindestens die dreifache Zahl an Bewerbungen. Die Einbindung anderer Fachrichtungen erfolge relativ früh. Je mehr Beteiligte desto komplizierter gestalte sich der Prozess. Auch Florian Hagmüller findet den Mut zum Abweichen von der Auslobung richtig und weniger z.B. das wortgenaue Kleben am vorgegebenen Raumprogramm. Der Modellbau werde außer Haus gegeben, weil ein professionelles Modell eine bessere Wirkung erziele bei der knappen Zeit, in der eine Jury sich ein Urteil bilden müsse. Auch lege man den Fokus auf passgenaue Antworten, die der Entwurf auf den jeweiligen Ort geben müsse. Aus Gründen der Wirtschaftlichkeit berücksichtige man mittlerweile die Entfernung vom Bürostandort und das Bauvolumen. Käme es nach einem Wettbewerbsgewinn zum Auftrag seien die von der Politik zu niedrig angesetzten Kosten, nicht berücksichtigte Preissteigerungen und Änderungen, Stopps, Verzögerungen durch die Auftraggeber problematisch. Besonders heikel seien Vertragsgestaltungen durch Fachanwälte mit der Haftung für Kostenober-grenzen. Von 25 ersten Preisen würden ca.60 % zur Realisierung kommen. Anhand von Beispielen verdeutlichte Florian Hagmüller gelungene Ergebnisse interdisziplinärer Teams. Nach diesem Vortrag entspann sich eine rege Diskussion bis zu guter Letzt Thomas Treitz, Referent für Vergabe und Wettbewerb der AKBW, über unterschiedliche Vergabevarianten, Wettbewerbsarten, Wettbewerbsportale, das Vergaberecht als Haushaltsrecht, Schwellenwerte und die wichtigsten Kriterien der RPW informierte. Diese seien Anonymität, Diskriminierungsverbot, Auftragsversprechen, Wettbewerbssummen, qualifizierte Jurys und die Ausstellung der Arbeiten. Thomas Treitz kritisierte die überzogene Forderung von Referenzen, die oft nur von großen Büros erfüllt werden könnten, und die längst fällige Novellierung der RPW. Auslober, die sich an die AKBW wenden, um Wettbewerbe registrieren zu lassen, werden beraten, damit die o.g. Kriterien eingehalten würden. Das bedeute Überzeugungsarbeit, die nicht immer von Erfolg gekrönt sei. Das Wettbewerbs-wesen halte sich auf niedrigem Niveau und solle nicht weniger werden. Auch hätten die Kommunen aktuell drängendere Probleme als Baukultur und wollten so wenig wie möglich unterschiedliche Ansprechpartner. Er verwies auf die Eignungsleihe und die Möglichkeit der Rüge vor allem, wenn es um Projekte gehe, die öffentliche Fördermittel bekämen. Die AKBW könne selbst nicht rügen. Als Tipp nannte er, dass sich Angestellte eine Referenz vom Arbeitgeber bestätigen lassen sollten. Thomas Treitz plädierte für Interdisziplinarität, bedauerte dass Innenarchitekten oft gar nicht zu Wettbewerben selbst bei Bauen im Bestand zugelassen seien und den Vorteil von Netzwerken. Aufgrund der Komplexität von Bauaufgaben wie Bildungs-, Gesundheitswelten u.v.a.m. ging er noch weiter und nannte Transdisziplinarität als Gebot der Zukunft. Die Erweiterung um Fachdisziplinen wie Soziologie, Psychologie, Wirtschafts- und Kommunikationswissenschaften oder Mobilitätsforschung eröffne innovative Denkansätze und gesellschaftlich relevante Impulse.
Netzwerk Innenarchitektur Kammerbezirk Karlsruhe AKBW Sylvia Mitschele-Mörmann, Christiane von der Linde, Ramona Paar
22.Oktober 2024
Dipl.-Ing. (FH) Andreas GrubeFreier Architekt BDA
Dip.-Ing. (FH) Thomas SchrammArchitekt
Die Fachtagung der AKBW beleuchtet aktuelle Themen rund um Wettbewerbe und Vergabeverfahren, richtet sich an auslobende Institutionen, wettbewerbsbetreuende Büros wie Preisrichter:innen. 11.10.24 | 10-16.30 Uhr