Veranstaltungsort für Tagungen, Seminare, Produktpräsentationen oder Pressekonferenzen.
Informationen für private und gewerbliche Bauherrinnen und Bauherren, Städte und Kommunen.
Seit 1996 findet bundesweit jedes Jahr der "Tag der Architektur" statt. Das Motto für 2018 lautete "Architektur bleibt", passend zum Europäischen Kulturerbejahr, das die EU für 2018 ausgerufen hat. Engagement, Schutz, Nachhaltigkeit und Innovation - das sind die vier Säulen, auf die sich die Ziele des Kulturerbejahres stützen sollen. Gebäude bleiben in der Regel für Jahrzehnte, mitunter für Jahrhunderte stehen, und man kann sich ihrer Wirkung nicht entziehen. Architekten/Innen und Innenarchitekten/Innen schaffen vielfältige Räume und Orte in öffentlichen Gebäuden, auf Plätzen, im Stadtquartier, in einem Mehrfamilienhaus, einem Eigenheim, am Arbeitsplatz, in Schulen oder in Freizeiteinrichtungen. Sorgfältige Planung und maßgeschneiderte Konzepte wirken sich dabei unmittelbar auf die Lebensqualität von Nutzern und Bewohnern aus.
In Baden-Württemberg sind 42 regionale Kammergruppen verantwortlich für die Auswahl und Organisation von ebenso vielen Rundfahrten oder Spaziergängen mit weit über 140 Stationen.
Von Anfang an dabei ist auch die Kammergruppe Neckar-Odenwald-Kreis der Architektenkammer Baden-Württemberg, die dieses Jahr auch wieder vier Bauten ausgewählt hatte.
Der stellvertretende Kammergruppenvorsitzende Josef Scheurich konnte am vergangenen Samstag bei traditionell sommerlichen Temperaturen am Startpunkt in Neckarelz annähernd 30 Gäste begrüßen.
Erste Station war das Amts- und Landgericht Mosbach. Dort wurde die Gruppe vom Präsidenten des Landgerichtes, dem Verwaltungsleiter und einem Kollegen der Vermögen und Bau Baden-Württemberg als Vertreter des Bauherren, nämlich dem Land Baden-Württemberg empfangen und geführt. Der aufgrund von aktuellen Sicherheits- und Brandschutzanforderungen, der Notariatsreform, der Einführung der elektronischen Akte und der erforderlichen Trennung von öffentlichen und nichtöffentlichen Bereichen ab Ende 2016 bis Herbst 2017 durchgeführte Umbau wurde von Ecker Architekten geplant. Bereits im Eingangsbereich und auch in den Gerichtssälen steht helles Eichenholz für Parkett, Akustik-Wandelemente und Richterpulte mit korrespondierender Deckengestaltung im Mittelpunkt, ergänzt durch farbig abgesetzte Lamperien.
Zu Fuß ging es zur nächsten Station der Tour mitten in die Mosbacher Fußgängerzone zum Wohn-und Geschäftshaus Krück-Mellert , einer in der vierten Generation geführten Buchhandlung mit Café in einem Fachwerkhaus von 1601. Im Laufe der Jahrhunderte wurden vormals zwei Häuser unter einem Dach zusammengefasst, bis 1978 jedoch mit unterschiedlichen Eigentümern. Erst der Erwerb ermöglichte einen großen Umbau im gesamten Gebäude.
Beim Umbau in den Jahren 2015 und 2016 wurde die Erschließung mit Treppenhaus und zusätzlichem Einbau eines Aufzuges grundlegend geändert. Entstanden sind im Erdgeschoss und ersten Obergeschoss attraktive Geschäftsräume, im zweiten Obergeschoss zwei Wohnungen und darüber bis hoch ins Dach Ferienwohnungen. Dabei hat der Planer Uwe Krück, Bruder der Bauherrin, mit Dorbath Architekten, Mosbach, gekonnt historisches Ambiente mit modernen Anforderungen z.B. an den Brandschutz in Einklang gebracht. Das Motto des Tages "Architektur bleibt" war bei diesem Objekt besonders deutlich zu spüren.
Mit dem Bus ging es weiter nach Schwarzach zum frisch bezogenen Wohnhaus der Familie Huber. Mit Architekt Martin Huber ist der Planer gleichzeitig auch der Hausherr des am Ende eines Neubaugebietes in herrlicher Hanglage gelegenen KfW- Effizienzhauses 55. Das Hauptgebäude ist in Massivbauweise mit Wärmedämmverbundsystem erstellt, während der über das Hanggeschoss weit auskragende Bereich mit Wohnen, Essen und Kochen in Holztafelbauweise errichtet wurde. Die unterschiedlichen Materialien sind an den Fassaden der voneinander abgesetzten Gebäudeteile, alle mit begrünten Flachdächern, deutlich abzulesen. Die raumhohen Schiebetüren innen und die am Hauptgebäude außen angebrachten elektrischen Holz-Schiebeläden stießen ebenso auf das Interesse der Besucher wie Details der Haustechnik.
Beim letzten Stopp der Tour, dem in den Jahren 2015 bis 2017 umgebauten und erweiterten Feuerwehrgerätehaus Neckarelz/Diedesheim standen Architekt Franz Huber , Diedesheim, und Frau Knapp von der Stadt Mosbach seitens der Bauherrschaft den Gästen Rede und Antwort . Das bestehende Gebäude mit Wohnung im Obergeschoss und Feuerwehr im Erdgeschoss wurde abgebrochen um Platz für einen mehrgeschossigen Neubau zu machen. In den oberen Geschossen sind Schulungs-, Jugend-, Büro-, Aufenthaltsräume, ein großer Versammlungsraum, Sanitärräume und eine Küche untergebracht. Zusätzlich zur Treppe gibt es einen Aufzug zur barrierefreien Er-schließung. Die Feuerwehrmänner und –frauen verfügen jetzt über von der Fahrzeughalle getrennte Umkleide- und Sanitärräume. Die zum Teil erhaltenen, modernisierten bisherigen Fahrzeughallen dienen zur Unterbringung von technischem Gerät und Booten für den Einsatz zu Wasser.
Die Teilnehmer/-innen machten regen Gebrauch von der Möglichkeit, Architektur in dieser Form zu erleben und verbrachten einen informativen und abwechslungsreichen Nachmittag unter fachkundiger Führung. Die Bauherren, die ihre Pforten für die Besichtigungen öffneten, und die Planer erläuterten ihre Projekte und schilderten die jeweiligen Anforderungen und Besonderheiten. Das Interesse der Gäste galt neben der architektonischen Gestaltung und der Funktionalität auch den eingebauten haustechnischen Anlagen und den verwendeten Materialien.
Auch 2019 wird sich die Kammergruppe Neckar-Odenwald-Kreis wieder beteiligen und eine interessante Tour zusammenstellen, turnusgemäß dann im Altkreis Buchen.
Dipl.-Ing. (FH) Josef Scheurich, Architekt