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Mit höchst anregenden Gedanken eröffnete Sigurd Trommer, seit September Präsident der Bundesarchitektenkammer, den zweiten Sitzungstag. Vor seiner Wahl hatte der Diplomingenieur zuletzt 16 Jahre lang als Stadtbaurat in Bonn den Transformationsprozess der ehemaligen Bundeshauptstadt maßgeblich mitgestaltet.
Foto: Udo W. Beier
Auf seinen Berufsstand sieht Trommer indes noch wesentlich größere Aufgaben zukommen: Klimawandel und Ressourcenschutz, Sicherheit, die weiter wachsende Mobilität von Menschen und Unternehmen – „eine solche Zusammenballung von Umbrüchen hat es seit Jahrhunderten nicht gegeben“, so Trommer eindringlich. Architekten seien für solche Aufgaben prädestiniert und gefordert zugleich, „weil kaum ein Berufsstand so breit aufgestellt ist, und weil wir es sind, die die Strukturen planen, in denen Menschen leben“. Aber, so Trommers Befund: „Wir spielen nicht mit. Wir reden bloß drüber.“ Kein Wunder, dass das Sozialprestige in den vergangenen Jahrzehnten gesunken sei, und umso bedauerlicher, dass unter den 736 Mitgliedern des Europäischen Parlaments ganze vier Architekten seien. Dabei gehe es gerade jetzt darum, „Ideen zu entwickeln – in die Gesellschaft hinein und für die Gesellschaft. Die Menschen sind doch süchtig nach gutem Rat!“
Konkret entfaltete Trommer sein Plädoyer für den Blick aufs große Ganze am Beispiel der Nachhaltigkeit. So richtig es sei, einzelne Gebäude energieeffizient zu sanieren, „die eigentliche Aufgabe ist doch, eine Stadt, eine ganze Region klimaneutral zu machen“. Seine Empfehlung: „raus aus dem Hamsterrad, rein in den Hubschrauber“ – erst so würden Zusammenhänge erkennbar. Zu welch scharfen Kontroversen große Entscheidungen bisweilen führen, hat Trommer in Bonn erfahren. Ganz bewusst ließ er mitten in der Stadt ein Müllheizkraftwerk bauen. Die Entscheidung würde er wieder treffen: „Wir müssen diskutieren – aber wir müssen uns auch bekennen!“
In der anschließenden Diskussion bezog Trommer auch zum Thema des Tages klar Stellung: „Ich würde mich mit allem, was ich habe, dafür einsetzen, den Schienenverkehr in die Stadt zu lenken“, sagte er im Hinblick auf „Stuttgart 21“, schließlich sei dies eine Frage der Stadtentwicklung, nicht eine des Landes oder gar Bundes.