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Die Strategiegruppe Klima|Energie|Nachhaltigkeit hat sich im vergangenen Jahr darauf konzentriert, zehn Forderungen als Wahlprüfsteine für die Politik zusammenzustellen, die aus Sicht der Architektenschaft zur Erreichung der Klimaziele sinnvoll und notwendig erscheinen. Herausgekommen ist auch die Überzeugung, dass nur über gesamtgesellschaftliche Ansätze und ganzheitliche Sichtweisen ein wirklicher Wandel zu erreichen ist.
Klaus Wehrle berichtete von einer Vorarlberger Studie, die während eines Zeitraums von drei Jahren den Energieverbrauch unter Berücksichtigung des Nutzerverhaltens in 40 Wohnungen im Niedrigenergie- und Passivhausstandard betrachtet. Das Ergebnis fiel erwartungsgemäß aus: Die Zahlen belegen, dass das Nutzerverhalten die entscheidende Größe bei der Energieeffizienz von Gebäuden darstellt. Es gelte also, die Bewusstseinsbildung zu verbessern, folgerte der Vorsitzende der Strategiegruppe. Entsprechend findet sich in den Wahlprüfsteinen die Forderung von Aufklärungskampagnen für Nutzer.
Unter dem Aspekt der tatsächlich erzielbaren Effekte erscheinen weitere Verschärfungen der EnEV nicht zielführend. Deren Anforderungen seien ohnehin fast an einem Endpunkt angekommen. Jetzt müsse man beginnen anders zu denken, erklärte Diana Wiedemann. Die Klimaschutzziele sehen eine Reduzierung des CO2-Ausstoßes hin zu einer CO2-neutralen Gesellschaft vor. Dafür müssten die energierelevanten Lebens- und Wirtschaftsbereiche in allen vier Sektoren – Industrie, Verkehr, Haushalte und Gewerbe/Dienstleistungen – berücksichtigt werden. In den Niederlanden und in der Schweiz sei man schon weiter. Dort gäbe es bereits CO2-Footprintbetrachtungen pro Person.
Die Strategiegruppe fordert daher in einem weiteren Punkt, ein CO2-Konto für jeden Menschen einzurichten, um alle Energieverbräuche vom Wohnen über die Mobilität, Lebenshaltung und Freizeitgestaltung bis hin zum Konsumverhalten mit zu berücksichtigen. Wie die konkrete Umsetzung aussehen könnte, sei zwar noch nicht abschließend bearbeitet, räumte Anja Stemshorn ein, doch läge dem Konzept die Idee einer Gesamtbetrachtung zugrunde: durch positives Verhalten in einem Bereich die Defizite in einem anderen auszugleichen. Darüber hinaus sei eine unterschiedliche Betrachtungsweise von Neubauten und Bestandsbauten wichtig. Bei Letzterem gelte es vorab genau zu prüfen, ob die geplante Maßnahme wirklich wirtschaftlich und energetisch sinnvoll sei.
Berechnungsverfahren seien insofern oftmals heikel, als sich darin große Fehlerquellen verbergen könnten, gab Monika Fritz zu bedenken. Nicht selten klaffe die Schere zwischen dem errechneten Energiebedarf eines Gebäudes und dem tatsächlich gemessenen Verbrauch weit auseinander. Dies erfordere eine unabhängige, qualifizierte Beratung, eine ganzheitliche Betrachtung sowie kompetente Planung. Auch bei der Anlagentechnik gäbe es mitunter große Differenzen zwischen Wirkungsgraden und den tatsächlichen Werten im eingebauten Zustand – manch einem mag sich hier ein Vergleich mit der Automobilindustrie und ihren Abgaswerten aufdrängen…
Neben der CO2-Reduzierung sei auch ein geringer Ressourceneinsatz zu beachten, betonte ein Landesvertreter. So sei eine lange Lebensdauer der eingesetzten Baustoffe ebenso wichtig wie die Offenheit und Rückbaubarkeit von technischen Anlagen, um auf geänderte Rahmenbedingungen – beispielsweise einem neuen Nahwärmenetz – flexibel reagieren zu können. Die lebhaften Diskussionen zeigten die Relevanz und Vielschichtigkeit des Themas.
Ab Februar sollen nun drei neue Projektgruppen ihre Arbeit aufnehmen zu den Themen: Anpassung an den Klimawandel, Kosten und Nutzen von Nachhaltigkeit sowie Effektiver Klimaschutz. Klaus Wehrle hofft auf aktive Mitarbeit seitens der Delegierten und engagierter Kammermitglieder.
Am Ende einer lebendigen Debatte einigte sich die Landesvertreterversammlung 2015 einstimmig auf die Wahlprüfsteine zu sechs wichtigen berufspolitischen Themen. Sie dienen als Grundlage für Gespräche mit der Politik vor und nach der Landtagswahl am 13. März 2016.