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Netzwerk Architekturexport NAX - Planen und Bauen International - Goldgräberstimmung
Es scheint eine reizvolle Aufgabe zu sein, neues Terrain planerisch zu betreten. Immer mehr Architekturbüros stellen sich dieser Herausforderung, indem sie Projekte im europäischen Ausland oder international entwerfen und teilweise auch in allen Leistungsphasen realisieren. Laut einer aktuellen Umfrage des Netzwerk Architekturexport NAX der Bundesarchitektenkammer in Berlin interessiert sich knapp ein Viertel der Deutschen Architekten dafür. „Die internationale Zusammenarbeit steht immer mehr im Fokus – die Märkte liegen mitunter nicht mehr direkt vor der Haustüre“, so begrüßte Wolfgang Riehle, Präsident der Architektenkammer, bei der NAX-Veranstaltung Planen und Bauen international in Stuttgart. Auch gab er zu bedenken, dass in Zukunft immer mehr hiesige Auftraggeber Projekte im Ausland realisierten und gerne ihre Architekten mitnähmen.In diesem Zusammenhang sind Netzwerke für die Vorbereitung des Sprungs ins Ausland sehr wichtig, um mit genügend Hintergrundinformationen über kulturelle Begebenheiten sowie regionale Bedingungen den oft steinigen Weg zu ebnen und um Fettnäpfchen zu vermeiden. Seit zehn Jahren stellt NAX Länderinformationen und Hilfestellungen für exportinteressierte Architekten zur Verfügung, so die Referatsleiterin Dipl.-Vw. Inga Stein-Barthelmes aus Berlin, „und durch Delegationsreisen, Ausstellungen, Messebeteiligungen und den intensiven Austausch mit 45 NAX-Paten, das heißt Architekturbüros mit Auslandserfahrungen, die das Netzwerk unterstützen, werden wichtige Kontaktpersonen und Ansprechpartner gefunden.Denn ohne Partnerschaft geht es nicht. Darüber waren sich alle Mitdiskutanten der Podien einig. Ähnlich wie in einer gutgehenden Ehe ist bei Auslandsprojekten ein verlässlicher kompetenter Partner vor Ort unabdingbar, der sich mit den dortigen Gesetzen, Vorschriften, Sprachen und Gepflogenheiten auskennt. Ist zusammen mit dem Partner und Bauherrn ein Vertrauensverhältnis entstanden, kann die fruchtbare Zusammenarbeit auch zu Folgeaufträgen führen. Dafür sei aber im Vorfeld langer Atem, intensive Kommunikation, mitunter finanzielle Vorleistung und eine gewisse Risikobereitschaft die Voraussetzung.Ein weiterer wichtiger Mosaikstein, um im Ausland Erfolg zu haben, liegt im richtigen Konzept. „Ähnlich wie im Märchen Hase und Igel siegt nicht immer der Schnellste, sondern gewisse Schläue und Strategien gehören ebenso dazu, um Erfolge zu verbuchen“, so Josef Linder von Drees und Sommer. Anders als in Deutschland sind in anderen Ländern enorme Wachstumsmärkte zu erwarten wie beispielsweise Saudi Arabien. Da 60 Prozent der Bevölkerung dort momentan jünger als 20 Jahre alt sind, wittert er in den nächsten Jahren einen enormen Bedarf an Wohnhäusern und Infrastrukturmaßnahmen. Hier wünscht sich Linder eine strategische Allianz zwischen Architekten und Ingenieuren, um vorhandene Chancen durch ein gemeinsames Auftreten besser nutzen zu können.
Die Konkurrenz an Architektur- und Planungsdienstleistung aus anderen Ländern ist sehr groß – aber „Made in Germany“ genießt im Ausland derzeit einen guten Ruf – das war die einhellige Meinung aller Akteure. Dennoch sei Fingerspitzengefühl notwendig um herauszufinden, inwieweit die europäische Erfahrung, beispielsweise hinsichtlich des Städtebaus, den kulturellen oder klimatischen Bedürfnissen des Ziellandes entspricht.„Innovationen entstehen nur, wenn Neues ausprobiert wird. Auch in Ländern, in denen heute noch das Erdöl sprudelt, sind die Menschen empfänglich für erneuerbare Energien und Energieeffizienz, wie beispielsweise bei den Planungen in Masdar.“ Mit diesem Ansatz setzt Prof. Tobias Wallisser sein Know-how über Nachhaltigkeit bei Auslandsprojekten um – unter Berücksichtigung von Klima und Mentalität der Nutzer. Bei einem Forschungslabor in Saudi-Arabien hatte er die Möglichkeit Neues auszuprobieren: Für den sommerlichen Wärmeschutz bekam das Gebäude einen Mantel aus einem Meter dickem Styropor, das mittels einer CNC-Fräse wellenförmige Strukturen erhalten hat, die nach Gesichtspunkten der Verschattung und Lichtlenkung entwickelt wurden. Selbstkritisch hinterfragt Wallisser den Nachhaltigkeitsgedanken bei diesem Projekt – aber die neuen Wege und anderen Sichtweisen eröffnen oft auch neue Horizonte für Planungen in Deutschland.
Martina Kirsch
www.architekturexport.dewww.bw-i.de und www.bw-invest.dewww.bw-engineers.de